Umzug?
Aus diesem Grunde habe ich mich dazu entschlossen, einige meiner Beiträge zu "retten" und auch hier zu veröffentlichen.
Ob ich allerdings zu twoday.net "umziehe" weiß ich derzeit noch nicht.
Mal abwarten, wie´s bei 20six weitergeht...
Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Aus: Das Buch der Bilder
Eine sehr umfangreiche Seite über den viel geliebten und ebenso häufig wegen kitschiger Gedichte gescholtenen Dichter Rainer Maria Rilke mit Biographie, Gedichten, Briefen, Erzählungen und dem einzigen Roman Rilkes "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" bietet Rilke.de.
Reklame
Rainer Maria Rilke - Die Gedichte
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Aus: Neue Gedichte (1907)
Welches ist Ihr Liebesstil?
Wie es Lebensstile gibt, so gibt es auch Liebesstile. Sechs unterschiedliche Liebesstile formulierte der Soziologe John Alan Lee in den Siebzigern:
Eros, Ludus, Storge, Pragma, Mania und Agape.
Ergründen Sie, welcher Liebestyp Sie sind und entdecken Sie, mit welcher Einstellung Sie sich auf die Liebesreise begeben. Quelle und Test
Projekt „Enge Beziehungen“
Bei dem Projekt „Enge Beziehungen“ handelt es sich um eine Längsschnittstudie zum Thema Partnerschaft und Liebe. Die Studie läuft mittlerweile seit zehn Jahren. In unregelmäßigen Abständen haben die Teilnehmer dieser Studie Fragen zu ihrer Partnerschaft mittels Fragebögen beantwortet. Insgesamt wurden die Personen sieben Mal befragt, wobei die erste Befragung im April 1995 stattfand und die letzte im Februar/März 2005.
Liebe – ein Begriff, den die meisten Menschen mit sehr konkreten Vorstellungen verknüpfen. Dennoch wird man bei genauerer Betrachtung sehr schnell feststellen, dass Menschen durchaus unterschiedliche Auffassungen über die Liebe haben. So mag für den einen Menschen Leidenschaft und Sexualität im Vordergrund stehen, eine andere Person spricht demgegenüber vielleicht von der großen Liebe, wenn sie den Menschen gefunden hat, der ihre Interessen teilt und mit dem sie ihre Träume wie z.B. ein schönes gemeinsames Haus verwirklichen kann.
Vorstellungen über die Liebe sind sehr individuell. Geprägt werden sie durch kulturelle Tendenzen einerseits und durch persönliche Erfahrungen andererseits. Ein richtiges oder falsches Verständnis von der Liebe gibt es nicht. Der kanadische Soziologe John Alan Lee (1976) hat den Versuch unternommen, unterschiedliche Formen der Liebe zu klassifizieren, und nennt in seinem Buch „Colors of Love“ sechs Liebesstile (wenn im Folgenden vom Partner die Rede ist, ist selbstverständlich immer auch die Partnerin gemeint):
Romantische Liebe (Eros): Hier steht das Gefühl der Verliebtheit im Vordergrund. Die geliebte Person wird als sehr attraktiv wahrgenommen, löst physiologische Erregung und sexuelles Interesse aus. Der romantisch Verliebte sehnt sich danach, dem anderen möglichst oft nahe zu sein, er möchte dem Partner viel von sich selbst mitteilen und viel von ihm erfahren. Auch das Phänomen der Liebe auf den ersten Blick fällt hierunter.
Besitzergreifende Liebe (Mania): Dieser Liebesstil stellt eine Steigerung der romantischen Liebe dar. Auch hier spielen Sexualität und Leidenschaft eine wichtige Rolle. Darüber hinaus wird der Partner zum absoluten Lebensmittelpunkt. Die geliebte Person erscheint vollkommen und man kann sich nicht vorstellen, ohne sie zu leben. Die dauernde Fokussierung auf den Partner ist häufig auch mit Gefühlen der Eifersucht verbunden.
Freundschaftliche Liebe (Storge): Diese Form der Liebe entsteht aus einer längeren Bekannt- schaft heraus. Über gemeinsame Interessen und Freizeitaktivitäten baut sich allmählich eine Verbindung auf. Sexuelle Anziehung entwickelt sich erst im Laufe der Zeit. Die Beziehung ist durch Toleranz, Vertrauen und Respekt gekennzeichnet.
Spielerische Liebe (Ludus): Dieser Liebesstil steht für sexuelle Freiheit und Ungebundenheit. Es wird keine feste Verbindung mit Verpflichtungen angestrebt, sondern Spaß und Abwechslung stehen im Vordergrund.
Pragmatische Liebe (Pragma): Bei der pragmatischen Liebe spielen in erster Linie Vernunftgründe eine Rolle für das Eingehen einer Beziehung. Ein typischer Grund könnte der Kinderwunsch sein, der leichter mit einem festen Partner zu realisieren ist oder aber man möchte sich eine größere Wohnung leisten. Pragmatisch Orientierte haben eine Reihe von Eigenschaften vor Augen, die ihr zukünftiger Partner besitzen sollte. Wenn sie dann auf eine solche Person treffen, sind sie bereit, eine längerfristige Bindung aufgrund einer soliden Basis einzu- gehen. Gefühle spielen hier keine so große Rolle.
Altruistische Liebe (Agape): Hier steht das Wohl der geliebten Person über dem eigenen Wohlergehen. Man steht dem Partner bei, auch wenn dies auf Kosten eigener Interessen geht. Hilfsbereitschaft bis hin zur Opferbereitschaft sind wichtige Komponenten des partnerschaftlichen Zusammenseins.
Die meisten Menschen lassen sich bezüglich ihrer Partnerschaft nicht nur durch einen Liebesstil beschreiben, häufig liegt eine Kombination verschiedener Liebesstile vor.
Ziel der vorliegenden Studie: Ausgehend von den oben beschriebenen Liebesstilen, war es ein Ziel dieser Studie herauszufinden, wie sich unterschiedliche Formen der Liebe auf die partnerschaftliche Zufriedenheit auswirken. Gibt es Liebesstile, die besonders zufrieden oder gar besonders unzufrieden machen? Darüber hinaus wurde untersucht, inwieweit sich Veränderungen hinsichtlich dieser Liebesstile in den zehn Jahren auf die partnerschaftliche Zufriedenheit auswirken.
Beschreibung der Stichprobe (7. Messzeitpunkt): Zum siebten Messzeitpunkt beantworteten insgesamt 198 Personen (107 Frauen und 91 Männer) Fragen zu ihrer Partnerschaft. Das Alter der Studienteilnehmer lag zwischen 29 und 75 Jahren (Durchschnitt 43 Jahre). 153 dieser 198 Personen sind seit dem ersten Erhebungszeitpunkt im April 1995 mit demselben Partner zusammen, wobei die Beziehungslänge zwischen 10 Jahren und 5 Monaten und 53 Jahren und 11 Monaten (Durchschnitt 18,73 Jahre) variiert. Die nachfolgende Ergebnisdarstellung bezieht sich auf diese Gruppe.
Welche Liebesstile sind wie hoch ausgeprägt?
Wie die nachfolgende Grafik zeigt, erreichen die Liebesstile Storge, Mania und Eros die höchste Zustimmung. Dies deutet darauf hin, dass die Partnerschaft in erster Linie durch Toleranz und Vertrauen gekennzeichnet ist.
Auf der anderen Seite zeigen die hohen Ausprägungen von Mania und Eros aber auch, dass selbst sehr langfristige Beziehungen immer noch durch ein recht hohes Maß an Leidenschaft und Faszination für den Partner geprägt sind.
Ebenfalls hoch ausgeprägt ist die altruistische Liebe und damit die Opferbereitschaft für den Partner. Pragmatische Überlegungen liegen hier im mittleren Bereich, während das Verlangen nach sexueller Freiheit und das Erleben von Abenteuern, wie es für die Spielerische Liebe bezeichnend ist, hier keine große Rolle spielen.
Welche Liebesstile machen besonders zufrieden, welche besonders unzufrieden?
Die Romantische Liebe scheint besonders förderlich für die Beziehungszufriedenheit zu sein. So schätzen Personen, die Eros stärker zustimmen, auch die Beziehungszufriedenheit besonders hoch ein. Allerdings würde die Aussage „Romantik und sexuelles Verlangen nach dem Partner alleine machen glücklich“ zu stark vereinfachen, denn auch die altruistische und die freundschaftliche Liebe beeinflussen das Glück der Partner positiv. Somit ist nicht nur die Leidenschaft wichtig für das Beziehungsglück, sondern auch gemeinsame Interessen, der respektvolle und tolerante Umgang miteinander ebenso wie die Unterstützung des Partners.
Negativ wirkt sich dagegen die spielerische Liebe auf die Beziehungszufriedenheit aus. Die beiden Liebesformen pragmatische und besitzergreifende Liebe stehen in keinem bedeutsamen Zusammenhang mit der Beziehungszufriedenheit.
Wie wirken sich Veränderungen über die Zeit hinsichtlich der Liebesstile auf die Beziehungszufriedenheit aus?
Es ist nahe liegend, dass sich Liebesstile über die Zeit auch verändern können. So wird es nicht in jeder Partnerschaft gelingen, die Leidenschaft über Jahre hinweg auf einem konstant hohen Level zu halten. Auf der anderen Seite könnte es sein, dass gerade in sehr langfristigen Beziehungen die Bereitschaft, Opfer zu erbringen, besonders hoch ausgeprägt ist.
Beeinflussen derartige Veränderungen die Beziehungszufriedenheit?
In der vorliegenden Studie zeigte sich, dass vor allem Veränderungen im Hinblick auf die romantische und die freundschaftliche Liebe einen Einfluss auf die Beziehungszufriedenheit haben. So kam es bei denjenigen Personen, bei denen die Leidenschaft und Anziehungskraft des Partners innerhalb der zehn Jahre nachließ, auch zu einer Abnahme der Beziehungszufriedenheit. Auch eine Abnahme im Hinblick auf die Freundschaftliche Liebe führte dazu, dass die Beziehungszufriedenheit niedriger eingestuft wurde.
Zusammenfassung: Die Liebe – ein Phänomen mit vielen Gesichtern.
Nach Lee (1976) gibt es sechs Formen der Liebe, denen Personen mehr oder weniger zustimmen können.
Die Studie zeigte, dass in langfristigen Beziehungen in erster Linie Toleranz und Vertrauen eine große Rolle spielen. Aber auch die Leidenschaft und Sexualität - Merkmale der romantischen und besitzergreifenden Liebe - sind wichtige Bestandteile dieser Beziehungen.
Sexuelle Abenteuer mit Personen außerhalb der Partnerschaft werden kaum angestrebt. Besonders glücklich machen die romantische Liebe, die freundschaftliche und die altruistische Liebe.
Leidenschaft, Vertrauen und Opferbereitschaft tragen also besonders positiv zur partnerschaftlichen Zufriedenheit bei.
Dementsprechend sinkt die Zufriedenheit in der Partnerschaft, wenn die Romantik nachlässt und es zu einer Verringerung der gegenseitigen Akzeptanz und des Vertrauens kommt. Quelle (pdf-Dokument)
Wer dazu neigt, bei Liebeskummer aus dem Fenster zu springen, sollte sich eine Wohnung im Parterre suchen.
Alberto Sordi
The Fab Four Tea Beutles at Buckingham Palace 1975:
Waiting For The Queen´s Tea To Come
Hauptbildquelle für diese Collage
Die Zubereitung des Tees und das richtige Genießen
Während der ganzen Teegeschichte seit der Han-Zeit änderten sich immer wieder die Teekochmethoden, die sich im Wesentlichen in die folgenden fünf zusammenfassen lassen:
1. Kochen
Teepulver wird im Kessel gekocht, eine Methode, die vor allem vor der Tang-Dynastie praktiziert wurde. Lu Yu hat in seinem Buch über den Tee ausführlich darüber berichtet. Konkret wurde so verfahren: Tee wurde zu Pulver gemahlen und Wasser guter Qualität auf Holzkohlenfeuer zum Kochen gebracht. Beim Siedenpunkt kam das Teepulver hinein. Dann wurde weiter gekocht, bis sich Schaum, "Bomo" genannt, bildete. Man schöpfte den Schaum ab und gab ihn in ein Gefäß. Den Tee brachte man erneut zum Sieden und im Moment des Siedens den Schaum wieder hinzu. War alles gleichmäßig vermischt, war der Tee trinkfertig.
2. Aufbrühen
Bereits in der Tang-Zeit praktiziert, war diese Methode hauptsächlich in der Song-Zeit verbreitet. Man kochte das Teepulver nicht mehr, sondern goss kochendes Wasser darüber, wobei man ständig mit einem Stäbchen umrührte. Die Menge und die Qualität des Schaums, der sich dabei bildete, hingen von der Form des Stäbchens und der Rührweise ab. Bei sehr kräftigem Rühren entstand ein schneeweißer Schaum. Es gab Wettbewerbe, bei welchen derjenige, der den am längsten haltenden Schaum erzeugte, als Sieger abschnitt. "Der Schaum schwebt wie eine weiße Wolke über der Schale", so heißt es in einer Schilderung aus der Song-Dynastie. In den heutigen Teezeremonien in Japan wird diese Methode des Aufbrühens und Rührens noch praktiziert, allerdings bildet sich dabei kein Schaum, wahrscheinlich deshalb nicht, weil das Teepulver nicht fein genug ist und nicht ausreichend kräftig gerührt wird.
3. Aufbrühen von Tee mit Blütenknospen
Der Erfinder dieser Methode war Zhu Quan in der Ming-Dynastie. Man gab Blütenknospen von Winterkirche, Osmanthus oder Jasmin zusammen mit Teepulver in eine Schale und goss kochendes Wasser darüber. Unter der Einwirkung des heißen Wassers öffneten sich die Knospen und verbreiteten ihren Wohlgeruch. Man beobachtete den Vorgang des Öffnens der Knospen und gab sich dabei der Vorfreude auf den Teegenuss hin.
4. Aufbrühen von Tee mit Trockenfrüchten und Nüssen
Hierbei gießt man heißes Wasser auf den mit Trockenfrüchten, Walnüssen, Kürbiskernen, Kiefernkernen gemischten Tee.
5. Aufgießverfahren
Dies ist die übliche Methode, die von der Ming-Dynastie bis heute währt. Je nach den regionalen Teesorten gibt es kleine Unterschiede, sowohl die Wassertemperatur als auch die Dauer des Ziehens betreffend. Grüner Tee wie z.B. der "Drachenbrunnentee" (Longjing) ist sehr zart und liebt keine zu hohe Wassertemperatur. Nach dem zweiten oder dritten Aufguss verliert der Drachenbrunnentee bereits seinen Geschmack. Schwarzer Tee besteht aus härteren und dickeren Blättern, dementsprechend muss man diesen Tee länger ziehen lassen. Wirkliche Teekenner können aus der Form und dem Duft des Tees die Sorte und den Herkunftsort feststellen. Der Drachenbrunnentee ist flach und länglich, während der Baihao-Tee nadelförmig und der Perlentee rundlich aussieht. Auch die Farbe des fertigen Getränks kariiert sehr stark. Manche Teeblätter schwimmen im Wasser, während andere sich ganz absetzen. Bei manchen Sorten wie beim Dahongpao-Tee sind die Teeblätter wie mit einem goldenen Ring am Rand versehen.
Das Einschenken des Tees verlangt Fingerspitzengefühl. Sollen mehrere Tassen gefüllt werden, so schenkt der Fachmann nicht eine nach der anderen voll, sondern macht einige Runden, damit das Teewasser aus unterschiedlichen Schichten gleichmäßig auf die Tassen verteilt wird.
Die Kunst des Teetrinkens verlangt nach einem entsprechenden Milieu. In der alten Zeit pflegte man große Tee-Empfänge zu veranstalten. Die Qing-Kaiser Kangxi und Qianlong luden oft mehere tausend Gäste in der Halle der Höchsten Harmonie im Kaiserpalast zu solchen Tee-Empfängen ein. Im Allgemeinen zog man für eine Teestunde aber einen kleinen Kreis von drei bis fünf Personen vor. Man suchte dafür einen ruhigen Ort aus: an einem Bach oder im Bambushain, in einem alten Kloster, in einem kleinen Pavillon, im Hausgarten. Man trank Tee, bewunderte die Blumenpracht, beobachtete die Fische. Der Ming-Maler Tang Yin hat in seinem Gemälde Szene beim Teetrinken die folgende Situation festgehalten: Die helle Strohhütte befindet sich am Fuß eines hohen, mit alten Bäumen bewachsenen Berges; um Bambuszäune herum wachsen üppig Pflanzen; in der Strohhütte trinken Menschen genüsslich den Tee.
Die Teekenner in der Ming-Zeit bauten gern im eigenen Hof einen Teepavillon. Vor dem Teekochen zündete man Weihrauchstäbchen an, dann wurden alle Teegeräte gewaschen. Der Tee wurde in der Regel mit Freunden gemeinsam zubereitet. Dichtend und malend, trank man Tee. Man traf sich auch gern an einem hellen Mondabend im Herbst zum Tee.
Li Qingzhao, eine Dichterin aus der Song-Zeit, war eine leidenschaftliche Teetrinkerin. Von ihr kennt man heute fast nur noch ihre sentimentalen, traurigen Gedichte. In Wirklichkeit hatte sie eine glückliche Familie. Ihr Ehemann Zhao Mingcheng war Kunstkenner, und sie beide dichteten gern beim Tee. Oft ging es dabei sehr heiter zu, so dass Li Qingzhao mitunter in Lachen ausbrach und Tee versprühte. Quelle: Die chinesische Teekultur
In seinem Abschiedsbrief an seine Frau Mary schrieb Kurt Tucholsky, bevor er sich am 20. Dezember 1935 mit einer Überdosis Schlaftabletten (versehentlich?) selbst tötete:
"Wenn Liebe das ist, was einen ganz und gar umkehrt, was jede Faser verrückt, so kann man das hier und da empfinden.
Wenn aber zur echten Liebe dazu kommen muß, daß sie währt, daß sie immer wieder kommt, immer und immer wieder- : dann hat man nur ein Mal in seinem Leben geliebt."
Bildquelle: Spiegel Online
Immer mehr Menschen stellen sich die Frage, ob Namen nur Schall und Rauch sind oder aber die alte Weisheit, dass nomen auch gleichzeitig als omen zu verstehen sei, Gültigkeit besitze.
Ist also Felix glücklich, Petra felsenfest, Beate glückselig oder hinkt jede Claudia, sei es körperlich oder geistig und inwieweit ist Martin kriegerisch veranlagt?
Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Namen und dem Charakter einer Person?
Bestimmt der Name das Schicksal eines Menschen oder wird der Name erst durch das Verhalten einer bestimmten Person als sympathisch oder unsympathisch empfunden?
Oder anders gefragt: Kann jemand der Oliver, Kevin oder Jessica heißt etwas für den schlechten Geschmack seiner Namensgeber und ist es darum gerecht, dass diese Menschen für den Rest ihres Lebens darunter leiden müssen, so gerufen zu werden, wo es doch durchaus Alternativen gibt, wie Olaf, Bengt, Swantje oder klassisch Hans-Werner, Karl-Heinz, Klaus-Dieter oder einfach nur Detlef oder Manfred?
So muss sich ein jeder den Fragen des modernen Lebens stellen und sich selbst die Antwort auf diese geben: Warum heißen plötzlich alle Oliver?
während das Nichts nichtet.
So weit der, von manchen als der "größte" deutsche Philosoph des vergangenen Jahrhunderts bezeichnete Herr Martin Heidegger.
Herr Ludwig Wittgenstein aber meinte: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen."
Doch Heidegger hörte ihn wohl nicht und ich bin jetzt auch lieber still.
Während das "Unterschichtenfernsehen" sich weitestgehend des Denglischen bedient und meint, seine dumpfbeuteligen Formate mit wohlklingelndem Englisch hart an der Tinnitusgrenze "Talk Talk", "taff", "Emergency Room" und so weiter, aufzuwerten, pflegt der akademisch eingebildete Neudeutsch-Sprecher seinen Standes-Dünkel mittels Verwendung exotischster Fremdwörter.
Es tangiert ihn peripher, ob der Rezipient der elaborierten Kommunikation folgen kann oder nicht, denn es geht ihm ja gerade darum nicht verstanden zu werden, sondern bewundert.
Über diese kleine Eitelkeit soll sich der Satiriker Kurt Tucholsky köstlich amüsiert haben, wenn er sich auf einer Feier des Bildungsbürgertums langweilte, indem er ein selbsterfundenes Fremdwort ins Gespräch streute und darauf ein Gespräch aufbaute.
Keiner der Anwesenden fragte ihn jemals nach Sinn oder Unsinn dieses Fremdwortes.
Wer sich ein kleines Archiv an stets passenden Phrasen für die nächste Party zulegen möchte, kann sich der flotten Phrasendreschmaschine bedienen, die sogar die intellektuelle Grundausrichtung berücksichtigt. Viel Spaß!
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Also, ran an die Tasten und verbale Kommunikationskompetenz beweisen, denn:
Mit unserem außergewöhnlich hohen Spezialisierungsgrad verfügen wir über das Fachwissen, die Gewinnorientierung signifikant zu verdeutlichen.
Oder einfach gesagt:
Wir evaluieren unsere zukunftsweisenden Wachstumschancen, um den Wissenstransfer der outsourcing-orientierten Datenflüsse zu erweitern.
Spielverderbersprüche (pfui;-):
Fremdwörter verraten entweder Armut oder Nachlässigkeit.
Immanuel Kant (1724 - 1804)
Wer so spricht, daß er verstanden wird, spricht immer gut.
Molière (1622 - 1673)
Wer richtiges Denglisch sprechen will, braucht Vokabeln.
Das ist der Stolz jedes Autors: Wer ein Buch klaut, liest es auch.
Francisco García Gonzalez
Learning Denglisch Lesson I |
Wehret dem Denglisch
Ist die deutsche Sprache in Gefahr?
Jede City hat einen Shuttle zum Supermarkt, jedes Handy bald eine Flatrate, über das der beigelegte Flyer informiert. Wir kaufen Tickets, schauen News und kleiden uns mit T-Shirts, Tops und Outdoor Jackets. Im Radio gibt es fast nur englischsprachige Songs und die Stellenanzeigen der Wirtschaft sind ohne Englischkenntnisse kaum noch zu verstehen.
Anglizismen und künstlich geschaffene Wörter ("Denglisch") nehmen in der deutschen Sprache immer mehr Platz ein. Dagegen wehrt sich der "Verein deutscher Sprache e.V.".
Aus sieben Gründungsmitgliedern von 1997 ist mittlerweile eine stattliche Zahl von fast 30.000 geworden. In Köln protestierten sie gegen die Ausbreitung des "Denglisch". Die Vermischung von Deutsch und Englisch ist hierzulande längst eine Selbstverständlichkeit. Und immer mehr Unternehmen führen das Englische als Konzernsprache ein. Die Deutschen umarmen die Fremdsprache so bereitwillig wie keine andere Nation in Europa.
Haben wir eine "Ich-Störung", eine Art Selbsthass, bedingt durch die Geschichte des Dritten Reiches? Das es auch anders geht, zeigt Frankreich. Hier gilt die eigene Sprache als Kulturgut Nummer Eins, das per Gesetz geschützt wird.
Ist die deutsche Sprache in Gefahr? Und könnte Frankreich ein Vorbild sein? Oder ist der Weg der "Grande Nation" ein zum Scheitern verurteilter Versuch, sich der Globalisierung entgegen zu stemmen? Diesen Fragen geht Harold Woetzel in seiner Dokumentation "Wer rettet die deutsche Sprache?" nach. Quelle Wer rettet die deutsche Sprache?
Sprüche und Zitate zur deutschen Sprache
Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS)
Lucius Apuleius wurde um 125 n. Chr. in Madaura (Nordafrika) geboren. Er starb nach 180 n. Chr. Mit dem >Goldenen Esel< schuf er den ältesten Schelmenroman der Weltliteratur, in dem sich die gesunde Sinnlichkeit und Lebensbejahung der Antike spiegeln.
Durch die aonischen Städte, berühmt als Seher der Zukunft, Gab dem fragenden Volke Tiresias treffende Antwort. Gleich die bläuliche Nymphe Liriope machte die Probe Seines unfehlbaren Spruchs: die einst in gekrümmeter Wallung Rings Cephisos umhegt', und in bergenden Wogen ihr Brautbett Wölbete. Diesem gebar im Laufe der Monden die Schönste Ein holdseliges Kind, schon damals Nymphen bezaubernd, Und Narcissus genannt. Um ihn gefraget, ob jener Völlig gereift sehn würde das Ziel des höheren Alters, Gab der erleuchtete Mann: Wenn er sich nicht kennet! zur Antwort. Lang' in den Wind schien solches geweissagt: endlich bewährt es Tat und Erfolg, und des Todes Gestalt, und die Neuheit des Wahnsinns. Jetzo hatte Narcissus den fünfzehn Jahren noch eines Ihn, da er Hirsche zum Garn hertummelte, schaute die Nymphe Als sie den Jüngling anjetzt durch buschige Lager des Wildes Siehe, der Knab', abirrend vom treuen Gefolg' der Begleiter, So nun hatt' er die Echo, und so in Gebirge und Fluten Dort war ein lauterer Quell, mit silberhellem Gewässer, Hat unglücklicher einer, o Waldungen, sagt er, geliebet? Jener sprach's; und zur selben Gestalt umkehrend, wie sinnlos, Willst du entfliehn? Bleib, fleh' ich! Verlaß, o Grausamer, rief er, Schmerzvoll reißt er herab den oberen Rand des Gewandes, Jetzo senkt er das Haupt kraftlos im grünenden Grase; |
Orpheus und Eurydike
Der unvergleichliche Sänger Orpheus war ein Sohn des thrakischen Königs und Flußgottes Öagros und der Muse Kalliope. Apollon selbst, der melodische Gott, schenkte ihm ein Saitenspiel, und wenn Orpheus dasselbe rührte und dazu seinen herrlichen Gesang, den seine Mutter ihn gelehrt hatte, ertönen ließ, so kamen die Vögel in der Luft, die Fische im Wasser, die Tiere des Waldes, ja die Bäume und Felsen herbei, um den wundervollen Klängen zu lauschen. Seine Gattin war die holdselige Najade Eurydike, und sie liebten sich beide auf das zärtlichste. Aber ach, nur allzu kurz war ihr Glück; denn kaum waren die fröhlichen Lieder der Hochzeit verstummt, da raffte ein früher Tod die blühende Gattin dahin. Auf grüner Aue lustwandelte die schöne Eurydike mit ihren Gespielinnen, den Nymphen; da stach sie eine giftige Natter, die im Grase versteckt lag, in die zarte Ferse, und sterbend sank die Liebliche ihren erschreckten Freundinnen in die Arme. Unaufhörlich hallten nun die Berge und Täler vom Schluchzen und Klagen der Nymphen wider, und unter ihnen jammerte und sang Orpheus, seinen Schmerz in wehmütigen Liedern austönend; da trauerten die Vöglein und die klugen Hirsche und Rehe mit dem verlassenen Gatten. Aber sein Flehen und Weinen brachte die Verlorne nicht zurück. Da faßte er einen unerhörten Entschluß: Hinunter in das grausige Reich der Schatten wollte er steigen, um das finstere Königspaar zur Rückgabe Eurydikes zu bewegen. Durch die Pforte der Unterwelt bei Tainaron ging er hinab; schaurig umschwebten die Schatten der Toten den Lebenden, er aber schritt mitten durch die Schrecknisse des Orkus, bis er vor den Thron des bleichen Hades und seiner strengen Gemahlin trat. Dort faßte er seine Leier und sang zum süßen Klange der Saiten: »O ihr Herrscher des unterirdischen Reiches, gönnet mir, Wahres zu reden, und höret gnädig meine Bitten an! Nicht kam ich herab, von Neugier getrieben, den Tartaros zu schauen, nicht um den dreiköpfigen Hund zu fesseln; ach nein, um der Gattin willen nah ich mich euch. Vom Biß der tückischen Natter vergiftet, sank die Teure in der Jugend Blüte dahin, nur wenige Tage war sie meines Hauses Stolz und Freude. Sehet, ich wollte es tragen, das unermeßliche Leid; als Mann hab ich lange gerungen. Aber die Liebe zerbricht mir das Herz, ich kann nicht ohne Eurydike sein. Darum fleh ich zu euch, furchtbare, heilige Götter des Todes! bei diesen grauenvollen Orten, bei der schweigenden Öde eurer Gefilde: Gebt sie mir wieder, die traute Gattin; laßt sie frei, und schenket ihr das allzufrüh verblühte Leben von neuem! Aber kann es nicht sein, o so nehmet auch mich unter die Toten auf, nimmer kehr ich ohne sie zurück.« Also sang er und rührte mit den Fingern die Saiten. Siehe, da horchten die blutlosen Schatten und weinten. Der unselige Tantalos haschte nicht mehr nach den entschlüpfenden Wassern, Ixions sausendes Rad stand still, die Töchter des Danaos ließen ab vom vergeblichen Mühen und lehnten horchend an der Urne, Sisyphos selbst vergaß seiner Qual und setzte sich auf den tückischen Felsblock, den sanften Klagetönen zu lauschen. Damals, so sagt man, rannen selbst von den Wangen der furchtbaren Eumeniden Tränen hernieder, und das düstere Herrscherpaar fühlte sich zum ersten Mal von Mitleid bewegt. Persephone rief den Schatten Eurydikes, der unsicheren Schrittes herankam. »Nimm sie mit dir«, sprach die Totenkönigin, »aber wisse: nur wenn du keinen Blick auf die Folgende wirfst, ehe du das Tor der Unterwelt durchschritten, nur dann gehört sie dir; doch schaust du dich zu frühe nach ihr um, so wird dir die Gnade entzogen.« Schweigend und schnellen Schrittes klimmen nun die beiden den finstern Weg empor, vom Grauen der Nacht umgeben. Da ward Orpheus von unsäglicher Sehnsucht ergriffen, er lauschte, ob er nicht den Atemzug der Geliebten oder das Rauschen ihres Gewandes hörte - aber still, totenstill war alles um ihn her. Von Angst und Liebe überwältigt, seiner selbst kaum mächtig, wagte er es, einen schnellen Blick rückwärts nach der Ersehnten zu werfen. O Jammer! Da schwebt sie, das Auge traurig und voll Zärtlichkeit auf ihn heftend, zurück in die schaurige Tiefe. Verzweiflungsvoll streckt er die Arme nach der Entschwindenden. Ach, umsonst! Zum zweiten Male stirbt sie den Tod, doch ohne Klage - hätte sie klagen können, so innig geliebt zu sein? Schon ist sie fast seinen Blicken entschwunden: »Leb wohl, leb wohl!« so tönt es leise verhallend aus der Ferne. Starr vor Gram und Entsetzen stand Orpheus zuerst, dann stürzte er zurück in die finsteren Klüfte; aber jetzt wehrte ihm Charon und weigerte sich, ihn über den schwarzen Styx zu fahren. Sieben Tage und Nächte saß nun der Arme am Ufer, ohne Speise und Trank; zahllose Tränen vergießend, um Gnade fleht er die unterirdischen Götter; aber diese sind unerbittlich, zum zweiten Male lassen sie sich nicht erweichen. So kehrt er denn gramvoll auf die Oberwelt zurück in die einsamen Bergwälder Thrakiens. Drei Jahre lang lebte er so dahin, allein, die Gesellschaft der Menschen fliehend. Verhaßt ist ihm der Anblick der Frauen, denn ihn umschwebt das liebliche Bild seiner Eurydike: Ihr gelten alle seine Seufzer und Lieder, ihrem Andenken die süßen klagenden Töne, die er der Leier entlockt. So saß der göttliche Sänger einst auf einem grünen, schattenlosen Hügel und begann sein Lied. Alsbald bewegte sich der Wald, näher und näher rückten die mächtigen Bäume, bis sie den Sitzenden mit ihren Zweigen überschatteten; und auch die Tiere des Waldes und die munteren Vögel kamen heran und lauschten im Kreise den wundervollen Tönen. Da durchstürmten thrakische Weiber schwärmend die Berge, das tolle Fest des Dionysos feiernd. Sie haßten den Sänger, der seit dem Tode der Gattin alle Frauen verschmähte. Jetzt erblickten sie den Verächter. »Dort seht ihn, der uns verhöhnt!« so rief die erste der rasenden Mänaden, und im Nu stürzten sie tobend auf ihn ein, indem sie Steine und Thyrsosstäbe schleuderten. Noch lange schützten die treuen Tiere den geliebten Sänger; wie aber der Klang seiner Weisen allmählich in dem Wutgeheul der wahnsinnigen Weiber verhallte, flohen sie erschreckt ins Dickicht des Waldes. Da traf ein geschleuderter Stein die Schläfe des Unglücklichen; blutend sank er in den grünen Rasen; ach, durch den liederreichen Mund, der Felsen und Bergwild gerührt, entfloh die Seele. Kaum war die mörderische Rotte entwichen, da kamen die Vögel schluchzend herbeigeflattert, traurig nahten die Felsen und alles Getier; auch die Nymphen der Quellen und Bäume eilten zusammen, in schwarze Gewänder gehüllt. Um Orpheus klagten sie alle und begruben seine verstümmelten Glieder. Das Haupt aber und die Leier nahm die schwellende Flut des Hebros auf und trug sie mitten im Strome dahin. Noch immer klang es wie süßer Klagelaut von den Saiten und von der entseelten Zunge, leise antworteten die Ufer mit wehmütigem Widerhall. So trug der Strom das Haupt und die Leier hinaus in die Meeresfluten bis an das Gestade der Insel Lesbos, wo die frommen Einwohner beides auffingen. Das Haupt bestatteten sie, und die Leier hängten sie in einem Tempel auf. Daher kommt es, daß jene Insel so herrliche Dichter und Sänger erzeugt hat; ja selbst die Nachtigallen sangen dort lieblicher als anderswo, um das Grab des göttlichen Orpheus zu ehren. Seine Seele aber schwebte hinab ins Schattenreich. Dort fand Orpheus die Geliebte wieder, und nun weilten sie, ungetrennt und selig umschlungen, in den Gefilden Elysiums, auf ewig miteinander vereinigt. Quelle: "Projekt Gutenberg-DE" - Sagen des klassischen Altertums - Gustav Schwab
Philemon und Baucis
Auf einem Hügel im Lande Phrygien steht eine tausendjährige Eiche und dicht neben ihr eine Linde von gleichem Alter, beide von einer niedrigen Mauer umgeben. Mancher Kranz ist an den Ästen des nachbarlichen Paares aufgehängt. Nicht weit davon breitet ein sumpfiger See die seichte Flut; wo vordem bewohntes Erdreich war, da flattern jetzt nur Taucher und Fischreiher umher. Einst kam in diese Gegend Vater Zeus mit seinem Sohne Hermes, der nur den Stab, nicht aber den Flügelhut trug. In menschlicher Gestalt wollten sie die Gastlichkeit der Menschen versuchen; darum klopften sie an tausend Türen, um ein Obdach für die Nacht bittend. Aber hart und selbstsüchtig war der Sinn der Bewohner, so daß die Himmlischen nirgends Einlaß fanden. Siehe, da stand ein Hüttchen am Ende des Dorfes, niedrig und klein nur, mit Stroh und Sumpfrohr gedeckt; aber im ärmlichen Hause wohnte ein glückliches Paar, der biedre Philemon und Baucis, sein gleichaltriges Weib. Dort hatten sie zusammen die frohe Jugend durchlebt, dort waren sie zu weißhaarigen Alten geworden. Sie machten keinen Hehl aus ihrer Armut, aber leicht ertrugen sie ihr dürftiges Los, heiter und freundlich, in herzlicher Liebe, wenn auch kinderlos, schalteten sie in dem niedrigen Häuschen, das sie allein miteinander bewohnten. Als nun die hohen Gestalten der beiden Götter diesem ärmlichen Dache sich nahten und die niedere Pforte mit gebücktem Haupte durchschritten, kam ihnen das wackre Paar mit herzlichem Gruße entgegen, der Greis stellte die Sessel zurecht, die Baucis mit grobem Gewebe bedeckte, und bat die Gäste, sich auszuruhen. Das Mütterchen eilte geschäftig zum Herde, stöberte in der lauen Asche nach einem glimmenden Funken, häufte trocknes Holz und Reisig und blies aus dem Qualm mit schwachem Atem die Flamme an. Drauf trug sie gespaltenes Holz herzu und schob es unter den kleinen Kessel, der über dem Feuer hing. Unterdessen hatte Philemon Kohl aus dem wohlbewässerten Gärtchen geholt, den die Alte eifrig entblätterte, hob mit der zweizinkigen Gabel einen geräucherten Schweinsrücken von der rußigen Decke des Gemaches (lange hatten sie ihn zu festlicher Gelegenheit aufgespart) und schnitt ein mäßiges Stück von der Schulter, um es ins siedende Wasser zu werfen. Damit nun aber den Fremdlingen die Weile nicht lang werde, bemühten sie sich, durch harmloses Gespräch sie zu unterhalten. Auch gossen sie Wasser in die hölzerne Wanne, auf daß jene am Fußbad sich erquickten. Freundlich lächelnd nahmen die Götter das liebreich Gebotene an, und während sie die Füße behaglich ins Wasser streckten, richteten die guten Wirte das Ruhebett. Dieses stand inmitten der Stube, mit Teichschilf waren die Polster gestopft, von Weidengeflecht die Füße und das Gestell; aber Philemon brachte Teppiche geschleppt, die sonst nur an festlichen Tagen hervorgeholt wurden - ach, auch sie waren alt und schlecht, und dennoch legten die göttlichen Gäste sich gern darauf, um nun das fertige Mahl zu genießen. Denn jetzt stellte das Mütterchen, geschürzt und mit zitternden Händen, den dreibeinigen Tisch vor das Lager, und da er nicht fest stehen wollte, schob sie dem zu kurzen Fuß eine Scherbe unter; darauf rieb sie die Platte mit frischer Krauseminze und trug die Speisen auf. Da waren Oliven, herbstliche Kornelkirschen, eingemacht in klarem, dicklichtem Safte, auch Rettich, Endivien und trefflicher Käse und Eier, in warmer Asche gesotten. Alles das brachte Baucis auf irdenem Geschirr, und dabei prangte der bunte tönerne Mischkrug und zierliche Becher aus Buchenholz, innen mit gelbem Wachs geglättet. Weder von hohem Alter noch gar zu süß war der Wein, den der redliche Wirt einschenkte. Jetzt aber sandte der Herd die warmen Gerichte, und die Becher wurden zur Seite geschoben, damit es an Platz nicht mangle für den Nachtisch. Nüsse, Feigen und runzlichte Datteln wurden herbeigetragen, auch zwei Körbchen mit Pflaumen und duftenden Äpfeln; selbst Trauben vom purpurnen Weinstock fehlten nicht, und in der Mitte der Tafel prangte eine weißliche Honigscheibe. Die schönste Würze des Mahles aber waren die guten freundlichen Gesichter der wackern Alten, aus denen Freigebigkeit und treuherziger Sinn sprachen. Während nun alle an Speise und Trank sich labten, bemerkte Philemon, daß der Mischkrug trotz der immer von neuem gefüllten Becher sich nicht leeren wollte und stets der Wein wieder bis zum Rande emporwuchs. Da erkannte er mit Staunen und Furcht, wen er beherbergte; ängstlich flehte er samt seiner greisen Genossin mit emporgehobenen Armen und demütig gesenkten Augen, daß sie gnädig auf das dürftige Mahl schauten und ob der schlechten Bewirtung nicht zürnten. Ach, was sollen sie nur den himmlischen Gästen bieten? Richtig, da fällt ihnen ein: draußen im Ställchen ist ja die einzige Gans, die wollen sie sogleich opfern! Beide eilen hinaus, aber die Gans ist schneller als sie; mit Geschrei und flatternden Flügeln entwischt sie den keuchenden Alten und lockt sie bald hier-, bald dorthin. Zuletzt gar rannte sie ins Haus hinein und verkroch sich hinter den Gästen, als ob sie die Unsterblichen um Schutz flehte. Und er ward ihr gewährt; die Gäste wehrten dem Eifer der beiden Alten und sprachen mild lächelnden Mundes also: »Wir sind Götter! Der Menschen Gastlichkeit zu erforschen, stiegen wir nieder zur Erde. Eure Nachbarn fanden wir ruchlos, und sie sollen der Strafe nicht entrinnen. Ihr aber verlaßt dieses Haus und folget uns hinauf auf die Höhe des Berges, damit ihr nicht unschuldig mit den Schuldigen leidet.« Die beiden gehorchten; auf Stäbe gestützt, strebten sie mühsam den steilen Berg hinan. Noch einen Pfeilschuß waren sie vom höchsten Gipfel entfernt, da wandten sie ängstlich den Blick und sahen die ganze Flur in einen wogenden See verwandelt, nur einzig ihr Häuschen war von allen Gebäuden noch übrig. Während sie noch staunten und das Schicksal der andern beweinten, siehe, da ward die alte ärmliche Hütte zum ragenden Tempel; von Säulen getragen, schimmerte das goldne Dach, Marmor deckte den Boden. Und jetzt wandte sich Zeus mit gütigem Antlitz zu den zitternden Alten und sprach: »Saget mir, du redlicher Greis und du, des Redlichen würdige Gattin, was wünschet ihr euch?« Nur wenige Worte wechselte Philemon mit seinem Weibe, dann sprach er: »Eure Priester möchten wir sein! Vergönnet uns, jenes Tempels zu pflegen. Und weil wir so lange in Eintracht miteinander gelebt haben, o so lasset uns beide in einer Stunde dahinsterben; dann schau ich niemals das Grab des lieben Weibes, noch muß mich jene bestatten.« Ihr Wunsch ward erfüllt. Sie hüteten beide des Tempels, solange ihnen das Leben gegönnt ward. Und als sie einst, von Alter und Jahren aufgelöst, zusammen vor den heiligen Stufen standen, des wundervollen Geschickes gedenkend, da sah Baucis ihren Philemon und Philemon seine Baucis in grünem Laube verschwinden; schon wuchsen um beider Antlitz schattige Wipfel in die Höhe. »Leb wohl, du Trauter!« »Leb wohl, du Liebe!« so sprachen sie beide wechselnd, solang sie noch zu reden vermochten. So endigte das ehrwürdige Paar; er ward zur Eiche, sie zur Linde, und noch im Tode stehen sie traulich zusammen, wie sie im Leben unzertrennlich waren. Fromme sind den Göttern wert; Ehre wird denen zuteil, die Ehre erweisen. Quelle: "Projekt Gutenberg-DE" - Sagen des klassischen Altertums - Gustav Schwab
Sokrates (altgriech. Sokrátes / Σωκράτης * 469 v. Chr.; † 399 v. Chr. (hingerichtet/vergiftet)) war ein griechischer Philosoph; er lebte und wirkte in Athen. Er gilt als eine der Hauptgestalten der griechischen Philosophie und des abendländischen Denkens.
Biographische Informationen über Sokrates sind nur spärlich überliefert - vor allem durch seine Schüler Platon und Xenophon. Er selbst hat nichts Schriftliches hinterlassen.
Als gesichert kann angesehen werden, dass Sokrates als Sohn des Bildhauers Sophronikos und der Hebamme Phainarete in Athen geboren wurde. Er war mit Xanthippe verheiratet. Die verbreitete Ansicht, sie sei ein durch und durch 'zänkisches Weib' gewesen, wird durch die Quellen nicht belegt. Aus dieser Ehe stammten drei Söhne. Die beiden Jüngsten waren zum Zeitpunkt des Todes ihres Vaters vermutlich unter 10 Jahre alt. Sokrates hatte von seinen Eltern ein kleines Vermögen geerbt, das ihm und seiner Familie ein bescheidenes, aber unabhängiges Auskommen ermöglichte. Ob er den väterlichen Beruf eines Bildhauers erlernt hat, wird von der Forschung unterschiedlich beantwortet.
Es ist nicht bekannt, wer die Lehrer von Sokrates waren, aber es wird angenommen, dass er sich mit Ideen von Parmenides von Elea, Heraklit und Anaxagoras beschäftigt hat. Er nahm als Soldat an den Kämpfen von Potidaia (431-429), Delion (424) und Amphipolis (422) teil. Seine Tapferkeit und seine Besonnenheit (sophrosyne) werden von Platon und Xenophon erwähnt. 423 wird Sokrates als Hauptfigur der Komödie Die Wolken von Aristophanes in einer satirischen Überzeichnung als 'spleeniger Denker' zur Zielscheibe des allgemeinen Spottes. Schon hier wird ihm der Vorwurf des Atheismus und der Verblendung der Jugend gemacht. 416 erscheint Sokrates als „Ehrengast“ auf einem berühmten Gastmahl (Symposion), das anlässlich des Trägödiensieges des jungen Agathon stattfindet. 406 nahm Sokrates als Ratsherr am Prozess gegen die Feldherren aus der Schlacht bei den Arginusen teil und wandte sich gegen deren dann mehrheitlich beschlossene Verurteilung. Aus der Zeit der Gewaltherrschaft der Dreißig (der "dreißig Tyrannen") etwa um 403 sind einige Ereignisse überliefert. Ein festes Datum ist das Jahr 399, als Sokrates zum Tode verurteilt wurde.
Aus seiner 'Schule' gingen viele bekannte Personen hervor, die in die Geschichte eingingen. Hierzu zählen unter anderem Platon, Euklid, Antisthenes, Aristipp, Xenophon, Alkibiades und Kritias. Wikipedia - Sokrates
Mäeutik Als Mäeutik (auch: Maieutik; griech. "Hebammenkunst") bezeichnete Sokrates in Anspielung auf den Beruf seiner Mutter seine Kunst der Gesprächsführung. Platon legte seine Philosophie ganz überwiegend in der literarischen Form Sokratischer Gespräche nieder.
Die Mäeutik beruht auf der Grundannahme, dass die Wahrheit in der angeborenen Vernunft jedes Menschen bereit liegt und nur ans Licht gebracht ("entbunden") werden muss. Die Sokratische Ironie [Terminus von Kierkegaard aufgebracht?] besteht darin, dass Sokrates (oder wer immer dessen Rolle einnimmt) vorgibt, der Unwissende zu sein, aber Fragen stellt, in denen die Antwort schon verborgen liegt; tatsächlich laufen in den Platonischen Dialogen viele Fragen auf ein ja oder nein hinaus und Sokrates hat den größeren Redeanteil.
Die Mäeutik verfährt in zwei Schritten:
* In der Elenktik (griech. "Kunst der Überführung") erschüttert Sokrates den Standpunkt seines Gesprächspartners und überführt ihn des Nichtwissens.
* In der Protreptik (griech. "Kunst der Hinwendung") führt Sokrates den Gesprächspartner durch weiteres Fragen zur richtigen Erkenntnis. Ziel der Mäeutik ist bei Sokrates/Platon ευ ζην (eu zen), "richtig/gut/wahr zu leben". Wikipedia - Mäeutik
Sokrates und Charmides
Sokratische Gespräche
aus
Xenofons denkwürdigen Nachrichten von Sokrates.
Ausgewählt und übersetzt von Christoph Martin Wieland
Charmides, ein Sohn Glaukons (eines Bruders von Periktione, der Mutter Platons, und des im vorhergehenden Gespräche figurierenden jüngern Glaukons) war, sowohl was die persönlichen Eigenschaften als den Hang zur Demagogie betrift, ein ausgemachter Antipode seines Vetters. Er war (wie Xenofon sagt) ein Mann von ausgezeichnetem Werth und mit den Fähigkeiten und Kenntnissen, die zu einem tüchtigen Staatsmann erfoderlich sind, ungleich besser versehen, als alle, die sich damahls mit den Geschäften der Republik abgaben; aber er konnte sich nicht entschließen in den Volksversammlungen öffentlich aufzutreten, und sich um eine Stelle in der Staatsverwaltung zu bewerben. Ausser dem Nachtheil, der für das gemeine Wesen daraus entstand, daß es solcher Gestalt der guten Dienste eines der besten und tauglichsten Bürger entbehren mußte, mochte vermuthlich auch die Familie des Charmides, welche (wie Sokrates in dem vorhergehenden Gespräch andeutet) ziemlich herunter gekommen war, seinen Widerwillen gegen eine Laufbahn, die in Republiken zu Ansehen und Reichthum zu führen pflegt, aus Privatrücksichten sehr ungern sehen, und sich deswegen an den Sokrates, als einen Freund vom Hause, gewandt haben. Wie dem auch seyn mochte, genug, Sokrates fand sich bewogen einen Versuch zu machen, ob er ihn über diesen Punkt auf andere Gedanken bringen könne, und es entstand daraus (wenn anders Xenofon hier nicht wieder den Dichter gemacht hat) folgendes Gespräch.
Sokrates. Sage mir, lieber Charmides, wenn Einer alles hätte, was erfordert wird um eine Siegeskrone in einem unsrer öffentlichen Kampfspiele zu erringen, und dadurch nicht nur sich selbst einen Nahmen zu machen, sondern auch seinem Vaterlande einen größern Glanz in der ganzen Hellas zu verschaffen, und dieser Mann wollte nicht kämpfen, was würdest Du von ihm sagen?
Charmides. Was anders, als daß er ein weichlicher feiger Mensch sey.
Sokrates. Und wenn nun Einer wäre, der, wenn er sich mit den Angelegenheiten der Republik beschäftigen wollte, dem Staat die wichtigsten Dienste thun und sich selbst Ruhm und allgemeine Achtung erwerben würde, wenn dieser Mann sich dazu nicht entschließen könnte, würde man nicht mit Recht eben das von ihm urtheilen, was Du von jenem?
Charmides. So scheint es. - Aber warum sagst Du das mir, Sokrates?
Sokrates. Weil ich zu sehen glaube, daß Du mit der entschiedensten Fähigkeit Dich scheuest an den öffentlichen Geschäften Theil zu nehmen, da Du Dich doch als Staatsbürger dazu verpflichtet halten solltest.
Charmides. Und was für Proben hast Du denn von meiner Fähigkeit, daß Du so von mir urtheilest?
Sokrates. Ich bedarf dazu keiner andern Proben, als derjenigen, die Du im Umgang mit unsern Staatsmännern ablegst. Wenn sie über die Geschäfte mit Dir sprechen, so sehe ich daß Du ihnen immer verständig rathest, und, wenn sie auf einem unrechten Wege sind, sie gehörig zu recht weisest.
Charmides. Seine Meinung in Privatgesellschaften sagen, und sie vor einer großen Versammlung ausfechten müssen, ist nicht Ebendasselbe.
Sokrates. Ich sollte meinen, wer rechnen kann, rechnet in einer großen Versammlung nicht schlechter als allein, und wer ohne Zuhörer am besten auf der Zither spielt, wird auch den Preis davon tragen, wenn er sich öffentlich hören läßt.
Charmides. Du wirst doch nicht in Abrede seyn wollen, daß Scham und Furcht unter die dem Menschen angebohrnen Regungen gehören, und daß wir in großen Versammlungen nicht so leicht Meister über sie werden können als in Privatgesellschaften.
Sokrates. Meine Absicht aber ist Dich zu überführen, daß Du, dem der Respekt vor den Klügsten den Mund nicht verschließt, und dem die Stärksten keine Furcht einjagen, nur vor den Unverständigsten und Schwächsten zu reden keinen Muth hast. Oder wer sind denn eigentlich die Leute, vor denen Du Dich zu reden schämst? Sind es die Tuchscherer und Walker, oder die Schuster, oder die Zimmerleute, oder die Schmiede, oder die Landwirthe, oder die Handelsleute, oder die Höken auf dem Markte, deren ganze Weisheit darin besteht, was sie möglichst wohlfeil eingekauft haben, uns so theuer als möglich wieder zu verkaufen? Denn aus diesen allen besteht denn doch im Grunde die Volksgemeine. Und worin läge denn der Unterschied zwischen dem, was Du thust, und einem trefflichen Ringer oder Fechter, der sich fürchtete seine Geschicklichkeit vor Unwissenden sehen zu lassen? Du sprichst mit der größten Leichtsinnigkeit in Gegenwart der ersten Männer im Staat, unbekümmert darum, daß einige von ihnen Dich über die Achseln ansehen, und sprichst um vieles besser als alle unsre Volksredner von Profession; und vor Leuten, die sich nie auf politische Dinge gelegt haben und weit entfernt sind Dich zu verachten, scheuest Du Dich zu reden, aus Furcht von ihnen ausgelacht zu werden. (Ist das nicht widersinnisch?)
Charmides. Wie? Hast Du denn noch nie wahrgenommen, was doch oft genug geschieht, daß auch solche, die verständig gesprochen haben, in der Volksversammlung ausgelacht werden?
Sokrates. Thun das etwa die andern, mit denen Du den meisten Umgang hast, nicht auch? Wahrhaftig, ich kann mich nicht genug über Dich wundern, wie Du, der sich so wenig aus den Spöttereyen der bedeutendsten Männer macht und sie so gut abzufertigen weiß, Dir in den Kopf setzen kannst, Du seyest nicht im Stande, es mit einem Haufen gemeiner ungelehrter Leute aufzunehmen. Verkenne Dich selbst nicht so, mein Bester, und falle nicht in den Fehler, den so viele begehen, indem sie sich mit größtem Eifer bemühen, in andrer Leute Angelegenheiten klar zu sehen, und darüber versäumen, sich selbst recht zu erforschen. Weg also mit dieser Indolenz! Laß Dir vielmehr angelegen seyn, Dich mit Deinem eigenen Werth besser bekannt zu machen, und vernachläßige die Republik nicht, wenn es möglich ist, etwas dazu beyzutragen, daß es besser mit ihr werde. Steht es nur erst um das gemeine Wesen gut, so kann es nicht fehlen, daß nicht nur für die übrigen Bürger, sondern auch für Deine Freunde und Dich selbst nicht geringe Vortheile daraus erwachsen werden. Quelle: "Projekt Gutenberg-DE" - Sokrates
Platon sagt, Sokrates habe recht, und Sokrates sagt, Platon lüge. Quelle
Zu den interessantesten Paradoxa
Noch mehr Philosophisches gibt es bei
Erich Fromm (* 23. März 1900 in Frankfurt am Main; † 18. März 1980 in Locarno) war ein deutscher Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe.
Erich Fromm promovierte 1922 in Soziologie über Das jüdische Gesetz bei Alfred Weber an der Universität Heidelberg. 1926 heiratete er die Psychoanalytikerin Frieda Reichmann. In dieser Zeit gaben er und seine Frau auch ihre orthodox-jüdische Lebensweise auf und er begann eine Ausbildung zum Psychoanalytiker. 1929 begann Erich Fromm seine Laufbahn als Psychotherapeut der Freudianischen Schule in Berlin.
1930 wurde er von Max Horkheimer (1895-1973) im Frankfurter Institut für Sozialforschung als Leiter der Sozialpsychologischen Abteilung angestellt. 1931 trennte er sich von Frieda Reichmann mit der er jedoch lebenslang freundschaftlich verbunden blieb (Scheidung erst 1942).
Am 25. Mai 1934 emigrierte er zusammen mit dem Institut für Sozialforschung in die Vereinigten Staaten; am 31. Mai kam er in New York an. Ende 1939 kam es nach verschiedenen Konflikten zu einer Trennung vom Institut für Sozialforschung, nachdem er über viele Jahre Horkheimers wichtigster Mitarbeiter gewesen war. Er wurde am 25. Mai 1940 US-amerikanischer Staatsbürger. 1944 heiratete er die deutsch-jüdische Emigrantin Henny Gurland († 1952).
Im Jahr 1950 übersiedelte er nach Mexiko-Stadt. Nach dem überraschenden Tod seiner Frau Henny 1952 heiratete er 1953 die Amerikanerin Annis Freeman. Ab 1957 beteiligte er sich an der amerikanischen Friedensbewegung. Er selbst hat immer einen humanistischen, demokratischen Sozialismus vertreten. 1965 wurde Fromm emeritiert; 1974 nahm er seinen Wohnsitz in Muralto (Tessin).
Seine konstruktiven Beiträge u.a. zur Weiterentwicklung der Psychoanalyse, zur Religionspsychologie und zur Gesellschaftskritik des 20. Jahrhunderts machen ihn zu einem der einflussreichen Denker des 20. Jahrhunderts, der oft auch unterschätzt wurde. Viele seiner Bücher wurden seinerzeit zu Bestsellern, seine Gedanken wurden außerhalb der Fachkreise breit diskutiert. Fromms Denken war neben den jüdischen Glaubensschriften auch von der Mystik Meister Eckharts beeinflusst.
In den Jahren 1966, 1977 und 1978 erleidet er jeweils einen Herzinfarkt. Am 18. März 1980 stirbt Erich Fromm an einem weiteren Herzinfarkt in Locarno (Schweiz). Er wird in Bellinzona (Schweiz) eingeäschert. Fünf Tage nach seinem Tod erscheint die Gesamtausgabe seiner Werke. Im Jahr 1981 bekam er posthum die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main verliehen.
Der literarische Rechte- und Nachlassverwalter Fromms ist der Psychoanalytiker Rainer Funk, der bei Fromm über Sozialpsychologie und Ethik promoviert hat und dessen letzter Assistent war. Quelle
Website der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft
Reklame: Hauptwerke Erich Fromms
Merkel als erste Bundeskanzlerin vereidigt
LIVE-Übertragung der Plenardebatten
UMFRAGEN: Wenig Zutrauen in Merkels Kabinett
Die Große Koalition des Neoliberalismus
Zitat:>... Und wieder tönen die Ideologen des Neoliberalismus: Der Sachverständigenrat fordert in seinem jüngsten Gutachten - >die Chance nutzen – Reformen mutig voranbringen < - eine noch radikaler Umverteilungs- und Deregulierungspolitik. Zwar seien mit den Hartz-Gesetzen, dem GKV-Modernisierungsgesetz, dem RV-Nachhaltiggesetz, dem Alterseinkünftegesetz oder den einzelnen Stufen der Einkommenssteuerreform bereits eine beachtliche Strecke des Reformweges zurückgelegt.“ Aber die Sozialeinkommen müssten noch weiter abgesenkt und der Niedriglohnbereich ausgebaut werden.
Die Verfechter die neoliberalen Umbaupolitik werden unbeschadet der praktischen Ergebnisse ihrer Politik den Marsch in die gesellschaftspolitische Sackgasse fortsetzen. Ein radikaler Kurs- und Politikwechsel wird in dem Maße einflussreich, indem über die Bündelung der Proteste ein breites gesellschaftliches Bündnis entsteht.< Quelle
Zitat:>Mit dem Ende der "goldenen Jahre" von Weimar, mit dem tiefen Sturz in die Weltwirtschaftskrise, sah Hugenberg und sahen die großindustriellen und junkerlichen Feinde der bürgerlichen Demokratie von Weimar die Zeit gekommen, den Generalangriff auf die Republik zu starten mit dem Ziel, an ihre Stelle ihre eigene uneingeschränkte Diktatur zu setzen und außenpolitisch mit dem Versailler Vertrag Schluss zu machen und mit aller Kraft den neuen Griff nach der Weltmacht vorzubereiten.
Dazu war eine Partei wie die NSDAP als Hilfstruppe sehr erwünscht. Ihre finanzielle Unterstützung aus Banken, Industrie und Junkertum nahm im gleichen Maße zu wie ihre Wählerstimmen, also sprunghaft. Hatte sie bei den Reichstagswahlen im Mai 1928 nur rund 800.000 Stimmen erhalten, so waren es nur zweieinhalb Jahre später bei den nächsten Reichstagswahlen im September 1930 schon 6,4 Millionen, die diese Partei gewählt hatten. Damit hatte sie Hugenbergs Deutschnationale Partei weit überrundet - hatte die doch nur 2,4 Millionen Stimmen erhalten.<
Quelle: Kurt Gossweiler: Konservatismus als Wegbereiter und Bundesgenosse des Faschismus
Alfred Döblin:
Berlin Alexanderplatz.
Geschichte vom Franz Biberkopf
Weimarer Republik - Kleine Linksammlung
Weimarer Republik 1918 bis 1933 - Zeittafel
Weimarer Republik - Currlin Home Page
Literatur in der Weimarer Republik
Philosophie in der Weimarer Republik
Reklame
Zitat: >Welzer hat unter anderem den Vormarsch eines deutschen Polizeibataillons im Sommer 1941 durch die Ukraine untersucht, um herauszufinden, wie aus normalen Menschen Mörder werden. Er analysiert die Arbeit der Soldaten: Razzien auf Juden und Bolschewiken; Einrichtung von Sammelplätzen; dann Abtransport zur Erschießung. Erst ist das Morden noch ungewohnt, mehr und mehr aber wird es zur Routine - mit Millionen Opfern.
...
Der Weg zum Massenmord beginnt Welzer zufolge allerdings schon lange bevor der erste Mensch getötet wird.
...
Eine langsame Gewöhnung an die Ausgrenzung und schließlich die Bekämpfung von Menschengruppen ist ein Element des Massenmordes. Ein anderes ist, dass die Täter ihr Handeln moralisch rechtfertigen. "Sie reklamieren für sich, dass sie, obwohl sie getötet haben, eigentlich noch moralisch handelnde Menschen geblieben sind", sagt Welzer. "Sie empfinden sich selber nicht als Mörder."
...
Doch die Bestien können ganz normale Menschen sein.
...
So wie vor 60 Jahren in Nürnberg leugnen auch heute in Den Haag die meisten Täter ihre Schuld oder erkennen das Gericht nicht an.< Quelle: Frontal21 ZDF
Reklame: Das Buch zum Thema
Meister Zhang Youquan
demonstriert chinna und
Form-Anwendungen
Ausschnitt:
Meisterin Yue
Chen-Stil
Welcher Sex-Typ bin ich? - Ein Test nur für Frauen
Ergebnisse bitte zur tiefergehenden Auswertung nicht an mich mailen ;-)
Schönheitswahn unter Jugendlichen
Porträt: Koalition gegen den Schönheitswahn
2004 war das Jahr, in dem Schönheitsoperationen das Fernsehen eroberten, in Form einer geballten Ladung Reality-Formate à la USA. Und die Zielgruppe – in der Mehrzahl jugendlichen Alters - schaute zu. Mit einer prickelnden Mischung aus leichtem Grusel und unterschwelliger Faszination nahmen sie teil, wie nette Jungs mit etwas zu großen Nasen versuchten sich in Brad Pitt verwandeln zu lassen und gestandene Geschäftsfrauen sich mit etwas Geschnipsel hier und da "feminisieren" ließen. Sie sahen zu, wenn sich blutjunge Frauen vor laufender Kamera unters Messer legten. Die Schönheits-Operations-Schwemme im Fernsehen suggerierte der pubertär angesiedelten Zielgruppe: "Durch eine Schönheitsoperation kann ich aussehen wie ein Superstar, als hässliches Entlein werde ich so zum schönen Schwan". Hier kann man diesen Artikel weiterlesen...
Schönheitsoperationen: Persönlichkeit ist keine Frage der Chirurgie...
"Schön sind immer nur die anderen!"
Die Sklaverei der Schönheitsideale
Psychotipps von Dr. Doris Wolf
Manifest
1 Wir sagen es laut: Wir sind hässlich, und wir sind viele.
2 Es ist ein Unrecht, dass die Welt von der Schönheit regiert wird. Wir erkennen diese Ordnung der Dinge für uns nicht länger an.
3 Wir befreien uns deshalb von falschen Versprechungen und der heimlichen Hoffnung, eines Tages selbst schöner zu werden.
4 Jeder, der sich hässlich fühlt – aus welchen Gründen auch immer –, kann Clubmitglied werden. Die Mitgliedschaft gilt ein Leben lang.
5 Wir unterstützen das Anliegen der Hässlichen nach Kräften. Alle Schönen sind eingeladen, sich mit uns für ein Leben jenseits der Oberfläche zu engagieren
6 Wir stecken die Energie in etwas, das uns am Herzen liegt. Hässlichkeit dient uns nicht mehr als Ausrede für ein ungelebtes Leben.
7 Wir wissen: Niemand ist für jeden hässlich! Quelle: Club der Hässlichen
Reklame ;-)
Die überoptimale schöne Frau:
Ein gemorphtes Ideal
Zitat: >Schönheit fasziniert die Menschen seit Jahrtausenden. Wir alle können sagen, ob ein bestimmtes Gesicht schön ist oder nicht. Aber wir tun uns schwer, wenn wir unser Urteil begründen sollen.
In der vorliegenden Arbeit untersuchten wir, was Gesichter attraktiv macht und welche sozialen Konsequenzen Attraktivität nach sich zieht. Dazu überprüften wir in insgesamt sieben Teiluntersuchungen mit einer für die Gesamtbevölkerung repräsentativen Stichprobe von ca. 500 Versuchspersonen mehrere Hypothesen zur Attraktivität. Dies sind die Durchschnittshypothese (Langlois & Roggman, 1990: "durchschnittliche Gesichter sind am attraktivsten"), der Einfluss der Symmetrie (Thornhill & Gangestad, 1993: "Symmetrie macht attraktiv") und die Theorie der Merkmalsausprägungen (Cunningham, 1986: "Reifezeichen gepaart mit Merkmalen des Kindchenschemas machen attraktiv"). Darüber hinaus wurde untersucht, welchen Zusammenhang es zwischen Attraktivität und bestimmten Eigenschaftszuschreibungen gibt (Berscheid, 1972: "Was schön ist, ist auch gut").
...
Schließlich ergaben die Ergebnisse der Untersuchung zur sozialen Wahrnehmung von Gesichtern, dass es ein ausgeprägtes Attraktivitätsstereotyp gibt: Je attraktiver die präsentierten Gesichter waren, desto erfolgreicher, zufriedener, sympathischer, intelligenter, geselliger, aufregender, kreativer und fleißiger wurden die Personen eingeschätzt. Dies zeigt, welche weitreichenden sozialen Folgen Attraktivität nach sich ziehen kann. Zusätzlich erstellten wir auf der Grundlage dieser Ergebnisse mit Hilfe einer speziellen Software dreidimensionale, animierte Kopfmodelle, die von Versuchspersonen hinsichtlich dieser Charaktereigenschaften als extrem eingeschätzt werden.
In unserer Untersuchung stellte sich heraus, dass die als am attraktivsten beurteilten Gesichter keine echten Gesichter waren, sondern von uns am Computer erzeugte. Diese virtuellen Gesichter zeichnen sich durch Merkmale aus, die für uns normale Menschen völlig unerreichbar sind. Indem uns aber die Medien solche perfekten Gesichter täglich vor Augen führen – man denke nur an die bis ins letzte Detail computertechnisch nachbearbeiteten Gesichter für Kosmetikwerbung, besteht die Gefahr, dass wir selbst zu Opfern unseres eigenen, völlig unrealistischen Schönheitsideals werden.
Hier geht´s zum Beautycheck der Psychologen der Universität Regensburg
Innerhalb der gesundheitspolitischen Diskussion in Deutschland spielt das Thema "Armut und Gesundheit" noch immer eine untergeordnete Rolle. Die Umstrukturierung des Gesundheitssystems beinhaltet u.a. eine Abkehr vom Solidarprinzip und eine Zunahme der Selbstbeteiligung der Patienten. Eine adäquate, medizinische Versorgung armer Menschen wird hierdurch erschwert und ist teilweise nicht mehr ausreichend möglich. Armut führt zunehmend zu Krankheit und Krankheit führt zunehmend zu Armut.
Angesichts dieser gesellschaftlichen Umstrukturierung ist es notwendig, die Gesundheitssituation sozial benachteiligter Menschen in das Blickfeld der Öffentlichkeit zu bringen. Da die Bevölkerungsgruppen, die sich in Armut befinden, selten in der Lage sind sich miteinander zu solidarisieren und auf die Armutssituation hinzuweisen, ist in verstärktem Maße jeder verantwortungsbewusste Bürger aufgerufen, sich mit den Betroffenen zu solidarisieren und Fehlentwicklungen aufzuzeigen. Deshalb ist ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt des Vereins die Thematisierung und Problematisierung der schlechten Gesundheitssituation armer Menschen in Deutschland. Quelle: Armut und Gesundheit in Deutschland e.V. Dennis Experiment Reicht das Arbeitslosengeld II für eine gesunde Ernährung? Hungern muss in Deutschland niemand. Aber können sich arme Menschen auch gesundes Essen leisten? Diese Frage hat sich unser Moderator Dennis Wilms gestellt und ein kleines Experiment durchgeführt. Als Beispiel dienen eine allein erziehende Mutter und ihr 10-jähriges Kind, die von staatlicher Unterstützung, dem Arbeitslosengeld II leben. |
Hier kann man diesen Artikel weiterlesen...
ARMUT IN DEUTSCHLAND
"Armut ist keine Schande" sagte man früher. Kriege, Wirtschaftskrisen und Missernten führten dazu, dass viele Menschen hungerten, krank wurden oder obdachlos. Doch Armut ist nicht nur ein Phänomen vergangener Zeiten oder ein Problem der Entwicklungsländer. Armut betrifft uns noch heute - und das mitten in Deutschland. Hier kann man diesen Artikel weiterlesen...
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>> bis ISDN | >> ab DSL |
Von Prof. Dr. Gerhard Trabert
Seit über 10 Jahren gibt es auch im deutschsprachigen Raum gesicherte Erkenntnisse zum Zusammenhang und zur gegenseitigen Einflussnahme von Armut und Gesundheit bzw. Krankheit. Immer noch wird diesem Kontext sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Fachöffentlichkeit zu wenig Beachtung geschenkt. Die Gesundheitsmodernisierungs-vorschläge von Regierung und Opposition führen zu einer weiteren Verschlechterung der Versorgungssituation sozial benachteiligter Menschen. Eine weitergehende Privatisierung im Gesundheitswesen, die Erhöhung von zu erbringenden Eigenleistungen und Zuzahlungen, die Streichung von bestimmten Leistungen belastet insbesondere sozial benachteiligte Menschen. Zudem führt der Sozialabbau, die Vorschläge hinsichtlich der Angleichung von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld (sogenanntes Arbeitslosengeld 2) zu einer Zunahme von Armut. Sozial benachteiligte Menschen werden somit dreifach benachteiligt: Die bisherigen finanziellen Unterstützungen werden eingeschränkt und teilweise reduziert, die Ausgaben für die Behandlung von Krankheit erhöhen sich, die Behandlungsleistungen werden eingeschränkt. Die Armut wird in Deutschland zunehmen und somit auch die Erkrankungsquote sozial benachteiligter Menschen. Letztendlich wird auch die Sterblichkeit armer Menschen in unserer christlich humanistisch geprägten Gesellschaft zunehmen.
Bestimmte Bevölkerungsgruppen, die besonders von Armut betroffen sind, wie z. B.:
haben ein signifikant erhöhtes Erkrankungs- sowie Sterblichkeitsrisiko.
... Eine demokratisch-humanistisch ausgerichtete Gesellschaft wird sich daran messen lassen müssen, wie sie mit den schwächsten Gesellschaftsmitgliedern umgeht. Hier kann man diesen Artikel weiterlesen...
Armut und Gesundheit/Krankheit in Deutschland
Aufgrund unterschiedlichster Faktoren haben wir es mit einer veränderten gesellschaftlichen Situation zu tun. Ein Merkmal dieser Veränderungen ist eine deutliche Zunahme der Armut in Deutschland. Bundesgesundheitsministerin Fischer stellt fest: Armut ist leider kein Randproblem. Armut ist zu einem gesellschaftlichen Problem geworden. Daran ändert es nichts, daß sie oft verschwiegen oder verdrängt wird. Armut ist zu einem Lebensrisiko geworden, das inzwischen bis in die Mitte unserer Gesellschaft reicht. Hier kann man diesen Artikel weiterlesen...
Die Frau, die einfach nur lebt:
Anne Donath
Zitat: >Sie verzichtet freiwillig auf Vieles und hat dadurch viel gewonnen. Vor allem viel freie Zeit. Anne Donath lebt von 440 Euro im Monat. Sie bewohnt eine Blockhütte in einer Einfamilienhaussiedlung in einem oberschwäbischen Dorf. Drei Monate im Jahr arbeitet sie. Den Lohn teilt sie sich so ein, dass es für den Rest des Jahres reicht. Kein Telefon, kein Auto, kein Strom – die Errungenschaften der Moderne hat die Mutter dreier erwachsener Kinder nicht mehr nötig.
670 Euro sind das offizielle Existenzminimum in Deutschland. Anne Donath liegt deutlich darunter. Arm fühlt sie sich nicht.<
Bild- und Textquelle ARD
Freiwillig verarmt - Die Hütte im Einfamilienhaus-Viertel
Die Frau, die einfach nur lebt
Anne Donath - Leben ohne Technik
Wieviel Technik braucht der Mensch? - Rückschritt und Fortschritt im Dialog. Von Anne Donath
Glücklich auf 16 Quadratmetern - Das einfache Leben der Anne Donath
Anne Donaths Häuschen
Bildquelle: ZDF
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen (naturaliter maiorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es Anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt, u.s.w., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Daß der bei weitem größte Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte: dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben. Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben und sorgfältig verhüteten, daß diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie einsperrten, wagen durften, so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen droht, wenn sie es versuchen allein zu gehen. Nun ist diese Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden durch einigemal Fallen wohl endlich gehen lernen; allein ein Beispiel von der Art macht doch schüchtern und schreckt gemeinhin von allen ferneren Versuchen ab.
Es ist also für jeden einzelnen Menschen schwer, sich aus der ihm beinahe zur Natur gewordenen Unmündigkeit herauszuarbeiten. Er hat sie sogar lieb gewonnen und ist vor der Hand wirklich unfähig, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, weil man ihn niemals den Versuch davon machen ließ. Satzungen und Formeln, diese mechanischen Werkzeuge eines vernünftigen Gebrauchs oder vielmehr Mißbrauchs seiner Naturgaben, sind die Fußschellen einer immerwährenden Unmündigkeit. Wer sie auch abwürfe, würde dennoch auch über den schmalsten Graben einen nur unsicheren Sprung tun, weil er zu dergleichen freier Bewegung nicht gewöhnt ist. Daher gibt es nur Wenige, denen es gelungen ist, durch eigene Bearbeitung ihres Geistes sich aus der Unmündigkeit heraus zu wickeln und dennoch einen sicheren Gang zu tun.
Daß aber ein Publikum sich selbst aufkläre, ist eher möglich; ja es ist, wenn man ihm nur Freiheit läßt, beinahe unausbleiblich. Denn da werden sich immer einige Selbstdenkende sogar unter den eingesetzten Vormündern des großen Haufens finden, welche, nachdem sie das Joch der Unmündigkeit selbst abgeworfen haben, den Geist einer vernünftigen Schätzung des eigenen Werts und des Berufs jedes Menschen selbst zu denken um sich verbreiten werden. Besonders ist hierbei: daß das Publikum, welches zuvor von ihnen unter dieses Joch gebracht worden, sie danach selbst zwingt darunter zu bleiben, wenn es von einigen seiner Vormünder, die selbst aller Aufklärung unfähig sind, dazu aufgewiegelt worden; so schädlich ist es Vorurteile zu pflanzen, weil sie sich zuletzt an denen selbst rächen, die oder deren Vorgänger ihre Urheber gewesen sind. Daher kann ein Publikum nur langsam zur Aufklärung gelangen. durch eine Revolution wird vielleicht wohl ein Abfall von persönlichem Despotismus und gewinnsüchtiger oder herrschsüchtiger Bedrückung, aber niemals wahre Reform der Denkungsart zustande kommen; sondern neue Vorurteile werden ebensowohl als die alten zum Leitbande des gedankenlosen großen Haufens dienen.
Zu dieser Aufklärung aber wird nichts erfordert als Freiheit; und zwar die unschädlichste unter allem, was nur Freiheit heißen mag, nämlich die: von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen.
Sie ist nicht nur schön, sondern auch klug und äußerst mutig:
Die niederländische Politikerin Ayaan Hirsi Ali kritisiert den Islam,
die Religion, mit der sie aufgewachsen ist
und muss nun um ihr Leben fürchten.
Zitat: >Hirsi Ali ist der Meinung, dass nur wenige Moslems dem Islam kritisch gegenüberstehen, es mangele an Selbstreflexion. Die Vorsicht und die Bequemlichkeit vieler westlicher Intellektueller und Politiker verstärkten diese Haltung noch. „Den Moslems in unserem Land haben die Fragen zum Islam und die Kritik daran nach dem 11. September sehr geholfen. Dadurch, dass man hier den dissidenten Stimmen ein Podium gibt, schafft man einen Gegenpol zu der einseitigen und geistlähmenden religiösen Rhetorik, der Millionen von Moslems täglich ausgesetzt sind.“< Bild- und Zitatquelle: Cicero
Daag Ayaan, Ziens Mohammed - Artikel in der Emma
Ayaan Hirsi Ali - Biographie Wikipedia
Voltaire, eigentlich François-Marie Arouet
Mutilation
Weibliche Genitalverstümmelung
stop mutilation e.V.
Gegen die Beschneidung von Mädchen in Europa und Afrika
Meine Anmerkung: Es geht mir nicht darum, hiermit eine religiöse Weltauffassung pauschal zu diskreditieren, sondern alle Menschenrechtsverletzungen, die im Namen dieser Religion verübt werden als ebensolche darzustellen und sie anzuprangern, bis sie endlich eines Tages nicht mehr begangen werden. Jon
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Resolution 217 A (III) vom 10.12.1948
Endlich gibt es den kompletten MÜLL - auf 240 Seiten als pdf-Dokument zum Downloaden und Ausdrucken auf 120 Blättern!
Grob korrigierte, vollkommen unbearbeitete 240 Seiten knallharter Action, knisterndster Erotik, geballten Schwachsinns und garantiert unlogischer Handlung in einem einzigen PDF-Dokument von 120 ausdruckbaren Blättern auf einen Schlag.
ACHTUNG, das obligatorische Kleingedruckte: Die AutorInnen Loriotta, Zuckerwattewolkenmond und Jonathan Schlawinski übernehmen keinerlei Haftung für Schäden, die an Leib und Überleben egal welcher Art durch den Download und den Genuss dieses gar erschröcklichen Dokumentes entstehen könnten.
Ja, ich will´s riskieren, weil ich über 18 Jahre alt bin und nichts mehr zu verlieren habe.
Der Charakter einer Frau zeigt sich nicht, wo die Liebe beginnt, sondern wo sie endet.
Es ist ein weit verbreiteter Unfug, dass die Liebe über die Freundschaft gestellt wird und außerdem als etwas völlig anderes betrachtet. Die Liebe ist aber nur soviel wert, als sie Freundschaft enthält, aus der allein sie sich immer wieder herstellen kann. Mit der Liebe der üblichen Art wird man nur abgespeist, wenn es zur Freundschaft nicht reicht.
Die Kirche sagt, Du sollst Deinen Nachbarn lieben. Ich bin überzeugt, dass sie meinen Nachbarn nicht kennt.
Die Männer beteuern immer, sie lieben die innere Schönheit der Frau - komischerweise gucken sie aber ganz woanders hin.
Die Schönheit brauchen wir Frauen, damit die Männer uns lieben, die Dummheit, damit wir die Männer lieben.
Mit der wahren Liebe ist's wie mit den Geistererscheinungen: alle Welt spricht darüber, aber wenige haben etwas davon gesehen.
François Duc de La Rochefoucauld
An Rheumatismen und an wahre Liebe glaubt man erst, wenn man davon befallen wird.
Wer die Geheimnisse des Bettes verrät, verdient die Liebe nicht.
Wer meint, die Liebe sei ein Tauschgeschäft, beweist, dass er käuflich ist. <?XML:NAMESPACE PREFIX = O >
Gibt es eine bessere Form mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?
Frauen lieben die einfachen Dinge des Lebens - zum Beispiel Männer.
Staat und Kirchen können nur zwei Möglichkeiten dulden: Ehe oder Prostitution, und in den meisten Fällen ist ihnen die Liebe außerhalb dieser beiden Gehege verdächtig.
Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße.
Liebe ist:
Eine vorübergehende Blindheit für die Reize anderer Frauen.
Auch so ein Problem, das Marx nicht gelöst hat.
Der Austausch zweier Phantasien und die Berührung zweier Hautschichten.
Eine tolle Krankheit - da müssen immer gleich zwei ins Bett.
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Der Mensch will brutto geliebt werden, nicht netto.
Die Behauptung, ein Mann könne nicht immer die gleiche Frau lieben, ist so unsinnig wie die Behauptung, ein Geiger brauche für dasselbe Musikstück mehrere Violinen.
Die Liebe ist das Gewürz des Lebens. Sie kann es versüßen, aber auch versalzen.
Die Vernunft kann nur reden. Es ist die Liebe, die singt.
Einen Menschen zu nehmen wie er ist, ist noch gar nichts, das muß man immer. Die wirkliche Liebe besteht darin, ihn auch zu wollen, wie er ist.
Es gibt eine schöne Form des Egoismus: die Liebe.
Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen oder vielmehr: trotz seiner selbst.
Liebe macht blind, aber nicht taub - daran ist schon manche hoffnungsvolle Beziehung gescheitert.
Wenn einem die Treue Spaß macht, dann ist es Liebe.
Wenn ich dein bin, bin ich erst ganz mein.
Wir sind Engel mit nur einem Flügel. Um fliegen zu können, müssen wir uns umarmen.
Luciano De Crescenzo
D’Alembert, Diderot und die Enzyklopädie
Die Encyclopédie von Diderot und d'Alembert
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François Marie Arouet de Voltaire
In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen, ist schon wieder ein Irrsinn für sich.
Das Geheimnis zu langweilen besteht darin, alles zu sagen, was man weiß.
Wenn Sie einen Schweizer Bankier aus dem Fenster springen sehen, springen Sie hinterher. Es gibt bestimmt was zu verdienen.
Die Liebe ist der Stoff, den die Natur gewebt und die Phantasie bestickt hat.
Gesellschaftlich ist kaum etwas so erfolgreich wie Dummheit mit guten Manieren.
Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz.
Je öfter eine Dummheit wiederholt wird, desto mehr bekommt sie den Anschein der Klugheit.
Kandide oder Die beste aller Welten
REKLAME
Frei nach dem unschlagbaren Motto "Wer nichts mehr zu sagen hat, der schreibt", stellt wohl auch in diesem Jahr die Frankfurter Buchmesse die Folgen allgemeiner Verunsicherung angesichts der propagierten Realität der zwiegespaltenen Leserschaft vor.
Während die einen sich den vorgeblich opportunen Sachzwängen nicht mehr verweigern, sich als voll reformwillig und neoliberal bekehrt geben und sich wie die Lemminge auf die inhaltlich immer gleichen Sachbücher stürzen, die sie gebetsmühlenartig argumentativ dem ungläubigen Sozialromantiker um die humanistisch betäubten Ohren schlagen, stecken die anderen lieber weiter mit irgendeinem Büchlein den Kopf in den Sand, denn, wir wissen es alle, die Welt ist zu schlecht, als dass wir nicht vor ihr ins Phantastische oder geschmäcklerisch Patriotische flüchten dürften.
Denn Bücher, das sagte ausgerechnet schon Brecht, sollen auch unterhalten.
Was kann daran also falsch sein, wenn sie dies ausschließlich tun?
Überhaupt ist das Buch eine Ware, die, ebenso wie das "Frankfurter Würstchen", angepriesen werden muss, um nicht im Regal zu verrotten, sondern gekauft und konsumiert zu werden.
Und bei über achtzigtausend Neuerscheinungen pro Jahr muss dem Leser ein wenig Appetit gemacht werden, sonst verdirbt er sich an der überreichlichen Kost noch den Magen.
Da heißt es, den kleinsten gemeinsamen Geschmack zu treffen und so spiegelt jede Buchmesse wohl auch den vorherrschenden Mainstream wider, gibt Auskunft über den zu diagnostizierenden geistigen Zustand einer schon in zwei Klassen gespaltenen Gesellschaft.
So verstanden könnte also der Soziologe ohne umfangreiche Studien betreiben zu müssen, anhand der Bestsellerlisten ablesen, wie es ums Volksempfinden bestellt ist und wohin die Reise gehen wird.
Denn: Sage mir was du liest und ich sage dir wer du bist.
Warum isometrische Ausweise kein Garant für Sicherheit sind und wie sie die Freiheit bedrohen...
"Der arme Poet" (1839) - Carl Spitzweg
"Das Geld ist leider die Sache, für die man im Leben am meisten zahlen muss."
Gesellschaftlich wird der Wert eines Menschen oftmals am Wert seines Besitzes gemessen, sein Sein also dem Haben gleichgestellt.
Je geldwertorientierter eine Gemeinschaft auftritt, desto überwiegender trifft dieses zu.
So wird in weiten Kreisen der USA nicht mehr davon gesprochen, wer jemand ist, welchen Charakter also jemand hat, auch nicht darüber, was er beruflich macht, sondern wieviel er an Wert darstellt:
"He´s a Million Dollar man."
Gestützt wird diese Weltanschauung durch eine falschverstandene These der Evolutionstheorie, die sich auf den Kernsatz Darwins reduziert, dem Survival Of The Fittest, verstanden als Überleben des Stärksten, wobei eigentlich aber das Überleben der anpassungsfähigsten Arten gemeint ist.
Ohne auf dieses Mißverständnis an dieser Stelle einzugehen, scheint es dazu beizutragen, einerseits den Wert des Geldes als Maßstab für den Erfolg eines Menschen zu dokumentieren und andererseits den Wert des Geldes mit dem Wert eines Menschen gleichsetzen zu können.
Wer also seinen Besitz durch welche Methoden auch immer steigert, dessen Wert und Ansehen steigt auch für einen Großteil seiner Zeitgenossen.
Das so geartete System des Kapitalismus stellt also das Haben einer Person in den Mittelpunkt seines Interesses und nicht dessen Sein, welches weitestgehend im Verborgenen bleibt, wohingegen der Geldwert in Tabellen und Statistiken nachzulesen ist.
Während es also vollkommen gleichgültig erscheint, wie jemand "sein Geld gemacht hat", wird jegliches Verhalten einer Person, sei es negativ oder positiv, das sie auf dem Weg zum Reichtum an den Tag gelegt hat, nachträglich legitimiert; es zählt nur der Erfolg und das daraus resultierende Ansehen, der soziale Status.
Wenn aber ausschließlich das Haben im Mittelpunkt des Strebens steht und gesellschaftlich erwünscht erscheint, so wird das Haben-wollen um jeden Preis zum Fetisch, zum Goldenen Kalb, während das Sein zum Schattendasein verurteilt ist.
Um dieses System auch moralisch zu untermauern, wird den Erfolglosen vorgegaukelt, dass jeder seines Glückes Schmied wäre, jeder habe die Chance, aus seinem Leben das Optimale "herauszuholen", was nachweisbar nicht stimmt (diesen Blödsinn erzähle man zum Beispiel einmal einem brasilianischem Kind, das sich vom Abfall einer aufstrebeneden Wohlstandsgesellschaft ernähren muss oder einem fünfzigjährigem deutschen Erwerbslosen, der zwar hochqualifiziert, aber den Unternehmern zu alt ist. Die meisten Millionäre in Deutschland haben sich ihren Reichtum nicht verdient, sondern diesen geerbt, also vom Schmieden eines Vorgängers profitiert usw. usf.)
Eine weitere moralische Legitimation für das System der geldwertorientierten Gesellschaft sind die vielen "Wohltätigkeitsveranstaltungen", die in den USA und anderen Wohlstandstaaten abgehalten werden. Diese "Wohltätigkeit" ist also keine reine Menschenfreundlichkeit, sondern die Kehrseite Medaille, dient sie doch einerseits dazu, sein Gewissen zu beruhigen, vielmehr aber
andererseits sich nach außen hin als moralisch wertvoll zu präsentieren und eventuelle Fragen, wie es zu diesem Reichtum gekommen ist, im Keim zu ersticken.
Während den nicht Reichen Religion und sittliches Empfinden überlassen bleibt, sie also nach Werten, die nicht Besitz verkörpern, zu streben haben, um den gesellschaftlichen Frieden nicht zu gefährden, kann sich der Wohlhabende darüber hinwegsetzen, denn er erfährt quasi doppelte Absolution: Einerseits wird sein Verhalten nachträglich durch seinen Erfolg legitimiert, andererseits kann er sich durch scheinbares Wohlverhalten, indem er spendet, Almosen verteilt usw., freikaufen von eventuell moralischer Schuld, die er auf seinem Weg zum Wohlstand auf sich geladen haben könnte.
Hier stellt sich dann allerdings die Frage, wer in Wahrheit reicher ist:
Derjenige, dessen Leben einem, außerhalb seines Selbst stehenden, Fetisch verpflichtet ist oder derjenige, der sich um die Weiterentwicklung seines Seins, sich also um den Zuwachs seiner "inneren Werte" bemüht.
Es geht folglich nicht um Neid auf Wohlhabende oder Reiche, denn wer diese beneidet, strebt deren Leben selbst an und ist stets bemüht, es ihnen nachzutun, sondern vielmehr darum, für sich selbst zu erkennen, für welche Werte man sich hauptsächlich entscheiden will.
Da wir alle in einer geldwertorientierten Gesellschaft leben, in der die eigene Existenz nicht ohne Geld lebenswert zu erhalten ist, kann es dabei nur auf einen Kompromiss hinauslaufen, zu beantworten mit den Fragen:
Was brauche ich?
Und wer will ich wirklich sein?
* Geld ist besser als Armut - wenn auch nur aus finanziellen Gründen.
* Kein Vergnügen ist so leicht zu haben wie eine nette Konversation. Sie kostet kein Geld, bringt Gewinn, erweitert den Horizont, begründet und pflegt Freundschaften und läßt sich in jedem Alter und so gut wie jeder gesundheitlichen Verfassung genießen.
* Ein reicher Mann ist oft nur ein armer Mann mit sehr viel Geld.
* Es gibt Leute, deren Herzen gerade in dem Grad einschrumpfen, als ihre Geldbörsen sich erweitern.
* Vielleicht verdirbt Geld tatsächlich den Charakter. Auf keinen Fall aber macht ein Mangel an Geld ihn besser.
* Das Unerfreulichste am Geld ist, dass je weniger davon vorhanden ist, man sich desto mehr Gedanken darum machen muss.
Links zum Thema
Was, so wird hier manch einer einwenden, hat das Schweigen mit Sprache zu tun, ist es doch der vollständigste Mangel an derselben, den ein Mann von einer Frau sich wünschen kann?
Doch wir möchten in unseren kurzen Diskursen über die Sprache ja nicht ausschließlich diese allein beleuchten, sondern uns vor allem der Waffenfähigkeit der verbalen Kommunikation widmen, und dazu gehört ganz offensichtlich auch das Fehlen des Ausgesprochenen, das Verschwiegene also.
Während schon in der Musik gerade die Pause dazu beiträgt, ein Stück zu vervollkommnen, also der nichtklingende Ton es erlaubt die klingenden als solche wahrzunehmen und damit zu Melodie und Rhythmus in nicht zu verkennender Weise beiträgt, wird das Schweigen noch immer weitestgehend von Kommunikationsforschern zu wenig untersucht und gewürdigt.
Diesem Mißstand wollen wir an dieser Stelle Abhilfe leisten, indem wir uns mit gewohnt vielen Worten der Sprachlosigkeit widmen, wir also dem Nichts etwas entgegenstellen oder anders gesagt, aus nichts etwas machen.
Dabei allerdings sollten wir wie bisher nicht davon ausgehen, dass das weibliche Schweigen dem männlichen auch nur annähernd gleichzusetzen wäre, denn auch hier wie schon in anderen Bereichen zwischengeschlechtlicher Kommunikation würde sich eine Gleichstellung als letztlich täuschend erweisen, was angesichts unserer wichtigen wissenschaftlichen Arbeit, will sie als seriös gelten, äußerst unprofessionell zu nennen wäre.
Wie wir schon in vorhergehenden Artikeln zum Thema nachgewiesen haben, bringen Männer und Frauen sehr unterschiedliche Grundvoraussetzungen mit, was Sprachvermögen und den Umgang damit betrifft.
Diese Unterschiede kommen aber, wie schon angedeutet nicht nur beim Akt des Sprechens zum Tragen, sondern ebenso beim Nicht-Akt des Schweigens.
Das Schweigen, aufgrund Lautäußerungsverweigerung der höchsten Stufe als nonverbal zu bezeichnen, sollte selbst dem schärfsten Kritiker noch einleuchten, während folgende Behauptungen einer verschärften Beweisführung zu bedürfen scheinen, die zu erbringen ich mich nun anschicke.
Während das Schweigen dem normal aufgewachsenen Mann natürlich ist, all sein Streben folglich dahin geht, sich in aller Stille weiterzuentwickeln, ist es der normal sozialisierten Frau eigentlich fremd, denn sie sucht stets das Gespräch zum selben Zwecke.
Wenn also ein Mann schweigt, befindet er sich im Naturzustand, während eine schweigende Frau ihm ein Alarmzeichen sein sollte, vor allem, wenn sie noch kurz vorher mit ihm redete oder ihn gar zu einem Gespräch zu ermuntern suchte:
"Du, ich glaube, wir sollten einmal miteinander reden."
Der solcherart aus seinem natürlichen Zustand gerissene Mann weiß aus alter, seit Urzeiten gesammelter Erfahrung, was das für ihn bedeutet:
Er schweigt, so lange die Frau spricht.
Nun kann es während eines etwas länger dauernden Monologs der Frau passieren, dass der Mann nach etwa einer Stunde ungewohnten Zuhörensollens am Stück, unwillkürlich in seinen gewohnten und vertrauten Naturzustand verfällt, auch sein ständiges Nicken mit dem Kopf wirkt meditativ entspannend auf ihn und er eine, nun endlich von der Frau entdeckte entscheidende Frage überhört, die eine sofortige Antwort erforderlich machen würde, würde sich dieser natürliche Mann als derjenige erweisen, den sich die Frau schon immer in ihren Träumen erhofft hat.
Das Überhören einer derart beziehungserhaltenden Frage und die aus dieser Ignoranz resultierende Nichtbeantwortung derselben und das ständige Kopfnicken des Mannes führt nicht selten zu folgendem oder ähnlich klingendem Dialog:
"Ich hab dir eine Frage gestellt!"
"Mmh? Eine Frage? Was denn für eine Frage?"
"Nie hörst du mir zu, wenn ich dir etwas Wichtiges zu erzählen habe. Statt dessen schweigst du nur und nickst mit dem Kopf."
"Ich hab dir zugehört."
"Anscheinend ja nicht. Sonst würdest du mir ja antworten."
"Wie war denn deine Frage?"
"Pöh. Was du kannst, kann ich schon lange."
Schweigen.
"Jetzt sag doch mal. Was hast du denn gefragt?"
Schweigen.
An dieser Stelle können wir getrost den Schauplatz dieses, einer endlosen Schleife nicht unähnlichen, Nichts-weiter-Geschehens verlassen, denn auch noch so bemühtes Nachfragen des Mannes, wie denn die Frage gelautet habe (etwa eine Stunde) wird durch beredtes Schweigen beantwortet. (Nach dieser Stunde wissen weder Mann noch Frau, worum es eigentlich zu Beginn des Gesprächs gegangen sein könnte. Das Schweigen wird je nach Tageslaune, körperlicher Verfassung und Temperament der Beteiligten von lautem Türenschlagen oder sonstigen nonverbalen Äußerungen kommentiert, die in Bestzeiten eine Renovierung einzelner Wohnräume, in seltenen Fällen aber auch der kompletten Wohnung nach sich ziehen kann.)
Nun schweigt der Mann zwar auch wieder, scheint also in seinen wünschenwerten natürlichen Zustand zurückgekehrt, ist aber in sich überschlagenden Gedanken schuldbewusst damit beschäftigt, zu ergründen, wie es zum Schweigen der über alles geliebten Frau kam, während die Frau schweigt, weil sie sich unverstanden, mißachtet und übergangen fühlt und den über alles geliebten Mann ebendiese Gefühle auch spüren lassen möchte, damit er bei nächstbester Gelegenheit einander auszutauschen besser zuhört und nicht immer nur schweigend nickt. © 2005 Jon
On dit, so sagt man in Frankreich zum Gerücht, gibt das Wesen der Tochter der Lüge sehr gut wieder:
Man sagt ...
Dies oder das ließe sich also sagen über diesen oder jenen, wie man so gehört hat, soll er ja ...
Das weiß man von Frau Müller und die hat´s von Herrn Meier, der sprach mit Frau Schneider, die vorher noch beim Friseur mit der Coiffeuse Gaby wie der Herr F., unglaublich, das gibt´s doch gar nicht, wenn das stimmt, skandalös, erzählen Sie doch mehr ...
Gaby, Coiffeuse blondgebleichten dauerwelligen eigensinnigen Kopfes hat´s von der Sprechstundenhilfe Gisela und die wiederum weiß es von Metzgermeister Bruch und der, ja der saß ja mit Herrn F. selbst am Tisch, wie man munkelt, da soll der F. es selbst ...
Skandalös, wenn man´s nur glauben kann.
Herr F. aber, seines angedichteten Rufes, der Stadt größter Liebhaber zu sein vollkommen unkundig, wunderte sich anfangs nicht wenig über die freundliche Begrüßung seitens der schönsten Frauen, sooft er ihnen begegnete, bis es ihm zur Gewohnheit wurde, charmant zurückzulächeln, was allerdings ein jähes Ende aufgrund des neuesten Gerüchtes über ihn fand, dass es doch nicht so weit her sei mit seinen amourösen Fähigkeiten und er seit einiger Zeit nur noch unter Zuhilfenahme medikamentöser Präparate seinen Mann zu stehen wisse wie man es von Herrn Salziger, dem Apotheker, also aus sicherster Quelle, erfahren habe und, überhaupt, dass wisse man aber nun nicht so ganz genau, man wolle sich ja hier nicht um Kopf und Kragen reden, sei er, erzählen Sie das aber bitte nicht weiter, in einem Ho-mo-sex-u-ellenlokal gesehen worden, und da sei man sich ja mittlerweile über sämtlich Konsequenzen, die so etwas mit sich bringen könne im Klaren, ob er nun Aids, nein , das wisse man nicht, aber ..., und sich Herr F. wie vordem ungegrüßt durchs Leben brachte, wobei er, das weiß nun ich aus sicherster Quelle, denn man hat es mir aus dem engsten Freundeskreis des Herrn F. mehrmals versichert, bis heute nicht versteht, wie ihm geschah und warum nun jede, auch weniger schöne Frau seinen lächelnden Gruß nicht nur nicht erwidert, sondern sich wie angeekelt von ihm abwendet, als sei er Träger einer scheußlichen, schon durch Freundlichkeit übertragbaren Krankheit. © 2005 Jon
Mit dem gesprochenen Wort trat wohl auch die Lüge ihren erfolgreichen Weg im Austausch unter den Menschen an.
Während der noch sprachlos lebende Vorzeit-Mensch seinen jeweiligen Vorteil in der mehr oder weniger plumpen Täuschung seiner Zeitgenossen zu erlangen suchte, konnte nun endlich mit einfachsten Mitteln jede erdenkliche falsche Information zur allgemeinen Verwirrung und Störung der zwischenmenschlichen, aber vor allem zwischengeschlechtlichen Kommunikation eingesetzt werden.
Sicher hinkten diesbezüglich die Männer anfangs den Frauen aus schon genannten Gründen (siehe auch: "Das scharfe Schwert der spitzen Worte - oder: Mit den Waffen einer Frau") sprachlich lange Zeit hinterher, aber sie sollten, manch einer bezeichnet es als Wunder der Evolution, im Laufe mehrerer Jahrtausende, obwohl von der Natur mit einem Mängelexemplar verbaler Kommunikationsfähigkeit beschenkten Gehirn dann doch lernen, sich ihrer Haut zu wehren und es den Frauen gleichzutun.
So konnten sie endlich auf die Frage: "Schon wieder Mammut?" in flüssiger Sprache erwidern: "Liebste, wie du aus der Konsistenz des dargebotenen Fleischberges erkennen kannst, handelt es sich hier keineswegs um ein ordinäres Mammutbret, sondern, siehe hier und da die Maserung des feingezogenen Muskelapparates, der diesen, von dir so voreilig gezogenen Schluss, es handle sich um ein minderwertiges Produktangebot meinerseits, ad absudum führt."
Die, vom ungewohnt üppigen Redefluss ihres ansonsten eher schweigsamen Gatten, angenehmst überraschte Steinzeitgattin (nichts liebt sie so sehr wie sprachgewandte Männer), warf zwar dennoch einen kurzen Blick auf das vom Manne derart gepriesene, ihr doch allzu stark noch immer nach Mammut riechende, zu Füßen liegende Wildfleisch, konnte aber mangels wissenschaftlich begründeter Argumentationseloquenz, - sie sammelte zu der Zeit hauptsächlich Beeren, war sich also der Qualität dieses Fleisches wenig sicher -, an dieser Stelle ihrem Angetrauten nichts anderes erwidern als: "Du wirst wohl recht haben."
Zufrieden glaubte der Mann nun, sich im Glanze seiner sprachlich wohlformulierten Lüge zurücklehnen zu dürfen, was er, erschöpft von Jagd und allzu langer Rede verhängnisvollerweise für ihn und sein Geschlecht denn auch tat, indem er sich aufs nächste Fell fallen ließ und sich schnarchend seiner damaligen Lieblingsbeschäftigung hingab, im Vertrauen auf den häuslichen Frieden, der ihm durch höchsten verbalen Einsatz gesichert schien.
Kaum jedoch hatte er sich süßesten Träumen von Jagd und zärtlichen Küssen ergeben, ergriff sein Weib das mildmüffelnde Wildfleisch und zog es hinter sich her zur nächsten Konferenz der Frauen, die am Lagerfeuer stattfinden sollte.
"Was," fragte sie, noch immer schwirrten die Worte ihres Gatten ihr im Ohr, die versammelten Frauen "ist das für ein Fleisch?"
"Mammut," sprach sach- und fachkundig eine nach der anderen und so nickte die durch süßen Klang holder Worte ent-täuschte Betrogene mit zusammengekniffenen Lippen, "dieser Neandertaler (ein sehr abfälliges Schimpfwort jener vorgeschichtlichen Tage) hat mich also belogen."
Voller Schrecken zuckten die versammelten Frauen zusammen und riefen voller Verzweiflung über den augenscheinlich gewordenen Verlust ihres Jahrhunderte währenden Monopols: "Wie konnte er nur!"
Was diesem Gespräch an Handlungen folgte, ist leider nur unvollständig übertragen, aber es sollen sich nicht wenige unschöne Szenen in den einzelnen Hütten des kleinen Dorfes ereignet haben, bei denen gewisse Fleischstücke eine Rolle spielten.
Dabei, und nun kommen wir zum Wesen der Lüge, setzt diese ja zuerst einmal die Kenntnis der Wahrheit voraus, denn erst wer diese kennt, kann sie um so beschönigender darstellen.
Was aber ist Wahrheit anderes als subjektives Empfinden?
Oder anders gesagt, schafft sich nicht jeder erst seine eigene Wahrheit?
Auch die Behauptung der Wissenschaft, sie arbeite objektiv und damit sei Wahrheit von vornherein schon gegeben, widerlegt sich in dem Moment selbst, in dem der forschende Finder meist vor allem das entdeckt, was er sich zu entdecken vorgenommen hat.
Beispiele für diese selbst erfüllende Prophezeiung zu nennende Vorgehensweise werden sich zur Genüge finden lassen, mögen sie auch noch so einleuchtend statistisch belegt sein und ihre Argumente noch so erschlagend klingen.
Wahrheit also scheint schwerer auszusprechen als die Lüge, ist sie doch äußerst individuell angelegt, während der Betrug einfacher zu gestalten ist.
Ein einfaches Ja oder Nein ist oftmals ausreichend genug, scheinbar ehrlich dennoch zu lügen, während die Darstellung einer persönlichen Wahrheit sich wesentlich schwieriger gestaltet, da sie komplexer ist.
Lügen haben also der Wahrheit gegenüber nicht unwesentliche Vorteile, zumal sie, als sogenannte Notlüge betrachtet, wie in unserem "Mammutfall" bis zur peinlichen Entdeckung derselben dazu dienen sollen, einen Zustand der Befriedung zu erzeugen.
Kommt also Ihr Lebensabschnittsgefährte, altmodisch Partner genannt, vier Wochen zu spät vom Zigarettenholen zurück und sagt mit einem breiten Lächeln auf einem, von Spuren sexueller Verwüstung gezeichneten Gesicht, er habe einfach niemanden finden können, der ihm den Zehn-Euro-Schein habe wechseln können, dann lächeln auch sie ebenso breit zurück und bereiten ihm einen schönen Abend, denn so viel Ehrlichkeit sollte in aller Liebe belohnt werden und sie wollen doch nicht etwa kleinlich auf Wahrheit bestehen, die es, wie schon bewiesen, so nicht geben kann.
Merke: Die besten Lügen erzählt man, wenn man selbst an sie glaubt. © 2005 Jon
Ist es die allseits verbreitete Furcht vorm schlaganfallähnlichen Tastaturschreibkrampf, die anscheinend zu einem teilweisen Ausfall des Sprach-, beziehungsweise Tippvermögens führt oder einfach der blanken Unfreundlichkeit zuzuordnen oder ist es ein hochmoderner Kult ums Schnellstverwirren oder Ausdruck epidemisch um sich greifender Wortkargheit gepaart mit Sparsamkeitswahn an den Grenzen totalen Sprachverlustes oder ein allgemeines Zeichen des Zeit-Ungeistes, dass so mancher dem Abkürzungsfieber erliegt und noch in den letzten Zuckungen dieser schleichenden Krankheit nahezu stenografische Kürzel-Hieroglyphen den ahnungslosen Lesern vors Auge erbricht und damit diesen Leser auf Tage mit der Enträtselung dieser seiner stotternden Ergüsse zu beschäftigen hofft, wo er diesem jedoch wohl nichts, aber auch gar nichts anderes zu sagen hat, als dies:
Ich kann mich nicht ausdrücken!
Bruno Ganz, den ich als Schauspieler sehr mag
"Der Untergang" - Die Website zum Film
Zitat: „Das dritte Reich" war der Titel einer 1923 erschienenen Schrift, in welcher der konservative Autor Artur Moeller van der Bruck seinen Traum eines auf mittelalterlichen Vorstellungen beruhenden neuen Deutschland entwarf, das in der Nachfolge des Heiligen Römischen Reichs und des von Bismarck geschaffenen, im Ersten Weltkrieg untergegangenen „Zweiten Reich" stehen sollte. Andere konservative Kritiker der Weimarer Republik äußerten sich ähnlich: das „Dritte Reich" sollte die ungeliebte demokratische Ordnung ablösen. Damit würden die sozialen Gegensätze in einer „organischen" Staatsform aufgelöst werden und eine wahre „Volksgemeinschaft" entstehen. So diffus und vage - um nicht zu sagen wirr - diese Pläne auch waren, sie hatten eine gewisse Ausstrahlungskraft für die von politischen und wirtschaftlichen Krisen zerrüttete Gesellschaft von Weimar. Die Mehrheit der Deutschen hatte sich spätestens Anfang der dreißiger Jahre von der Demokratie abgewandt und suchte ihr Heil in einer radikalen neuen Ordnung."
Quelle: Das Dritte Reich - Deutschland unter dem Nationalsozialismus
Kurt Tucholsky (* 9. Januar 1890 in Berlin; † 21. Dezember 1935 in Göteborg) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Er schrieb auch unter den Pseudonymen Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel.
Tucholsky zählte zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik. Als politisch engagierter Journalist und zeitweiliger Mitherausgeber der Wochenzeitschrift Die Weltbühne erwies er sich als Gesellschaftskritiker in der Tradition Heinrich Heines. Zugleich war er Satiriker, Kabarettautor, Liedtexter und Dichter. Er verstand sich selbst als linker Demokrat, Pazifist und Antimilitarist und warnte vor antidemokratischen Tendenzen – vor allem in Politik, Militär und Justiz – und vor der Bedrohung durch den Nationalsozialismus. Quelle: Wikipedia
Einige Zitate:
Deutsche, kauft deutsche Zitronen!
Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehn. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen.
Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist.
Denn nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein.
In der Ehe pflegt gewöhnlich immer einer der Dumme zu sein. Nur wenn zwei Dumme heiraten –: das kann mitunter gut gehn.
Das Lagerfeuer brannte flach. Ungefähr zehn Männer saßen darum, hielten ihre Hände darüber, tranken warmes Bier aus zerbeulten Dosen und sprachen leise miteinander.
Ein großer Mann kam auf sie zu. Neben ihm ging eine Frau, noch sehr jung, sie schaute sich um, versuchte mit dem großen Mann Schritt zu halten.
Die Männer am Feuer verstummten.
„Das ist Dala. Sie wird mit uns fahren.“
Die Männer rückten enger zusammen, machten Dala Platz.
Sie setzte sich, senkte den Kopf und legte die Hände in den Schoß.
Sie trug über ihrem Kleid eine dicke Strickjacke, um den Kopf ein buntes Tuch.
„Behandelt sie gut,“ sagte der große Mann, „sie ist Afrikanerin wie ihr.“
Er ging zu der kleinen Holzhütte, die in dem spärlichen Wäldchen hinter den Dünen versteckt war, um zu schlafen.
Die Männer schwiegen, tranken Bier, holten etwas zu essen aus ihren Jackentaschen.
Einer stieß Dala an, hielt ihr eine Dose Bier hin: „Schwester, trink, das wird dir gut tun.“
Dala sah ihn kurz an, schaute ins Feuer und ließ den Kopf auf die Brust sinken.
„Lass sie. Sie ist müde.“
Einer der Männer stand auf, berührte sie leicht an der Schulter.
Sie hob den Kopf, er winkte ihr, ihm zu folgen
„Geh mit ihm,“ sagte der älteste der Männer und lächelte, „hab keine Angst. Er wird dir zeigen, wo du schlafen kannst.“
Dala stand langsam auf, die Schritte auf dem weichen Sand fielen ihr schwer.
Der Mann, dem sie folgte, war zu einem Bretterverschlag gegangen, winkte ihr noch einmal, sie nickte, fast wäre sie gestolpert.
Der Mann kam auf sie zu, nahm sie sanft bei der Hand und führte sie zu dem niedrigen Schuppen.
Er sagte etwas, doch Dala sah ihn nur verständnislos an.
Er lächelte, legte seinen Kopf auf den Rücken seiner zusammengelegten Hände und schnarchte.
Dala verstand und kroch auf allen Vieren in den dunklen Verschlag.
Der Mann beugte sich zu ihr herab, holte eine zusammengerollte dicke Wolldecke aus einer Ecke.
Dala streckte die Beine aus und der Mann deckte sie zu.
Dann schlief sie ein.
Die See war ruhig und glatt, die Sonne brannte heiß auf den rissigen Planken des Bootes.
Dala saß mit den Männern unter einer milchigen Plane und trank von dem Bier, das ihr die Männer gaben.
Der Außenbordmotor tuckerte laut.
Einige Männer klatschten im Takt dazu, bis die über ihnen stehende Mittagssonne und das Bier alle schläfrig machte.
Dala dachte an das große Schiff, das auf der Postkarte abgebildet war, die ihr Josef geschickt hatte.
Sie holte verstohlen die Karte aus ihrem Kleid hervor und las immer wieder den letzten Satz: „Komm zu mir, Dala.“
Einige Männer schauten zu ihr herüber, schienen zu ahnen, was auf der Karte geschrieben stand und lächelten sie an.
„Schwester Dala,“ sagten ihre Blicke, „solch eine Karte werden auch unsere Frauen bekommen, wenn wir es geschafft haben.“
Dala drehte die Karte um; das abgebildete Schiff war hoch, so hoch wie der große Berg in ihrer Heimat; auf dem Deck konnte sie Menschen erkennen, weiße Menschen in schönen Kleidern, die über das ruhige Meer fuhren.
Dasselbe Meer vielleicht, auf dem Dala jetzt in diesem kleinen Boot saß und an Josef dachte, der es geschafft hatte und sich nach ihr sehnte.
„Liebste Dala, hier habe ich zu essen und zu trinken, denn ich habe Arbeit. Die Arbeit ist hart. Doch ich habe ein Dach über dem Kopf, wir leben zu acht in einem Raum und es gibt oft Streit. Aber ich streite mich nicht, denn ich trinke kein Bier, sondern denke immerzu an dich. Komm zu mir, Dala.“
Dala steckte die Karte wieder ins Kleid, die meisten Männer waren eingeschlafen.
Der große Mann saß mit geradem Rücken am Heck und steuerte das tief liegende Boot über die See.
Er sagte kein Wort, schaute immer wieder auf eine Karte, dann auf ein kleines Gerät in seiner Hand und rauchte eine Zigarette nach der anderen.
Ihm hatte Dala zweihundert Pfund von den fünfhundert, die ihr Josef geschickt hatte, gegeben.
Dafür brachte er sie nun mit seinem Boot zu der Küste, an der Josef auf sie wartete.
Dala schloss müde die Augen und sah Josef, der auf weißem Sand stand, hinter sich die große Stadt, in der er nun lebte.
Josef war schön; er trug einen weißen Anzug, sein Haar war frisch geschnitten und als er sie anlächelte, blitzten seine Zähne.
Dann kam er lachend mit ausgebreiteten Armen auf sie zu.
“Ciao, Giuseppe,“ sagte der hagere Polizist zu dem jungen Commissario, der in seinem hellen Anzug eher wie ein Tourist aussah.
„Keine Papiere, aber wir haben diese Postkarte und hundert britische Pfund in ihrem Kleid gefunden.“
Der Commissario drehte die aufgeweichte Karte in seinen Händen, die Schrift war verwischt, nur das Wort >Dala< war noch schwach zu entziffern.
„Dala also,“ dachte der Commissario und betrachtete die Tote in einem der Zinksärge, die in einer Reihe am steinigen Strand standen.
Er knöpfte die nasse Strickjacke über ihrer Brust zu und schob die Postkarte und die einhundert britischen Pfund darunter.
„Diesen Sarg könnt ihr schließen,“ sagte er zu den beiden Beamten in Uniform, die ihm gelangweilt zugesehen hatten.
Er ging auf die kleine Stadt zu, die hinter der hohen Mauer lag; seine Frau wartete schon mit dem Abendessen auf ihn.
© 2004 Jon H.
Zu folgender Zeile aus Lieder auf der Flucht von Ingeborg Bachmann:
Erlöse mich! Ich kann nicht länger sterben.
Sartre, die Liebe und kein Hund
Es war stürmisch, aber Sartre ging wie jeden Tag am Strand spazieren.
Er liebte es, den Wind, der ihm kühl und feucht ins Gesicht schlug zu spüren, die ewige Musik des aufgewühlten Meeres zu hören, im aufgeweichten Sand seine Spuren zu hinterlassen, die am nächsten Morgen schon längst wieder fortgewischt sein würden, wenn er wieder hierher kam, an die See.
Der klamme Westwind hob Sartres weiten Mantel an, während er, wie immer die Hände auf dem Rücken verschränkt, nach vorne gebeugt vorwärts schritt und seinen Gedanken nachhing.
Sartre erinnerte sich an seine Kindheit, an die umfangreiche Bibliothek seines Großvaters, an die vielen Bücher, die er gelesen hatte, wenn er wieder das Bett hüten mußte, weil ihn irgendeine Infektion, ein Schnupfen etwa, eine Halsentzündung oder ein schmerzender Zahn so sehr schwächte.
Die Wörter.
Jedes einzelne hatte seine eigene Bedeutung, die sich auf zauberhafte Weise erst dann vollständig enthüllte, wenn sie sich zu einem Satz, einem Kapitel, einer Erzählung oder einem Roman fügten.
Er dachte an Simone, an ihre Liebe zu ihm und all die anderen Frauen in seinem Leben, die ihn geküsst hatten, die ihn verehrten, obwohl er doch so hässlich war, mit seinem schrägem Blick, der auf nichts gerichtet zu sein schien und vielleicht deshalb ...
Sartre setzte seinen einsamen Spaziergang am Strand fort, fand ein angespültes Stück Treibholz, hob es auf und bewegte es in seiner Hand.
"Wäre ich ein Mann mit einem Hund, so würde ich jetzt in diesem Moment aufhören über die Liebe und die Worte nachzudenken und diesen Stock weit über den Strand hinaus ins Meer werfen. Ich würde dem Hund zusehen, wie er diesem Stock hinterher hetzen würde und sich mir, seinem Herrn zu Füßen, die Beute unter den Pfoten, legen würde und auf mein Lob horchte.
>Braver Hund<, würde ich dann sagen, wie es alle tun, die einen solch´ treuen Begleiter haben, der sie zu lieben scheint, aber ihnen in Wahrheit nur sklavisch ergeben ist.
Nein, einen Hund wollte ich noch nie haben, obwohl es schmeichelhaft scheint, derart geliebt zu werden."
Sartre warf den Stock ins Meer und sah zu, wie dieser auf den Wellen tanzte.
Er ging auf die Dünen zu, von denen er wußte, dass dahinter ein ausgetretener Weg zu einem ruhigen Café begann, in das nur Einheimische gingen und keine Touristen, die einander anstoßen würden, sobald er sich an den Tisch am Fenster in der Ecke gesetzt hatte:
"Sieh mal, ist das nicht ...?"
Die Einheimischen erkannten Sartre fast schon als einen der Ihren an, einen der sie in ihrer Sprache nach dem Fischfang und den Marktpreisen fragte oder sich ganz einfach mit ihnen über das wechselhafte Wetter unterhielt.
Ein Fremder, aber einer, der sich für ihr Leben interessierte, obwohl er aus der großen Stadt kam und sehr berühmt war.
So ließen sie ihn in seiner Fensterecke seinen Roten trinken, prosteten ihm bisweilen zu und luden ihn zu einem Fischgericht ein.
Allmählich verfinsterte sich der Himmel und der Sturm wurde stärker.
Auf dem höchsten Punkt der Düne drehte Sartre sich um und betrachtete den Strand und das Meer.
Als der Regen anbrach, stieg er vornübergebeugt den Weg zum Café herab.
© 2003 Jon
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