Sonntag, 4. Dezember 2005

Das scharfe Schwert der spitzen Worte IV - Das Schweigen

Was, so wird hier manch einer einwenden, hat das Schweigen mit Sprache zu tun, ist es doch der vollständigste Mangel an derselben, den ein Mann von einer Frau sich wünschen kann?
Doch wir möchten in unseren kurzen Diskursen über die Sprache ja nicht ausschließlich diese allein beleuchten, sondern uns vor allem der Waffenfähigkeit der verbalen Kommunikation widmen, und dazu gehört ganz offensichtlich auch das Fehlen des Ausgesprochenen, das Verschwiegene also.
Während schon in der Musik gerade die Pause dazu beiträgt, ein Stück zu vervollkommnen, also der nichtklingende Ton es erlaubt die klingenden als solche wahrzunehmen und damit zu Melodie und Rhythmus in nicht zu verkennender Weise beiträgt, wird das Schweigen noch immer weitestgehend von Kommunikationsforschern zu wenig untersucht und gewürdigt.
Diesem Mißstand wollen wir an dieser Stelle Abhilfe leisten, indem wir uns mit gewohnt vielen Worten der Sprachlosigkeit widmen, wir also dem Nichts etwas entgegenstellen oder anders gesagt, aus nichts etwas machen.
Dabei allerdings sollten wir wie bisher nicht davon ausgehen, dass das weibliche Schweigen dem männlichen auch nur annähernd gleichzusetzen wäre, denn auch hier wie schon in anderen Bereichen zwischengeschlechtlicher Kommunikation würde sich eine Gleichstellung als letztlich täuschend erweisen, was angesichts unserer wichtigen wissenschaftlichen Arbeit, will sie als seriös gelten, äußerst unprofessionell zu nennen wäre.
Wie wir schon in vorhergehenden Artikeln zum Thema nachgewiesen haben, bringen Männer und Frauen sehr unterschiedliche Grundvoraussetzungen mit, was Sprachvermögen und den Umgang damit betrifft.
Diese Unterschiede kommen aber, wie schon angedeutet nicht nur beim Akt des Sprechens zum Tragen, sondern ebenso beim Nicht-Akt des Schweigens.
Das Schweigen, aufgrund Lautäußerungsverweigerung der höchsten Stufe als nonverbal zu bezeichnen, sollte selbst dem schärfsten Kritiker noch einleuchten, während folgende Behauptungen einer verschärften Beweisführung zu bedürfen scheinen, die zu erbringen ich mich nun anschicke. 
Während das Schweigen dem normal aufgewachsenen Mann natürlich ist, all sein Streben folglich dahin geht, sich in aller Stille weiterzuentwickeln, ist es der normal sozialisierten Frau eigentlich fremd, denn sie sucht stets das Gespräch zum selben Zwecke.
Wenn also ein Mann schweigt, befindet er sich im Naturzustand, während eine schweigende Frau ihm ein Alarmzeichen sein sollte, vor allem, wenn sie noch kurz vorher mit ihm redete oder ihn gar zu einem Gespräch zu ermuntern suchte:
"Du, ich glaube, wir sollten einmal miteinander reden."
Der solcherart aus seinem natürlichen Zustand gerissene Mann weiß aus alter, seit Urzeiten gesammelter Erfahrung, was das für ihn bedeutet:
Er schweigt, so lange die Frau spricht.
Nun kann es während eines etwas länger dauernden Monologs der Frau passieren, dass der Mann nach etwa einer Stunde ungewohnten Zuhörensollens am Stück, unwillkürlich in seinen gewohnten und vertrauten Naturzustand verfällt, auch sein ständiges Nicken mit dem Kopf wirkt meditativ entspannend auf ihn und er eine, nun endlich von der Frau entdeckte entscheidende Frage überhört, die eine sofortige Antwort erforderlich machen würde, würde sich dieser natürliche Mann als derjenige erweisen, den sich die Frau schon immer in ihren Träumen erhofft hat.
Das Überhören einer derart beziehungserhaltenden Frage und die aus dieser Ignoranz resultierende Nichtbeantwortung derselben und das ständige Kopfnicken des Mannes führt nicht selten zu folgendem oder ähnlich klingendem Dialog:
"Ich hab dir eine Frage gestellt!"
"Mmh? Eine Frage? Was denn für eine Frage?"
"Nie hörst du mir zu, wenn ich dir etwas Wichtiges zu erzählen habe. Statt dessen schweigst du nur und nickst mit dem Kopf."
"Ich hab dir zugehört."
"Anscheinend ja nicht. Sonst würdest du mir ja antworten."
"Wie war denn deine Frage?"
"Pöh. Was du kannst, kann ich schon lange."
Schweigen.
"Jetzt sag doch mal. Was hast du denn gefragt?"
Schweigen.
An dieser Stelle können wir getrost den Schauplatz dieses, einer endlosen Schleife nicht unähnlichen, Nichts-weiter-Geschehens verlassen, denn auch noch so bemühtes Nachfragen des Mannes, wie denn die Frage gelautet habe (etwa eine Stunde) wird durch beredtes Schweigen beantwortet. (Nach dieser Stunde wissen weder Mann noch Frau, worum es eigentlich zu Beginn des Gesprächs gegangen sein könnte. Das Schweigen wird je nach Tageslaune, körperlicher Verfassung und Temperament der Beteiligten von lautem Türenschlagen oder sonstigen nonverbalen Äußerungen kommentiert, die in Bestzeiten eine Renovierung einzelner Wohnräume, in seltenen Fällen aber auch der kompletten Wohnung nach sich ziehen kann.)
Nun schweigt der Mann zwar auch wieder, scheint also in seinen wünschenwerten natürlichen Zustand zurückgekehrt, ist aber in sich überschlagenden Gedanken schuldbewusst damit beschäftigt, zu ergründen, wie es zum Schweigen der über alles geliebten Frau kam, während die Frau schweigt, weil sie sich unverstanden, mißachtet und übergangen fühlt und den über alles geliebten Mann ebendiese Gefühle auch spüren lassen möchte, damit er bei nächstbester Gelegenheit einander auszutauschen besser zuhört und nicht immer nur schweigend nickt.
© 2005 Jon 

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