Jons Schnipsel - Aphorismen, Essays und anderer Kleinkram

Sonntag, 18. Juni 2006

...

"Oh, ihr verrinnenden Stunden", gurgelte der Abfluss leise in der Duschwanne zum beruhigenden Rhythmus der tropfenden Zuläufe, deren mürbe Dichtungen sich schmatzend aus ihrer, über den Tag gespannten, Stellung lösten, den drängend gestauten Wassern Freiheit zu geben, irgendwann, sollte sich niemand finden, sie in ihre vorherige Position zu zwingen.

Wieder endete ein schöner Tag,

den er damit verbracht hatte, mit der frischgestrichenen, weißen Wand zu reden, die ihm allerdings nicht antwortete, was er auf ihren noch unbefleckten Zustand zurückführte.
Morgen, so ahnte er voller Hoffnung, morgen schon, würde er mit ihr über die Bedeutung der Psychoanalyse für die moderne Psychologie diskutieren können.
Voller Zärtlichkeit betätigte er den Lichtschalter und der, nach sich bindenden Farbpartikeln, duftende Raum versank sogleich im Dämmer dieser Sommernacht geheimnisvoller Geräusche.
So oder ähnlich sollte jeder Tag der stilleren Nacht weichen, angefüllt mit freudiger Erwartung der kommenden Abenteuer.

Das Ende der Literatur

begann damit, dass lediglich Frauen noch lasen, wäre zu befürchten gewesen, hätte nicht dieser eine Mann sich aus offensichtlicher Not in die Bibliothek geflüchtet und, um der tödlichen Sprachlosigkeit zu entfliehen, die längst um ihn sich bereit gemacht hatte, alles Menschliche in beredtem Schweigen zu ersticken...

Aus: "Zitierte Zukunft"

Montag, 12. Juni 2006

Gute Nacht,

gehabt Euch all sommerheißt friwohl...

Mittwoch, 22. März 2006

Wie gut,

dass die Zeiten des Kolonialismus vorüber sind und man jetzt nahezu jeden Krieg als Friedensmission verkaufen kann.

Freitag, 17. März 2006

Gegen die Banalisierung des Unaussprechlichen

soll die Aktion des spanischen Künstlers Santiago Sierra in Pulheim-Stommeln gerichtet sein, bei der in "245 Kubikmetern" eines ehemaligen jüdischen Bethauses dem Kunstinteressierten das Gefühl vermittelt werden soll, in eine Gaskammer geraten zu sein, wenn mittels Schläuchen Autoabgase ins Gebäude gelassen werden, das nur in Begleitung eines Feuerwehrmannes und mit einer Gasmaske vor dem Gesicht betreten werden darf.
Doch gerade dieser Banalisierung des unaussprechlichen Grauens, das bei jedem einigermaßen sensiblen Menschen durch Dokumentarfilme annähernd nahegebracht wird, leistet Sierra Vorschub, indem er die Unmenschlichkeit des Holocausts auf eine Minimalformel herunterrechnet, die der Boulevardisierung schwieriger Themen entspricht, bei denen das Leiden vieler als Hintergrund für eine hollywoodgleiche Inszenierung bagatellisiert wird, wie zum Beispiel im Fernsehzweiteiler "Dresden", in dem die Bombardierung und Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg als dramatische Kulisse für eine schnulzige Liebesgeschichte herhält, so reduziert Sierra die Ermordung von Millionen Menschen während des Dritten Reiches auf eine simple Provokation, die niemandem ernsthaft das wirkliche Leiden der Ermordeten angesichts der Mordmaschinerie näherbringen kann, denn es ging für diese Menschen um Leben und Tod, dem sie nackt und ohne Gasmaske und Begleitschutz ausgesetzt waren, dem sie nicht entrinnen konnten.
Selbst wenn man moralische Bedenken außer acht lässt und Sierra nur an seinem eigenen Absicht misst, so hat er selbst das bestätigt und wiederholt, gegen das er angeblich angetreten ist, denn er hat etwas, wovon man eigentlich nicht sprechen kann, da es unser Vorstellungsvermögen übersteigt, nur in allerbanalster Form zum Ausdruck bringen können, seinen eigenen Anspruch also selbst ad absurdum geführt und das in höchst unsensiblem Maße und Unverständnis für dieses Thema.
Es geht mir also weniger um moralische Verurteilung dieser Aktion, als vielmehr um einen ästhetischen Widerspruch, den Sierra nicht nur nicht aufzulösen vermag, sondern dem er letztlich unterliegt:
Wer mit einer Gasmaske geschützt, von Feuerwehrleuten begleitet diese 245 Kubikmeter voller Autoabgase betritt, wird sich nicht empathisch mit den Opfern identifizieren können, denn er schwebt nicht in Lebensgefahr oder weiß, dass er sterben wird, sondern erlebt etwas vollkommen anderes als jedes Holocaustopfer; der Kunstfreund bekommt ein Placebo verabreicht, das ihm bei aller Lebenssicherheit, aus der er in den Kunstraum tritt, niemals das Gefühl vermitteln kann, das ihm Sierra angeblich vermitteln möchte.
Er scheint den Opfern vielleicht näher gekommen zu sein, doch wesentlich näher kommt ein wirklich einfühlsamer Mensch dem Grauen der Shoa, wenn er sich selbst auf einer emotional-intellektuellen Ebene dem Leiden der Opfer aussetzt, indem er deren Berichte liest, sich Dokumentarfilme zum Thema anschaut.
Doch vielleicht ist im Zeitalter der Extremsportarten, der "Event-Kultur" und des "Trash-TV" gerade diese Fähigkeit des Mitgefühls derart verkümmert, dass solche Kunstaktionen manch einem Kulturbeflissenen als letztes Mittel zum Zweck erscheinen, Nachdenken, wenn schon nicht Einfühlen zu provozieren. Jon

Kunstaktion Gaskammer - Santiago Sierras merkwürdige Inszenierung der Erinnerung:
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/89831/index.html

An die Wand gestellt - Santiago Sierras Kunstaktion "The Punished":
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/90041/index.html

Dienstag, 7. März 2006

Ein Mann

ist erst dann wirklich emanzipiert und gleichberechtigt, wenn er sich hauptsächlich für Schuhe, Schminke, Frisuren, Kleidung und den neuesten Promi-Klatsch interessiert und Frauen einen Orgasmus vortäuschen kann, um von ihnen seinen Lebensstil finanziert zu bekommen.

In freudiger Erwartung heftigsten Widerspruches ;-)

Donnerstag, 16. Februar 2006

Regentag

Noch mehr Fotos gibt es einen Klick weiter!

Noch mehr: http://schreibblog.twoday.net

Dummheit

ist keine Frage der Bildung.

Mittwoch, 1. Februar 2006

Wort der Woche

Diesmal eine kleine Eigenkreation:

Der Doofstellreflex - Das intellektuelle Gegenstück zum Totstellreflex dient zum Überleben in geistig ungesunder Atmosphäre, wie etwa Kriegen, gewissen Studiengängen, Fortbildungskursen der Bundesagentur für Arbeit, partnerschaftlichen Nahkampfbeziehungen, bei U-, S- und sonstigen Bahnfahrten.
Hilfreich hat sich der Doofstellreflex auch an vielen Arbeitsstätten, bei Hochzeiten, Beerdigungen und anderen kirchlichen Veranstaltungen erwiesen.
Beobachtbar ist der Doofstellreflex auch öffentlich, wie etwa in politischen oder philosophisch angehauchten Sendungen, vor allem aber in Talkshows.
Hier sollte der Laie aber von echter angeborener Doofheit und dem Doofstellreflex zu unterscheiden wissen, denn der echte Doofstellreflex kann nur von Menschen eingesetzt werden, die über ein gewisses Maß an Intelligenz verfügen.
Bei allen anderen ist es Natur!
Der Doofstellreflex äußert sich in so vielfältiger Form, dass hier nur auf einige wenige Merkmale hingewiesen sei:

Vortäuschung plötzlicher Taubheit
Mehrmaliges Nachfragen
Ständiges Kopfnicken
Absolut unverständliche Antworten
Bestätigen der noch so dümmsten Ansicht
usw.
...

Auszug aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte:

Zusatzartikel 31: Jeder Mensch hat das Recht auf Dummheit. Dieses Recht darf er zu jeder Zeit an jedem Ort in jeder Form wahrnehmen, solange er nur sich selbst damit schadet.
Zu diesem Recht gehört es auch, sich zu jeder Zeit an jedem Ort in jeder Form dumm stellen zu dürfen, solange es ein Akt der das eigene Leben und Menschenwürde erhaltenden Abwehr ("passive Notwehr") ist und niemandem schadet.

JON

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