Zug mit Dame
Wieder mal die S-Bahn verpasst.
So stehe ich auf dem zugigen Bahnsteig, die nächste soll laut Fahrplan in einer Stunde kommen.
Der Termin ist geplatzt.
Der nächste Zug rauscht auf den Bahnhof, die letzten Menschen auf dem Bahnsteig steigen ein, es hetzen noch einige Männer die steile Treppe hinauf, seltsamerweise tragen die meisten leichte Mäntel, die im Wind wehen.
Ich hatte den Wecker nicht gehört, zu lange hatte ich über den Termin mit F. nachgedacht, der auf den heutigen Tag festgesetzt war und war erst spät eingeschlafen.
Dem Zug entstiegen weitere Passagiere, die Türen wurden geschlossen und die E-Lok fuhr langsam an.
Mir wurde es hier ungemütlich; es regnete, ein kühler Wind zog über den Bahnsteig und überall standen Schilder „Rauchen verboten!“.
Außerdem hatte ich nicht gefrühstückt, nicht einmal einen Kaffee getrunken.
Ich stieg die Stufen zur Bahnhofshalle herunter und schaute mich um.
Ein kleines Café lockte mit leichtem Duft nach frischem Kaffee und gebackenen Brötchen.
Jetzt einen Kaffee, ein belegtes Brötchen und danach eine Zigarette, dachte ich.
Zigaretten, fiel mir ein, müsste ich wohl jetzt noch kaufen und so ging ich in das schmale Tabakwarengeschäft, kaufte eine Packung meiner bevorzugten Marke, dazu eine Schachtel Streichhölzer und betrat wieder die Bahnhofshalle.
Es herrschte reger Betrieb; viele Menschen eilten an mir vorüber, schweres Gepäck in den Händen, oder nur mit einer leichten Tasche unterm Arm, nahmen sie auf mich, der da stand, scheinbar ohne Ziel und mit viel Zeit, keine große Rücksicht; so wurde ich hin und her gestoßen, selbst als ich beiseite trat, rempelte mich ein besonders Eiliger ohne Entschuldigung an.
Ich flüchtete in die „Buchhandlung Schreiber“, die mit ihren Verkaufsständen vor dem Laden Sonderposten anbot,die mich allerdings nach einem kurzen Blick darauf nicht sonderlich interessierten.
Mir war nach einer Liebesgeschichte, warum auch immer und so stöberte ich im Sortiment der Bahnhofsbuchhandlung, doch auch hier fand ich außer Kitsch nichts, was mich zum Kauf bewegen konnte.
Mit einer Tageszeitung in der Hand stand ich nun an der Kasse, bezahlte und setzte mich endlich an einen etwas wackeligen Tisch des kleinen Cafés.
„Sie müssen bei mir bestellen,“ rief mir die Bedienung hinterm Tresen nicht unfreundlich zu, „hier ist Selbstbedienung.“
Mit einem dampfenden Kaffee und einem mit Käse belegten Brötchen setzte ich mich wieder an den Tisch, über dem ein Pappschild mit der Aufschrift „Raucher“ hing.
Der Kaffee schmeckte hervorragend, das Brötchen war tatsächlich so frisch, wie es sein Duft versprach und so war ich mit mir und der Welt wieder im Einklang.
Ich holte mir einen weiteren Kaffee bei der freundlichen Bedienung und rauchte meine erste Zigarette an diesem Morgen.
Die Schlagzeilen der Tageszeitung verrieten mir ncht allzu viel Neues und ich blätterte gelangweilt darin herum.
„Na,“ hörte ich jemanden sagen und sah auf.
Vor mir stand eine Frau meines Alters, sehr attraktiv, eine Handtasche unterm Arm und einen kleinen Reisetrolley an der Hand.
„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte sie mich.
„Selbstverständlich,“ antwortete ich und rückte auf der schmalen Bank ein wenig zur Seite, „nehmen Sie doch bitte Platz.“
Sie bugsierte ihren Trolley unter den Tisch, „würden Sie freundlicherweise darauf aufpassen. Ich würde mir gerne einen Kaffee holen.“
„Ja gerne,“ sagte ich.
Sie schaute sich über die Schulter nach mir um und ertappte mich dabei, wie ich ihre langen Beine betrachtete, während sie zum Tresen ging. Ihr Lächeln war einfach umwerfend.
„Hier schmeckt der Kaffee wenigstens,“ bemerkte sie nach dem ersten Schluck und mit einem Blick auf meine Zeitung, „was gibt´s denn an Neuigkeiten in der Welt?“
„Eigentlich nichts,“ antwortete ich, „ein Krieg irgendwo, ein Unfall mit einigen Verletzten und ein neuer Spielfilm in den Kinos.“
„Gehen Sie gerne ins Kino?“, fragte sie mich über den Rand ihres Kaffeebechers schauend.
„Kommt auf den Film an,“ ich überlegte, mir noch einen Kaffee zu bestellen, vielleicht sollte ich damit warten, bis sie ihren getrunken hätte und sie dann einladen?
„Sie sehen sicher gerne spannende Filme, oder?“
„Stimmt. Agentenfilme, zum Beispiel.“
Sie nickte, nahm eine Zigarette aus einem versilberten Etui und beugte sich mit der Zigarette in der Hand zu mir.
„Haben Sie Feuer für mich?“, fragte sie mit rauchiger Stimme und hielt dann meine Hand mit dem entzündeten Streichholz.
„Danke,“ hauchte sie das Streichholz aus, ohne jedoch meine Hand loszulassen.
„Sie sind ja ein Kavalier alter Schule. Das gefällt mir.“
Mir gefiel ihre Art zu sprechen, mich anzuschauen und auch wie sie ihre Zigarette hielt, den Rauch in zarten Kringeln gegen die Decke blies.
„Sugar,“ sagte sie und ich muss sie wohl ein wenig irritiert angesehen haben, „meine Freunde nennen mich Sugar.“
„Ich bin Gregor. Gregor Schablonski.“
„Ich weiß Schätzchen, ich weiß,“ sagte sie, wieder betörend lächelnd und legte etwas auf den Tisch, das ich als meinen Personalausweis erkannte.
„Du musst verstehen, eine Frau in meiner Situation will immer gerne wissen, mit wem sie es zu tun hat.“
Ein leichter Schauder lief über meinen Rücken und ich fragte mich wie ich in diese Situation geraten war.
Eine solche Frau hatte ich noch nie in meinem Leben getroffen.
Sie strich sich ihre goldblonden Haare aus dem Gesicht, holte einen kleinen Spiegel aus ihrer Handtasche und zog sich mit einem knallroten Lippenstift die Lippen nach.
„Du hast heute eine Verabredung mit F., die du besser nicht versäumt hättest. Es hängt für dich zu viel davon ab.“
Sie schlug ihre Beine übereinander, „wie wäre es mit einem Kaffee?“
Woher weiß sie von meiner Verabredung mit F., fragte ich mich während ich in der langen Schlange darauf wartete meine Bestellung aufzugeben.
Nur F. und ich wussten von diesem Termin, da war ich mir sicher. Selbst F.´s Sekretärin war nicht eingeweiht, schließlich ging es um die Übernahme der Firma, die F. mit meiner Hilfe plante. Sollte dieser Plan im geringsten ruchbar werden, wäre nicht nur F.´s Position als leitender Angestellter, sondern auch meine als ständiger Berater der Firma nicht mehr haltbar gewesen und F. und ich hätten den Betrieb sang- und klanglos verlassen müssen.
„F. hat gestanden. Und Sie verraten,“ erklärte sie mir, während sie Zucker in ihren Kaffee rührte und sich Sahne eingoß.
„Es war notwendig geworden, weil sonst seine kleinen Transaktionen aufgefallen wären, die er in den letzten zehn Jahren getätigt hat, soll ich Ihnen ausrichten,“ sagte sie und schaute aus dem Fenster.
Es regnete noch immer und die wenigen Passanten, die zu sehen waren, beeilten sich, einigermaßen trocken in den Bahnhof zu gelangen.
„Wären Sie pünktlich zum Termin erschienen, hätte F. nicht gestehen müssen. Aber so, wie die Dinge liegen, sollten Sie besser nicht mehr nach Köln fahren,“ erklärte sie mir mit einem breiten Lächeln, „sondern, das hat F. mir weiter aufgetragen, mit diesem Schlüssel das Schließfach auf diesem Bahnhof öfffnen, den Koffer herausnehmen und dessen Inhalt auf dieses Konto einzahlen.“
Sie gab mir unterm Tisch einen kleinen zusammengefaltetn Zettel in die Hand, in den etwas Hartes eingewickelt war.
„Warum erledigen Sie das nicht für F.?“
„Weil ich als seine Geliebte vielleicht schon jetzt beobachtet werde,“ sagte sie sich umschauend ungeduldig, „verstehen Sie jetzt endlich?“
Auch ich sah mich unwillkürlich um, konnte aber niemanden entdecken, der ein besonderes Interesse an uns zu haben schien.
Wie kam dieser kleine alte Herr, dieser F. zu einer solchen Geliebten, fragte ich mich, dieser F., der immer so seriös und zurückhaltend wirkte un djeden mit seinen faden Witzen langweilte.
„Nun, was ist? Wollen Sie F. und mir diesen kleinen Gefallen tun?“, sie trank Kaffee und zwinkerte nervös mit ihren großen blauen Augen, „es soll Ihr Schade nicht sein.“
„Okay, wenn es F. und mich vor Schlimmerem bewahrt,“ sagte ich und stand auf, „ich werde also jetzt diesen geheimnisvollen Koffer holen und alles so erledigen wie F. es wünscht.“
Sie hielt mich am Arm zurück.
„Einen Moment. Nicht so hastig. Wir sollten noch einmal kurz überlegen, ob wir die Sache nicht anders regeln können.“
„Anders? Ich dachte ...“
„Sie gefallen mir. Sehr, wenn ich ehrlich sein soll. F. . Haben Sie sich F. einmal genauer angesehen? Er ist schon lange auf dem absteigendem Ast. Und als Liebhaber ...,“ sie schüttelte den Kopf, „setzen Sie sich, Gregor, bitte. Ich kann und will nichts mehr mit F. zu tun haben, können Sie das verstehen?“
Sie schaute mir tief in die Augen und ich verstand sie sofort.
„Was ist Ihr Plan, Sugar?“
„Wir sollten dieses Köfferchen an uns nehmen, eine Fahrkarte ins Ausland kaufen und alles hinter uns lassen.“
Ihre Augen glänzten.
„Sie und ich haben die Zukunft noch vor uns. Warum sollten wir sie nicht gemeinsam angehen.“
„Aber F.?“
„F. wird in den kommenden Wochen stark damit beschäftigt sein, der Firmenleitung sein Fehlverhalten zu erklären, das kannst du mir glauben, Gregor.“
Sie beugte sich zu mir herüber und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, „kannst du dir denn ein Leben mit mir nicht vorstellen, Schatz?“
Wir hatten gerade die Grenze zu Griechenland hinter uns gelassen, als mein Mobiltelefon schellte.
„Schablonski,“ schrie jemand mir ins Ohr, „was ist in Sie gefahren. Wo stecken Sie. Die Verträge sind vollständig unterzeichnet, es fehlt nur noch das Geld. Schablonski, hier ist F., was haben Sie mit dem Koffer gemacht? Hat denn meine neue Sekretärin Sie nicht angetroffen? Eine Blondine, eine scharfe Blondine, wie Sie sie wohl nennen würden?“
„Schau mal Gregor, Olivenbäume,“ sagte sie zu mir, nahm mir das Telefon aus der Hand und warf es aus dem Fenster. © 2004 Jon
So stehe ich auf dem zugigen Bahnsteig, die nächste soll laut Fahrplan in einer Stunde kommen.
Der Termin ist geplatzt.
Der nächste Zug rauscht auf den Bahnhof, die letzten Menschen auf dem Bahnsteig steigen ein, es hetzen noch einige Männer die steile Treppe hinauf, seltsamerweise tragen die meisten leichte Mäntel, die im Wind wehen.
Ich hatte den Wecker nicht gehört, zu lange hatte ich über den Termin mit F. nachgedacht, der auf den heutigen Tag festgesetzt war und war erst spät eingeschlafen.
Dem Zug entstiegen weitere Passagiere, die Türen wurden geschlossen und die E-Lok fuhr langsam an.
Mir wurde es hier ungemütlich; es regnete, ein kühler Wind zog über den Bahnsteig und überall standen Schilder „Rauchen verboten!“.
Außerdem hatte ich nicht gefrühstückt, nicht einmal einen Kaffee getrunken.
Ich stieg die Stufen zur Bahnhofshalle herunter und schaute mich um.
Ein kleines Café lockte mit leichtem Duft nach frischem Kaffee und gebackenen Brötchen.
Jetzt einen Kaffee, ein belegtes Brötchen und danach eine Zigarette, dachte ich.
Zigaretten, fiel mir ein, müsste ich wohl jetzt noch kaufen und so ging ich in das schmale Tabakwarengeschäft, kaufte eine Packung meiner bevorzugten Marke, dazu eine Schachtel Streichhölzer und betrat wieder die Bahnhofshalle.
Es herrschte reger Betrieb; viele Menschen eilten an mir vorüber, schweres Gepäck in den Händen, oder nur mit einer leichten Tasche unterm Arm, nahmen sie auf mich, der da stand, scheinbar ohne Ziel und mit viel Zeit, keine große Rücksicht; so wurde ich hin und her gestoßen, selbst als ich beiseite trat, rempelte mich ein besonders Eiliger ohne Entschuldigung an.
Ich flüchtete in die „Buchhandlung Schreiber“, die mit ihren Verkaufsständen vor dem Laden Sonderposten anbot,die mich allerdings nach einem kurzen Blick darauf nicht sonderlich interessierten.
Mir war nach einer Liebesgeschichte, warum auch immer und so stöberte ich im Sortiment der Bahnhofsbuchhandlung, doch auch hier fand ich außer Kitsch nichts, was mich zum Kauf bewegen konnte.
Mit einer Tageszeitung in der Hand stand ich nun an der Kasse, bezahlte und setzte mich endlich an einen etwas wackeligen Tisch des kleinen Cafés.
„Sie müssen bei mir bestellen,“ rief mir die Bedienung hinterm Tresen nicht unfreundlich zu, „hier ist Selbstbedienung.“
Mit einem dampfenden Kaffee und einem mit Käse belegten Brötchen setzte ich mich wieder an den Tisch, über dem ein Pappschild mit der Aufschrift „Raucher“ hing.
Der Kaffee schmeckte hervorragend, das Brötchen war tatsächlich so frisch, wie es sein Duft versprach und so war ich mit mir und der Welt wieder im Einklang.
Ich holte mir einen weiteren Kaffee bei der freundlichen Bedienung und rauchte meine erste Zigarette an diesem Morgen.
Die Schlagzeilen der Tageszeitung verrieten mir ncht allzu viel Neues und ich blätterte gelangweilt darin herum.
„Na,“ hörte ich jemanden sagen und sah auf.
Vor mir stand eine Frau meines Alters, sehr attraktiv, eine Handtasche unterm Arm und einen kleinen Reisetrolley an der Hand.
„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte sie mich.
„Selbstverständlich,“ antwortete ich und rückte auf der schmalen Bank ein wenig zur Seite, „nehmen Sie doch bitte Platz.“
Sie bugsierte ihren Trolley unter den Tisch, „würden Sie freundlicherweise darauf aufpassen. Ich würde mir gerne einen Kaffee holen.“
„Ja gerne,“ sagte ich.
Sie schaute sich über die Schulter nach mir um und ertappte mich dabei, wie ich ihre langen Beine betrachtete, während sie zum Tresen ging. Ihr Lächeln war einfach umwerfend.
„Hier schmeckt der Kaffee wenigstens,“ bemerkte sie nach dem ersten Schluck und mit einem Blick auf meine Zeitung, „was gibt´s denn an Neuigkeiten in der Welt?“
„Eigentlich nichts,“ antwortete ich, „ein Krieg irgendwo, ein Unfall mit einigen Verletzten und ein neuer Spielfilm in den Kinos.“
„Gehen Sie gerne ins Kino?“, fragte sie mich über den Rand ihres Kaffeebechers schauend.
„Kommt auf den Film an,“ ich überlegte, mir noch einen Kaffee zu bestellen, vielleicht sollte ich damit warten, bis sie ihren getrunken hätte und sie dann einladen?
„Sie sehen sicher gerne spannende Filme, oder?“
„Stimmt. Agentenfilme, zum Beispiel.“
Sie nickte, nahm eine Zigarette aus einem versilberten Etui und beugte sich mit der Zigarette in der Hand zu mir.
„Haben Sie Feuer für mich?“, fragte sie mit rauchiger Stimme und hielt dann meine Hand mit dem entzündeten Streichholz.
„Danke,“ hauchte sie das Streichholz aus, ohne jedoch meine Hand loszulassen.
„Sie sind ja ein Kavalier alter Schule. Das gefällt mir.“
Mir gefiel ihre Art zu sprechen, mich anzuschauen und auch wie sie ihre Zigarette hielt, den Rauch in zarten Kringeln gegen die Decke blies.
„Sugar,“ sagte sie und ich muss sie wohl ein wenig irritiert angesehen haben, „meine Freunde nennen mich Sugar.“
„Ich bin Gregor. Gregor Schablonski.“
„Ich weiß Schätzchen, ich weiß,“ sagte sie, wieder betörend lächelnd und legte etwas auf den Tisch, das ich als meinen Personalausweis erkannte.
„Du musst verstehen, eine Frau in meiner Situation will immer gerne wissen, mit wem sie es zu tun hat.“
Ein leichter Schauder lief über meinen Rücken und ich fragte mich wie ich in diese Situation geraten war.
Eine solche Frau hatte ich noch nie in meinem Leben getroffen.
Sie strich sich ihre goldblonden Haare aus dem Gesicht, holte einen kleinen Spiegel aus ihrer Handtasche und zog sich mit einem knallroten Lippenstift die Lippen nach.
„Du hast heute eine Verabredung mit F., die du besser nicht versäumt hättest. Es hängt für dich zu viel davon ab.“
Sie schlug ihre Beine übereinander, „wie wäre es mit einem Kaffee?“
Woher weiß sie von meiner Verabredung mit F., fragte ich mich während ich in der langen Schlange darauf wartete meine Bestellung aufzugeben.
Nur F. und ich wussten von diesem Termin, da war ich mir sicher. Selbst F.´s Sekretärin war nicht eingeweiht, schließlich ging es um die Übernahme der Firma, die F. mit meiner Hilfe plante. Sollte dieser Plan im geringsten ruchbar werden, wäre nicht nur F.´s Position als leitender Angestellter, sondern auch meine als ständiger Berater der Firma nicht mehr haltbar gewesen und F. und ich hätten den Betrieb sang- und klanglos verlassen müssen.
„F. hat gestanden. Und Sie verraten,“ erklärte sie mir, während sie Zucker in ihren Kaffee rührte und sich Sahne eingoß.
„Es war notwendig geworden, weil sonst seine kleinen Transaktionen aufgefallen wären, die er in den letzten zehn Jahren getätigt hat, soll ich Ihnen ausrichten,“ sagte sie und schaute aus dem Fenster.
Es regnete noch immer und die wenigen Passanten, die zu sehen waren, beeilten sich, einigermaßen trocken in den Bahnhof zu gelangen.
„Wären Sie pünktlich zum Termin erschienen, hätte F. nicht gestehen müssen. Aber so, wie die Dinge liegen, sollten Sie besser nicht mehr nach Köln fahren,“ erklärte sie mir mit einem breiten Lächeln, „sondern, das hat F. mir weiter aufgetragen, mit diesem Schlüssel das Schließfach auf diesem Bahnhof öfffnen, den Koffer herausnehmen und dessen Inhalt auf dieses Konto einzahlen.“
Sie gab mir unterm Tisch einen kleinen zusammengefaltetn Zettel in die Hand, in den etwas Hartes eingewickelt war.
„Warum erledigen Sie das nicht für F.?“
„Weil ich als seine Geliebte vielleicht schon jetzt beobachtet werde,“ sagte sie sich umschauend ungeduldig, „verstehen Sie jetzt endlich?“
Auch ich sah mich unwillkürlich um, konnte aber niemanden entdecken, der ein besonderes Interesse an uns zu haben schien.
Wie kam dieser kleine alte Herr, dieser F. zu einer solchen Geliebten, fragte ich mich, dieser F., der immer so seriös und zurückhaltend wirkte un djeden mit seinen faden Witzen langweilte.
„Nun, was ist? Wollen Sie F. und mir diesen kleinen Gefallen tun?“, sie trank Kaffee und zwinkerte nervös mit ihren großen blauen Augen, „es soll Ihr Schade nicht sein.“
„Okay, wenn es F. und mich vor Schlimmerem bewahrt,“ sagte ich und stand auf, „ich werde also jetzt diesen geheimnisvollen Koffer holen und alles so erledigen wie F. es wünscht.“
Sie hielt mich am Arm zurück.
„Einen Moment. Nicht so hastig. Wir sollten noch einmal kurz überlegen, ob wir die Sache nicht anders regeln können.“
„Anders? Ich dachte ...“
„Sie gefallen mir. Sehr, wenn ich ehrlich sein soll. F. . Haben Sie sich F. einmal genauer angesehen? Er ist schon lange auf dem absteigendem Ast. Und als Liebhaber ...,“ sie schüttelte den Kopf, „setzen Sie sich, Gregor, bitte. Ich kann und will nichts mehr mit F. zu tun haben, können Sie das verstehen?“
Sie schaute mir tief in die Augen und ich verstand sie sofort.
„Was ist Ihr Plan, Sugar?“
„Wir sollten dieses Köfferchen an uns nehmen, eine Fahrkarte ins Ausland kaufen und alles hinter uns lassen.“
Ihre Augen glänzten.
„Sie und ich haben die Zukunft noch vor uns. Warum sollten wir sie nicht gemeinsam angehen.“
„Aber F.?“
„F. wird in den kommenden Wochen stark damit beschäftigt sein, der Firmenleitung sein Fehlverhalten zu erklären, das kannst du mir glauben, Gregor.“
Sie beugte sich zu mir herüber und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, „kannst du dir denn ein Leben mit mir nicht vorstellen, Schatz?“
Wir hatten gerade die Grenze zu Griechenland hinter uns gelassen, als mein Mobiltelefon schellte.
„Schablonski,“ schrie jemand mir ins Ohr, „was ist in Sie gefahren. Wo stecken Sie. Die Verträge sind vollständig unterzeichnet, es fehlt nur noch das Geld. Schablonski, hier ist F., was haben Sie mit dem Koffer gemacht? Hat denn meine neue Sekretärin Sie nicht angetroffen? Eine Blondine, eine scharfe Blondine, wie Sie sie wohl nennen würden?“
„Schau mal Gregor, Olivenbäume,“ sagte sie zu mir, nahm mir das Telefon aus der Hand und warf es aus dem Fenster. © 2004 Jon
Schreibmaschinist_Jon - 26. Feb, 15:12