Szenen meiner wilden Ehe
Buntwäsche
Schwarz.
Ist keine Farbe.
Ich weiß.
Dennoch trage ich am liebsten schwarze Kleidung.
Aber, und da fängt es schon an, die Bettwäsche ...
Angenommen, die Bettwäsche ist orange, auch mal blau, das geht. Problematisch ist jedoch gelb, rot und am schwierigsten: weiß!
Blue Jeans sind auch okay, meine Waschmaschine kennt da keinen Aufnahmestopp.
Jetzt aber sagt meine Liebste, sei sie doch erstaunt über die Eintönigkeit meiner, zum Beispiel Bettwäsche.
„Wo ist denn der gelbe Bettbezug?“ fragt sie mich dann, wie nebenbei.
„Der, den ich dir letzten Monat geschenkt habe?“
Wir beziehen nämlich gerade die Bettdecken neu.
Da liegt er doch. Da vor dir, auf dem Sessel.“
„Das? ...“
Sie hält den Bettbezug in beiden Händen, gelb wie der grellste Sonnenschein.
„ ... soll der gelbe Bettbezug sein, den ich dir letzten Monat geschenkt habe?“
Ihr Entsetzen erschüttert mich.
Ist etwas Schreckliches in ihrer Familie passiert, was sie mir bis jetzt nicht sagen konnte?
Wurde sie bestohlen, ausgeraubt oder furchtbar beleidigt?
Hat sie ihren Job verloren?
„Ja, natürlich ist das der gelbe Bettbezug, den du mir letzten Monat geschenkt hast. Den sollte ich doch noch waschen, bevor wir ihn benutzen ...“
Mit gefährlich unschuldiger Miene und honigsüßer Stimme fragt sie mich:
„Du hast diesen Bettbezug also gewaschen?“
Hätte ich gewusst, wie viel Freude ihr das macht, hätte ich ihr das schon längst erzählt.
So sage ich nur:
„Ja, letzte Woche schon. Zusammen mit der anderen Wäsche.“
Haben Sie schon einmal einen Engel zum wilden Tiger mutieren sehen?
Ich meine nicht im Laufe mehrerer Jahre. Das ist ja nichts Außergewöhnliches, sondern Natur.
Nein, von einem Augenaufschlag zum nächsten, zwischen zwei kurzen Atemzügen, meine ich.
„Zusammen mit der anderen Wäsche!“ faucht dieser Tiger jetzt durch den Raum.
Tiger liebe ich zwar, aber nur von der sicheren Seite des Käfigs.
Ich draußen, du Tiger drinnen.
„Mit welcher anderen Wäsche denn?“
Löst sich nicht etwa schon die Tapete von den Wänden oder ist es lediglich das Zittern meines vom Sturm der Wildnis geschüttelten Kopfes, der mich Dinge sehen lässt, die noch nicht geschehen?
„Na, mit der anderen Wäsche eben,“ versuche ich mich als Dompteur.
Vergebens.
Sie schreitet, das Corpus Delicti noch in Händen zum Tatort, vormals Waschmaschine, vor dem sich noch Spuren, in Form ungewaschener Wäsche stapeln.
„Mit schwarzer Wäsche etwa?“
Habe ich nicht ein Alibi?
War ich nicht, während die Waschmaschine lief, im Supermarkt gewesen und hatte dort eingekauft?
Eindeutig lag hier meine Unschuld auf der Hand.
Schuld war die Waschmaschine. Dieses verflixte Ding.
Aber mach´ das mal jemandem klar, der für wahre Logik kein Ohr hat.
„Schon wieder. Was war denn diesmal? Socken? Die schwarze Jeansjacke? Die T-Shirts? Oder deine Pullover? Und dann wahrscheinlich auch noch bei 60°! Ich fass es nicht.“
Hier hilft nur ein bekümmerter Blick, den man der Liebsten zuwirft und der Hinweis, dass man ja gleich noch was Leckeres zum Abendessen kochen wolle oder der Griff zum Fleischermesser.
Letzteres aber nur rein präventiv.
Gut kommt auch das Versprechen an, die Bettwäsche nie mehr waschen zu wollen.
Dabei wackelt man am besten schuldbewusst mit dem Kopf, zuckt burschikos mit den Schultern und lässt die Hände defensiv in den Hosentaschen.
Schließlich ist man ja auch nur ein Mann und nicht die allwissende Waschtrommel – Klementine.
Nie wieder werde sie.
Gelbe Bettwäsche an mich schnöden Verächter jeglichen Feinwaschgefühls verschwenden.
Perlen seien das.
Den Rest denke ich mir, während ich sie mit aller Vorsicht aus der engen Kochnische herauskomplimentiere und die Zutaten für das Abendessen zusammenstelle und anfange zu kochen.
Irgendwie freue ich mich schon jetzt darauf, nachher mit meiner Liebsten im Bett zu liegen.
Unter dem neuen gelben Bettbezug, den sie mir letzten Monat geschenkt hat. © 2003 Jon
Schwarz.
Ist keine Farbe.
Ich weiß.
Dennoch trage ich am liebsten schwarze Kleidung.
Aber, und da fängt es schon an, die Bettwäsche ...
Angenommen, die Bettwäsche ist orange, auch mal blau, das geht. Problematisch ist jedoch gelb, rot und am schwierigsten: weiß!
Blue Jeans sind auch okay, meine Waschmaschine kennt da keinen Aufnahmestopp.
Jetzt aber sagt meine Liebste, sei sie doch erstaunt über die Eintönigkeit meiner, zum Beispiel Bettwäsche.
„Wo ist denn der gelbe Bettbezug?“ fragt sie mich dann, wie nebenbei.
„Der, den ich dir letzten Monat geschenkt habe?“
Wir beziehen nämlich gerade die Bettdecken neu.
Da liegt er doch. Da vor dir, auf dem Sessel.“
„Das? ...“
Sie hält den Bettbezug in beiden Händen, gelb wie der grellste Sonnenschein.
„ ... soll der gelbe Bettbezug sein, den ich dir letzten Monat geschenkt habe?“
Ihr Entsetzen erschüttert mich.
Ist etwas Schreckliches in ihrer Familie passiert, was sie mir bis jetzt nicht sagen konnte?
Wurde sie bestohlen, ausgeraubt oder furchtbar beleidigt?
Hat sie ihren Job verloren?
„Ja, natürlich ist das der gelbe Bettbezug, den du mir letzten Monat geschenkt hast. Den sollte ich doch noch waschen, bevor wir ihn benutzen ...“
Mit gefährlich unschuldiger Miene und honigsüßer Stimme fragt sie mich:
„Du hast diesen Bettbezug also gewaschen?“
Hätte ich gewusst, wie viel Freude ihr das macht, hätte ich ihr das schon längst erzählt.
So sage ich nur:
„Ja, letzte Woche schon. Zusammen mit der anderen Wäsche.“
Haben Sie schon einmal einen Engel zum wilden Tiger mutieren sehen?
Ich meine nicht im Laufe mehrerer Jahre. Das ist ja nichts Außergewöhnliches, sondern Natur.
Nein, von einem Augenaufschlag zum nächsten, zwischen zwei kurzen Atemzügen, meine ich.
„Zusammen mit der anderen Wäsche!“ faucht dieser Tiger jetzt durch den Raum.
Tiger liebe ich zwar, aber nur von der sicheren Seite des Käfigs.
Ich draußen, du Tiger drinnen.
„Mit welcher anderen Wäsche denn?“
Löst sich nicht etwa schon die Tapete von den Wänden oder ist es lediglich das Zittern meines vom Sturm der Wildnis geschüttelten Kopfes, der mich Dinge sehen lässt, die noch nicht geschehen?
„Na, mit der anderen Wäsche eben,“ versuche ich mich als Dompteur.
Vergebens.
Sie schreitet, das Corpus Delicti noch in Händen zum Tatort, vormals Waschmaschine, vor dem sich noch Spuren, in Form ungewaschener Wäsche stapeln.
„Mit schwarzer Wäsche etwa?“
Habe ich nicht ein Alibi?
War ich nicht, während die Waschmaschine lief, im Supermarkt gewesen und hatte dort eingekauft?
Eindeutig lag hier meine Unschuld auf der Hand.
Schuld war die Waschmaschine. Dieses verflixte Ding.
Aber mach´ das mal jemandem klar, der für wahre Logik kein Ohr hat.
„Schon wieder. Was war denn diesmal? Socken? Die schwarze Jeansjacke? Die T-Shirts? Oder deine Pullover? Und dann wahrscheinlich auch noch bei 60°! Ich fass es nicht.“
Hier hilft nur ein bekümmerter Blick, den man der Liebsten zuwirft und der Hinweis, dass man ja gleich noch was Leckeres zum Abendessen kochen wolle oder der Griff zum Fleischermesser.
Letzteres aber nur rein präventiv.
Gut kommt auch das Versprechen an, die Bettwäsche nie mehr waschen zu wollen.
Dabei wackelt man am besten schuldbewusst mit dem Kopf, zuckt burschikos mit den Schultern und lässt die Hände defensiv in den Hosentaschen.
Schließlich ist man ja auch nur ein Mann und nicht die allwissende Waschtrommel – Klementine.
Nie wieder werde sie.
Gelbe Bettwäsche an mich schnöden Verächter jeglichen Feinwaschgefühls verschwenden.
Perlen seien das.
Den Rest denke ich mir, während ich sie mit aller Vorsicht aus der engen Kochnische herauskomplimentiere und die Zutaten für das Abendessen zusammenstelle und anfange zu kochen.
Irgendwie freue ich mich schon jetzt darauf, nachher mit meiner Liebsten im Bett zu liegen.
Unter dem neuen gelben Bettbezug, den sie mir letzten Monat geschenkt hat. © 2003 Jon
Schreibmaschinist_Jon - 25. Feb, 20:13
Gelbe Bettwäsche