Szenen meiner wilden Ehe - Schuhe?
Nur in Italien!
Vorsicht Männer bei der Planung des Urlaubsortes.
Sollten Sie verheiratet oder mit einem sehr weiblichen Geschöpf liiert sein, ist größte Umsicht angebracht.
Vor allem, wenn Ihre Liebste die schönsten Füße der Welt hat und in Folge dessen unter einem Schuhtick leiden muss.
Diesbezüglich ist Italien das wohl gefährlichste Pflaster, denn die dortigen hauchdünnen Lederwaren sind weltweit das Beste auf diesem Gebiet.
Da macht es nichts, dass ich im letzten Italienurlaub ihren Koffer mit drei oder vier (waren es nicht sogar fünf) verschiedenen Paar Schuhen, Sandalen, Turnschuhen und Schläppchen über die diversen Bahnsteige geschleppt habe – daher auch der Name „Schläppchen“, denke ich, denn so schlapp hatte ich schon lange nicht mehr gefühlt, wie nach dieser Aktion -, nein, „Guck mal, wie findeste die denn da?“
„Welche?“
„Na die Braunen, mit den Riemchen?“
Blind vor „Braunen mit Riemchen“ hatte ich ins Schaufenster geblickt und nur ergeben geantwortet: “Gut.“
„Komm, wir gehen mal kurz ins Geschäft.“
Da ich dieses „mal kurz ins Geschäft gehen“ schon kannte, überschlug ich im Kopf, wann ich zuletzt etwas gegessen und getrunken hatte, wie also meine Chancen standen, diese Attacke eines spontan auftretenden Kaufrausches einigermaßen unbeschadet überleben zu können.
So war ich ihr ins einzig wahre Frauenparadies auf Erden gefolgt, meinem ungewissen Schicksal entgegenblickend.
Auf der Stelle war ich wie erschlagen von betörenden Ledergerüchen, die ganz unbekümmert zu mir aufstiegen und mich betäubten.
„Schau mal, die haben hier auch Herrenschuhe“, versuchte sie sich bei mir einzuschmeicheln und zeigte auf ein lächerlich kleines Regal mit recht angestaubten Modellen des ausgehenden vorletzten Jahrhunderts.
Während sie das Regal durchstöberte, auf dem etwa zehntausend Schuhe in ihrer Größe ihr stilles Unwesen trieben, versuchte ich einen letzten Einwand anzubringen: „Was soll ich mit noch einem Paar Schuhen, wo ich doch schon drei habe“, doch sie hatte mich anscheinend vergessen.
Angesichts dieser typischen Sypmtome suchte ich wohlweislich nach einer angemessenen Sitzgelegenheit, die meiner Meinung nach in jedem besseren Schuhgeschäft vorhanden sein müsste.
Aber da kennt man die psychologische Kriegsführung der internationalen Damenschuhhändlermafia schlecht.
Natürlich gab es hier kein einziges Möbel, dass auch nur im Entferntesten einem Mann das Sitzen erlaubt hätte. In diesem Schuhgeschäft hätte nicht einmal ein Spatz einen Platz zum Putzen seines Gefieders gefunden.
Schuhe so weit das Auge noch zu blicken vermochte. Schuhe, Schühchen, Sandalen, Sandaletten, Schläppchen, Pantoffeln, Pantoletten, Sneaker, Turnschuhe, Stiefel, Stiefeletten und Stiefelchen und noch mehr, mit mir vollkommen unbekannten Namen buhlten in unüberschaubarer Fülle um ausschließliche Beachtung ihrer weiblichen Konsumopfer.
Dezente Musik lullte mich ein; Verkäuferinnen flitzten kundenfreundlich zwischen meiner Süßen und dem Lager hin und her.
Dieses Gewimmel und Gesumm um mich herum verursachte mir allmählich Schwindel. Oder waren es lediglich Hunger und Durst?
„Möckten Sie eine Espresso oder Cappucino?“ startete eine kleine schwarzhaarige Verkäuferin einen plumpen Erpressungsversuch, den ich lächelnd annahm.
Vom langen Stehen und der heiß-trockenen Luft in diesem Etablissement äußerst demoralisiert, lehnte ich mich schwankend an das nächste Regal.
„Guck mal, die sind doch süß, oder?“ Die Schuhe, die mein Schatz mir entgegen hielt, waren tatsächlich so „süß“, wie es zwei Lederstreifen mit angenähten Lederbändchen überhaupt sein können.
Dafür war der Preis ziemlich bitter, fand ich, sagte aber nichts, zu sehr pappte meine Zunge am Gaumen fest. Wo blieb denn nur der Cappucino?
„Komm doch mal zu mir, dann kannst du mir besser helfen, Schatz. Welche Schuhe soll ich denn nehmen?“ fragte sie ausgerechnet mich, den größten Schuhkenner seit Erfindung des Jesuslatschens mit diesem einen Augenaufschlag, der mich immer so wehrlos macht.
Rettung nahte auf leisen Sohlen. Die kleine schwarzhaarige Verkäuferin gab mir eine Tasse brühendheißen Cappucinos , die ich ohne abzusetzen mit einem Zug leerte.
Endlich löste sich meine Zunge wieder vom Gaumen und machte den auftretenden Verbrennungsbläschen in meiner Mundhöhle Platz.
„Du sagst mal wieder gar nichts. Gefallen dir die Schuhe hier etwa nicht?“
„Dosch, dosch“, murmelte ich, dabei meine inneren Wunden leckend.
„Die Italiener machen wirklich die schönsten Schuhe, nicht wahr, mein Schatz?“
„Joh“, entglitt es meinem geschundenem Mund. Vielleicht war das ein weiterer Trick der Damenschuhmafia, den begleitenden Männern allzu heißen Kaffee einzuflößen, um jeden Widerspruch bezüglich der hier vorherrschenden Preispolitik mit allen Regeln der Kunst schon im ersten Aufkeimen zu ersticken.
„Hast du wieder schlechte Laune? Wenn ich mal in Ruhe nach Schuhen gucken möchte ...“
Zum Glück vertiefte sie dieses Thema nicht weiter, sondern fragte mich mit diesem einen Augenaufschlag, Sie wissen schon:
“Wie findeste den?“
Hatte ich schon gesagt, dass sie die schönsten Füße der Welt hat?
Und tatsächlich unterstrich gerade dieser Schuh diese einzigartige Schönheit in einem so überzeugenden Maße, diese Linie, dieser leichte Schwung, ein Meisterwerk italienischer Schuhmacherkunst.
Mir blieb förmlich die Spucke weg, so überwältigt war ich, dass mir der kalte Schweiß ausbrach.
„Die sind ja klasse“, sagte ich begeistert und zeigte auf den Schuh an ihrem rechten Fuß.
„Meinst du den?“, fragte sie mich aufblickend und hielt mir ihren linken Fuß hin.
„Nein, den anderen“, wieder wies ich auf den Schuh an ihrem rechten Fuß.
Sie schnaubte irgendwie verächtlich und sagte vernichtend:“Na, toll. Das sind die Schuhe, die ich schon den ganzen Tag trage.“
Deshalb hatten sie mir also so gut gefallen. Wahrscheinlich hatte ich sie schon damals beim Kauf dieser Schuhe sachverständig beraten.
Warum sie aber jetzt schmollte, wollte mir nicht ganz einleuchten. Hatte sie nicht noch heute morgen behauptet, dass gerade diese Schuhe ihre Lieblingsschuhe wären?
Ein wenig irritiert sah ich mich im Schuhgeschäft um und entdeckte ein winziges Höckerchen, versteckt hinter einem Stapel noch einzuräumender Schuhe.
Dieses Höckerchen eroberte ich mit einem gezielten Sprung, denn in der Liebe und im Krieg sind alle Mittel erlaubt, also auch beim Schuhkauf.
Es wurde dann doch noch ein schöner Nachmittag im italienischen Schuhgeschäft, den ich auf meinem Höckerchen einen Cappucino nach dem anderen trinkend zu ihren Füßen über die Runden brachte.
Mit meiner Hilfe fand meine Angebetete drei Exemplare schönster italienischer Schuhhandwerkskunst, die sie mir dankenswerterweise - wir hatten einen vorübergehenden Waffenstillstand vereinbart - , zum Tragen überließ, als wir in der hereinbrechenden Dunkelheit zu unserem kleinen Hotel schlenderten.
Vielleicht hatte die Küche ja noch geöffnet?! © 2003 Jon
Vorsicht Männer bei der Planung des Urlaubsortes.
Sollten Sie verheiratet oder mit einem sehr weiblichen Geschöpf liiert sein, ist größte Umsicht angebracht.
Vor allem, wenn Ihre Liebste die schönsten Füße der Welt hat und in Folge dessen unter einem Schuhtick leiden muss.
Diesbezüglich ist Italien das wohl gefährlichste Pflaster, denn die dortigen hauchdünnen Lederwaren sind weltweit das Beste auf diesem Gebiet.
Da macht es nichts, dass ich im letzten Italienurlaub ihren Koffer mit drei oder vier (waren es nicht sogar fünf) verschiedenen Paar Schuhen, Sandalen, Turnschuhen und Schläppchen über die diversen Bahnsteige geschleppt habe – daher auch der Name „Schläppchen“, denke ich, denn so schlapp hatte ich schon lange nicht mehr gefühlt, wie nach dieser Aktion -, nein, „Guck mal, wie findeste die denn da?“
„Welche?“
„Na die Braunen, mit den Riemchen?“
Blind vor „Braunen mit Riemchen“ hatte ich ins Schaufenster geblickt und nur ergeben geantwortet: “Gut.“
„Komm, wir gehen mal kurz ins Geschäft.“
Da ich dieses „mal kurz ins Geschäft gehen“ schon kannte, überschlug ich im Kopf, wann ich zuletzt etwas gegessen und getrunken hatte, wie also meine Chancen standen, diese Attacke eines spontan auftretenden Kaufrausches einigermaßen unbeschadet überleben zu können.
So war ich ihr ins einzig wahre Frauenparadies auf Erden gefolgt, meinem ungewissen Schicksal entgegenblickend.
Auf der Stelle war ich wie erschlagen von betörenden Ledergerüchen, die ganz unbekümmert zu mir aufstiegen und mich betäubten.
„Schau mal, die haben hier auch Herrenschuhe“, versuchte sie sich bei mir einzuschmeicheln und zeigte auf ein lächerlich kleines Regal mit recht angestaubten Modellen des ausgehenden vorletzten Jahrhunderts.
Während sie das Regal durchstöberte, auf dem etwa zehntausend Schuhe in ihrer Größe ihr stilles Unwesen trieben, versuchte ich einen letzten Einwand anzubringen: „Was soll ich mit noch einem Paar Schuhen, wo ich doch schon drei habe“, doch sie hatte mich anscheinend vergessen.
Angesichts dieser typischen Sypmtome suchte ich wohlweislich nach einer angemessenen Sitzgelegenheit, die meiner Meinung nach in jedem besseren Schuhgeschäft vorhanden sein müsste.
Aber da kennt man die psychologische Kriegsführung der internationalen Damenschuhhändlermafia schlecht.
Natürlich gab es hier kein einziges Möbel, dass auch nur im Entferntesten einem Mann das Sitzen erlaubt hätte. In diesem Schuhgeschäft hätte nicht einmal ein Spatz einen Platz zum Putzen seines Gefieders gefunden.
Schuhe so weit das Auge noch zu blicken vermochte. Schuhe, Schühchen, Sandalen, Sandaletten, Schläppchen, Pantoffeln, Pantoletten, Sneaker, Turnschuhe, Stiefel, Stiefeletten und Stiefelchen und noch mehr, mit mir vollkommen unbekannten Namen buhlten in unüberschaubarer Fülle um ausschließliche Beachtung ihrer weiblichen Konsumopfer.
Dezente Musik lullte mich ein; Verkäuferinnen flitzten kundenfreundlich zwischen meiner Süßen und dem Lager hin und her.
Dieses Gewimmel und Gesumm um mich herum verursachte mir allmählich Schwindel. Oder waren es lediglich Hunger und Durst?
„Möckten Sie eine Espresso oder Cappucino?“ startete eine kleine schwarzhaarige Verkäuferin einen plumpen Erpressungsversuch, den ich lächelnd annahm.
Vom langen Stehen und der heiß-trockenen Luft in diesem Etablissement äußerst demoralisiert, lehnte ich mich schwankend an das nächste Regal.
„Guck mal, die sind doch süß, oder?“ Die Schuhe, die mein Schatz mir entgegen hielt, waren tatsächlich so „süß“, wie es zwei Lederstreifen mit angenähten Lederbändchen überhaupt sein können.
Dafür war der Preis ziemlich bitter, fand ich, sagte aber nichts, zu sehr pappte meine Zunge am Gaumen fest. Wo blieb denn nur der Cappucino?
„Komm doch mal zu mir, dann kannst du mir besser helfen, Schatz. Welche Schuhe soll ich denn nehmen?“ fragte sie ausgerechnet mich, den größten Schuhkenner seit Erfindung des Jesuslatschens mit diesem einen Augenaufschlag, der mich immer so wehrlos macht.
Rettung nahte auf leisen Sohlen. Die kleine schwarzhaarige Verkäuferin gab mir eine Tasse brühendheißen Cappucinos , die ich ohne abzusetzen mit einem Zug leerte.
Endlich löste sich meine Zunge wieder vom Gaumen und machte den auftretenden Verbrennungsbläschen in meiner Mundhöhle Platz.
„Du sagst mal wieder gar nichts. Gefallen dir die Schuhe hier etwa nicht?“
„Dosch, dosch“, murmelte ich, dabei meine inneren Wunden leckend.
„Die Italiener machen wirklich die schönsten Schuhe, nicht wahr, mein Schatz?“
„Joh“, entglitt es meinem geschundenem Mund. Vielleicht war das ein weiterer Trick der Damenschuhmafia, den begleitenden Männern allzu heißen Kaffee einzuflößen, um jeden Widerspruch bezüglich der hier vorherrschenden Preispolitik mit allen Regeln der Kunst schon im ersten Aufkeimen zu ersticken.
„Hast du wieder schlechte Laune? Wenn ich mal in Ruhe nach Schuhen gucken möchte ...“
Zum Glück vertiefte sie dieses Thema nicht weiter, sondern fragte mich mit diesem einen Augenaufschlag, Sie wissen schon:
“Wie findeste den?“
Hatte ich schon gesagt, dass sie die schönsten Füße der Welt hat?
Und tatsächlich unterstrich gerade dieser Schuh diese einzigartige Schönheit in einem so überzeugenden Maße, diese Linie, dieser leichte Schwung, ein Meisterwerk italienischer Schuhmacherkunst.
Mir blieb förmlich die Spucke weg, so überwältigt war ich, dass mir der kalte Schweiß ausbrach.
„Die sind ja klasse“, sagte ich begeistert und zeigte auf den Schuh an ihrem rechten Fuß.
„Meinst du den?“, fragte sie mich aufblickend und hielt mir ihren linken Fuß hin.
„Nein, den anderen“, wieder wies ich auf den Schuh an ihrem rechten Fuß.
Sie schnaubte irgendwie verächtlich und sagte vernichtend:“Na, toll. Das sind die Schuhe, die ich schon den ganzen Tag trage.“
Deshalb hatten sie mir also so gut gefallen. Wahrscheinlich hatte ich sie schon damals beim Kauf dieser Schuhe sachverständig beraten.
Warum sie aber jetzt schmollte, wollte mir nicht ganz einleuchten. Hatte sie nicht noch heute morgen behauptet, dass gerade diese Schuhe ihre Lieblingsschuhe wären?
Ein wenig irritiert sah ich mich im Schuhgeschäft um und entdeckte ein winziges Höckerchen, versteckt hinter einem Stapel noch einzuräumender Schuhe.
Dieses Höckerchen eroberte ich mit einem gezielten Sprung, denn in der Liebe und im Krieg sind alle Mittel erlaubt, also auch beim Schuhkauf.
Es wurde dann doch noch ein schöner Nachmittag im italienischen Schuhgeschäft, den ich auf meinem Höckerchen einen Cappucino nach dem anderen trinkend zu ihren Füßen über die Runden brachte.
Mit meiner Hilfe fand meine Angebetete drei Exemplare schönster italienischer Schuhhandwerkskunst, die sie mir dankenswerterweise - wir hatten einen vorübergehenden Waffenstillstand vereinbart - , zum Tragen überließ, als wir in der hereinbrechenden Dunkelheit zu unserem kleinen Hotel schlenderten.
Vielleicht hatte die Küche ja noch geöffnet?! © 2003 Jon
Schreibmaschinist_Jon - 25. Feb, 19:30
Selten so gelacht!!!
Vielen Dank,
Sie müssen eine Verlegerin sein, werte Lori,