Jons Nachlese

Donnerstag, 2. März 2006

Leselink: Lebensplanlos

Ja, mach nur einen Plan,
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch 'nen zweiten Plan
Geh'n tun sie beide nicht

(Bertolt Brecht, "Dreigroschenoper")


>Wenn wir einmal alt sind …
… ja, was dann? Fest steht nur: Die Zeiten, als uns der Staat die unverrückbare Verlässlichkeit unserer Lebensplanungen garantierte, sind endgültig vorbei. Heute herrscht eine Ideologie der flexiblen Selbstständigkeit - ohne doppelten Boden< von Christian Semler in der "taz":
http://www.taz.de/pt/2006/03/02/a0112.1/text

Leselink: "Hartz IV in der Synapse"

>Wir haben keinen freien Willen, sagen Hirnforscher. Wir sollen als Ich-AG selbstständig werden, sagen Politiker. Wie passt das zusammen? Erstaunlich gut. Ein Essay über die politische Dimension der Hirnforschung< von Thomas Assheuer in der "Zeit":

http://zeus.zeit.de/text/2005/14/Hirn-Politik

Mittwoch, 1. März 2006

Zitat: Lächeln

"Ein Tag an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag."

Charlie Chaplin






"Ein junger Sohn aus reichem New Yorker Hause fragte mich wohlwollend, weshalb ich so sehr gegen die Nazis sei. Ich sagte, weil sie gegen die Menschen seien. `Ach natürlich`, sagte er, als machte er eine plötzliche Entdeckung. ´Sie sind doch Jude, nicht wahr?´.´Man muss nicht Jude sein, um Antinazi zu sein, antwortete ich. Dazu braucht man nur ein normaler anständiger Mensch zu sein´. Wir ließen also das Thema fallen." Charlie Chaplin










"The Charlie Chaplin FBI File": http://www.fadetoblack.com/foi/charliechaplin/


Zitat: >Einstein hatte seinen Freund Charlie Chaplin einmal gefragt, warum der gefeiert werde. "Mich umjubeln die Leute, weil jeder versteht, was ich mache", meinte Chaplin, "dich umjubeln sie, weil keiner kapiert, was du machst".<
Aus dem Artikel "Neugierig auf Hausmüll - DAS FBI UND DER NOBELPREISTRÄGER - Hoover gegen Einstein":
http://www.freitag.de/2002/24/02240801.php

Zitat: Aufklärung

In Kants Jahren konnte der Aufklärer nicht aufklären, weil man ihn nicht ließ, zu unserer Zeit nicht, weil man ihn nicht liest.

Ludwig Marcuse
http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Marcuse

...



Wer sich an das Absurde gewöhnt hat, findet sich in unserer Zeit gut zurecht.

Eugène Ionesco

Dienstag, 28. Februar 2006

Hach ja



Man müßte Klavier spielen können,
Wer Klavier spielt hat Glück bei den Fraun.
Weil die Herrn, die Musik machen können,
Schnell erobern der Damen Vertraun.




Man müßte Klavier spielen können,
Wer Klavier spielt hat Glück bei den Fraun,
Denn nur er kann mit Tönen
Den lauschenden Schönen
Ein Luftschloß der Liebe erbau'n.




Der komplette Text für Karaokesänger im rauschenden Lenzfieber:
http://ingeb.org/Lieder/manmusst.html

Alle reden vom Wetter,

aber keiner unternimmt was dagegen.


Karl Valentin


Karl Valentin (dritter Musiker von links und von rechts und in der Mitte) und Bertolt Brecht (zweiter Musiker v.l.)

Zum Valentin-Musäum:
http://www.valentin-musaeum.de


Karl Valentin bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Valentin

Ein durchgeknallter Sänger als Hitler -

Darf man das?", fragt die "Bild", laut "Spiegel", wie meist scheinheilig, worauf nur zu antworten bleibt:
Man muss!

Mit Spannung erwartet:


Helge Schneider, demnächst als Adolf Hitler:
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,403475,00.html


Helge Schneider - Die Homepage:
http://www.helge-schneider.de

Das besondere Jobangebot (gefunden auf Helge Schneiders Website):
Zitat:>Komparsen für neuen Film mit Helge am 6.3. in Berlin gesucht!
Helge hat die Hauptrolle in Dani Levy´s neuem Film MEIN FÜHRER – DIE WIRKLICH WAHRSTE WAHRHEIT ÜBER ADOLF HITLER übernommen. Die Dreharbeiten sind in vollem Gange!
Am Montag, den 6. März könnt Ihr bei den Dreharbeiten mit Helge live dabei sein! Für einen Drehtag mit Helge sucht die Produktionsfirma X Filme viele, ausschließlich in gedeckten Farben aus 1945 gekleidete Komparsen von 16 bis 60 Jahren für den Hintergrund einer wichtigen, historischen Massen-Szene!

Solltet Ihr, Eure Freunde oder Eure Familie Zeit und Lust haben, am 6.3. bei den Dreharbeiten mitzuwirken, dann meldet Euch bitte bis Montag, den 27. Februar verbindlich zurück bei Patrick Durst von X Filme unter der Emailadresse patrick@x-filme.de

Als Dankeschön erhaltet Ihr ein T-Shirt zum Film mit Helge-Schneider-Signatur und eine Freikarte für den Film SOMMER VORM BALKON, DER ROTE KAKADU oder REQUIEM!

Autor und Regisseur des Filmes ist Dani Levy, dessen vielfach ausgezeichnete Komödie ALLES AUF ZUCKER! der Überraschungserfolg des vergangenen Jahres war.
In seinen neuen Film MEIN FÜHRER – DIE WIRKLICH WAHRSTE WAHRHEIT ÜBER ADOLF HITLER erzählt Dani Levy mit einer großen Portion subversivem Humor seine ganz eigene und völlig überraschende Version der Geschehnisse im Führerhauptquartier gegen Ende des zweiten Weltkrieges....

Produziert wird der Film von Stefan Arndt, der bereits Filme wie LOLA RENNT und GOOD BYE, LENIN! produziert hat.

Der Kinostart des Filmes steht noch nicht fest. Sobald es was neues zu berichten gibt steht es natürlich zuerst hier auf der Seite!<

Ein Liebesgedicht von B.B.


Bertolt Brecht mit Helene Weigel

Erinnerung an die Marie A.

An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.

Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei.
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: ich kann mich nicht erinnern
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst.
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nurmehr: ich küßte es dereinst.

Und auch den Kuß, ich hätt ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke dagewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind.
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.

Bertolt Brecht


Bertolt Brecht - Die Gedichte in einem Band - Bei Amazon
Aus: Die Gedichte von Bertolt Brecht in einem Band:
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Artikel zum Gedicht: Marie A. oder die Verneinung der Liebe in einer asozialen Welt:
http://www.khristophoros.net/brecht.html


Brecht vor dem " Ausschuß für un-amerikanische Aktivitäten"

FBI-AKte über Bertolt Brecht:
http://foia.fbi.gov/foiaindex/brecht.htm

Brecht-Links: http://lbs.hh.schule.de/welcome.phtml?unten=/faecher/deutsch/autoren/brecht/index.htm

Über "Brechts Frauen":
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/165592/

Brecht im Exil:
http://www.stegers.de/till/seiten/schule/brecht.html

Bertolt Brecht - Liebe, Revolution und andere gefährliche Sachen:
http://www.wdr.de/tv/nachtkulturundgeschichtszeit/nkbrecht.html

Samstag, 25. Februar 2006

"Credo eines Humanisten" - Erich Fromm

• Ich glaube, dass sich die Einheit des Menschen aus der Tatsache ergibt, dass der Mensch ein sich seiner selbst bewusstes Leben ist. Darin unterscheidet er sich von anderen Lebewesen. Der Mensch ist sich seiner selbst bewusst: seiner Zukunft (das heißt der Tatsache, dass er sterben muss), seiner Kleinheit und seiner Ohnmacht; er nimmt die anderen als andere wahr; er lebt in der Natur und ist ihren Gesetzen unterworfen, auch wenn er sie mit seinem Denken übersteigt.

• Ich glaube, dass der Mensch das Ergebnis einer natürlichen Evolution ist, die aus dem Konflikt entspringt, dass er in der Natur gefangen und gleichzeitig von ihr getrennt ist, und aus dem Bedürfnis, Einheit und Harmonie mit der Natur zu finden.

• Ich glaube, dass die Natur des Menschen in einem Widerspruch zu fassen ist, der in den Bedingungen der menschlichen Existenz wurzelt und eine Suche nach Lösungen notwendig macht, die ihrerseits neue Widersprüche und das Bedürfnis nach neuen Antworten erzeugen.

• Ich glaube, dass jede Antwort, die auf diese Widersprüche gegeben wird, die Voraussetzung erfüllt und dem Menschen hilft, sein Gefühl des Abgetrenntseins zu überwinden und ein Gespür der Zustimmung, der Einheit und der Zugehörigkeit zu erlangen.

• Ich glaube, dass der Mensch bei jeder Antwort, die er auf diese Widersprüche gibt, nur die Möglichkeit der Wahl hat, entweder vorwärts oder rückwärts zu gehen. Diese Wahlmöglichkeiten, die sich in bestimmten Handlungen manifestieren, sind die Wege, auf denen wir in unserem Menschsein regredieren oder progredieren.

• Ich glaube, dass der Mensch grundsätzlich die Wahl hat zwischen Leben und Tod, zwischen Kreativität und destruktiver Gewalt, zwischen Wirklichkeitssinn und Illusion, zwischen Objektivität und Intoleranz, zwischen brüderlicher Unabhängigkeit und einer Bezogenheit auf Grund von Über- und Unterordnung.

• Ich glaube, dass man dem Leben die Bedeutung andauernder Geburt und beständiger Entwicklung zuschreiben kann.

• Ich glaube, dass man dem Tod die Bedeutung des Endes von Wachstum und ständiger Wiederholung zuschreiben kann.

• Ich glaube, dass der Mensch, der die regressive Antwort gibt, dadurch Einheit zu finden versucht, dass er sich von der unerträglichen Angst vor Einsamkeit und Unsicherheit zu befreien versucht, indem er das, was ihn menschlich macht und zum Problem wird, entstellt. Die regressive Orientierung entwickelt sich in drei Erscheinungsweisen, die getrennt oder im Verbund auftreten: in der Nekrophilie, im Narzissmus und in der inzesthaften Symbiose.

Mit Nekrophilie meine ich die Liebe zu allem, was mit Gewaltanwendung und Destruktivität zu tun hat; der Wunsch zu töten; die Bewunderung von Macht; das Angezogensein von Totem, von Selbstmord, von Sadismus; der Wunsch, Organisches mit Hilfe von „Ordnungschaffen“ in Anorganisches zu verwandeln. Da dem Nekrophilen die erforderlichen Eigenschaften für Kreatives abgehen, ist es ihm in seiner Unfähigkeit ein Leichtes, zu zerstören, denn für ihn dreht sich alles nur um Gewalt.

Mit Narzissmus meine ich, dass der Mensch aufhört, ein lebendiges Interesse an der Außenwelt zu zeigen und eine starke Bindung an sich selbst, an seine eigene Gruppe, an den eigenen Klan, die eigene Religion, Nation, Rasse usw. entwickelt. Dabei kommt es zu gravierenden Verzerrungen in seinem rationalen Urteilsvermögen. Ganz allgemein entsteht das Bedürfnis nach narzisstischer Befriedigung, wenn materielle und kulturelle Armut kompensiert werden muss.

Mit inzesthafter Symbiose meine ich die Tendenz, an die Mutter und ihre Ersatzfiguren – das Blut, die Familie, den Stamm – gebunden zu bleiben, der unerträglichen Bürde der Verantwortung, der Freiheit und des Bewusstseins zu entfliehen und in einem Hort von Sicherheit und Abhängigkeit Schutz und Liebe zu bekommen. Dafür bezahlt der einzelne mit dem Ende seiner eigenen menschlichen Entwicklung.

• Ich glaube, dass der Mensch, der sich für das Vorwärtsgehen entscheidet, eine neue Einheit finden kann, indem er alle seine menschlichen Kräfte zur vollen Entfaltung bringt. Diese können sich in drei Weisen entfalten und allein oder im Verbund in Erscheinung treten: in der Biophilie, in der Liebe zur Menschheit und zur Natur und in Unabhängigkeit und Freiheit.

• Ich glaube, dass die Liebe sozusagen der „Hauptschlüssel“ ist, mit dem sich die Tore zum Wachstum des Menschen öffnen lassen. Ich meine damit Liebe zu und Einssein mit jemand anderem oder etwas außerhalb von mir selbst, wobei das Einssein besagt, dass man sich auf andere bezieht und sich mit anderen eins fühlt, ohne damit sein Gespür für die eigene Integrität und Unabhängigkeit einschränken zu müssen. Liebe ist eine produktive Orientierung, zu deren Wesen es gehört, dass folgende Merkmale gleichzeitig vorhanden sind: Man muss sich für das, womit man eins werden will, interessieren, sich für es verantwortlich fühlen, es achten und es verstehen.

• Ich glaube, dass die Praxis der Liebe das menschlichste Tun ist, das den Menschen ganz zum Menschen macht und ihm zur Freude am Leben gegeben ist. Für diese Praxis der Liebe gilt aber – wie für die Vernunftfähigkeit: Sie ist sinnlos, wenn sie nur halbherzig vollzogen wird.

• Ich glaube, dass man erst „frei von“ seinen inneren und/oder äußeren Bindungen sein muss, um „frei zu“ etwas sein zu können: zu schöpferischem, gestaltendem Tun, zu mehr Erkenntnis usw. Erst dann ist man fähig, ein freies, tätiges, verantwortliches Wesen zu sein.

• Ich glaube, dass Freiheit die Fähigkeit ist, der Stimme der Vernunft und des Wissens zu folgen und den Stimmen irrationaler Leidenschaften zu widerstehen. Sie ist die Befreiung, die den Menschen freispricht und ihm den Weg ebnet, seine eigenen vernünftigen Fähigkeiten zu gebrauchen, die Welt in ihrer Objektivität zu verstehen und den Platz, den der Mensch darin einnimmt, zu erkennen.

• Ich glaube, dass der „Kampf für die Freiheit“ im allgemeinen ausschließlich die Bedeutung hatte, gegen jene Autorität zu kämpfen, die einem aufgedrängt wurde und deren Ziel es war, den Willen des einzelnen zu brechen. Heute sollte der „Kampf für die Freiheit“ bedeuten, dass wir uns einzeln und gemeinsam von jener „Autorität“ befreien, der wir uns „freiwillig“ unterworfen haben. Wir sollten uns von jenen inneren Mächten befreien, die uns zu dieser Unterwerfung zwingen, weil wir unfähig sind, die Freiheit zu ertragen.

• Ich glaube, dass Freiheit keine konstante Wesenseigenschaft ist, die wir haben oder auch nicht haben. Vermutlich gibt sie es in Wirklichkeit nur als Akt unserer Selbstbefreiung, wenn wir von unserer Freiheit, wählen zu können, Gebrauch machen. Jeder Schritt im Leben, der den Grad der Reife des Menschen erhöht, erhöht auch seine Fähigkeit, die freimachende Alternative zu wählen.

• Ich glaube, dass die Wahlfreiheit nicht für alle Menschen in jedem Augenblick in gleicher Weise gegeben ist. Wer ausschließlich nekrophil, narzisstisch oder symbiotisch-inzestuös orientiert ist, hat nur die „Wahl“, sich regressiv zu entscheiden. Der freie Mensch, der von irrationalen Bindungen befreit ist, kann keine regressive Wahl mehr treffen.

• Ich glaube, dass es das Problem der Wahlfreiheit nur bei Menschen mit gegenläufigen Orientierungen gibt, und dass diese Freiheit immer stark von unbewussten Wünschen und von beschwichtigenden Rationalisierungen bedingt wird.

• Ich glaube, dass niemand seinen Nächsten dadurch „retten“ kann, dass er für ihn eine Entscheidung trifft. Die einzige Hilfe besteht darin, dass er ihn in aller Aufrichtigkeit und Liebe sowie ohne Sentimentalität und Illusionen auf mögliche Alternativen hinweisen kann. Das erkennbare Bewusstwerden befreiender Alternativen kann in einem Menschen alle seine verborgenen Energien wachrufen und ihn auf den Weg bringen, auf dem er das Leben statt den Tod wählt.

• Ich glaube, dass der Mensch die Gleichheit aller Menschen spüren kann, wenn er sich ganz und gar zu erkennen versucht und dabei merkt, dass er den anderen gleicht und er sich mit ihnen identifiziert. Jeder einzelne Mensch trägt die Menschheit in sich. Die conditio humana ist eine und für alle Menschen gleich trotz der unübersehbaren Unterschiede bezüglich Intelligenz, Begabung, Körpergröße, Hautfarbe usw.

• Ich glaube, dass man an die Gleichheit der Menschen gerade deshalb erinnern muss, weil damit ein Ende gemacht werden muss, dass der Mensch ein Instrument des anderen wird.

• Ich glaube, dass Brüderlichkeit die auf den Nächsten gerichtete Liebe ist. Sie bleibt freilich eine Worthülse, solange nicht alle inzesthaften Bindungen ausgemerzt sind, die den Menschen daran hindern, über den „Bruder“ in objektiver Weise zu urteilen.

• Ich glaube, dass der einzelne so lange nicht mit seiner Menschheit in sich in engen Kontakt kommen kann, solange er sich nicht anschickt, seine Gesellschaft zu transzendieren und zu erkennen, in welcher Weise diese die Entwicklung seiner menschlichen Potentiale fördert oder hemmt. Kommen ihm die Tabus, Restriktionen, entstellten Werte ganz „natürlich“ vor, dann ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass er keine wirkliche Kenntnis der menschlichen Natur hat.

• Ich glaube, dass die Gesellschaft in ihrer stimulierenden und zugleich hemmenden Funktion schon immer in Konflikt mit dem Menschsein ist. Erst wenn der Zweck der Gesellschaft mit der des Menschseins identisch ist, wird die Gesellschaft aufhören, den Menschen zu lähmen und sein Streben nach Herrschaft zu beflügeln.

• Ich glaube, dass man auf eine gesunde und vernünftige Gesellschaft hoffen kann und muss. Eine solche Gesellschaft fördert die Fähigkeit des Menschen zur Nächstenliebe, zur Arbeit und zum Gestalten, zur Entwicklung seiner Vernunft und zu einer objektiv richtigen Selbstwahrnehmung, die in der Erfahrung seiner produktiven Energie gründet.

• Ich glaube, dass man für die breite Bevölkerung auf die Wiedergewinnung psychischer Gesundheit hoffen kann und muss. Diese zeichnet sich durch die Fähigkeit zur Liebe und zu schöpferischem Tun aus, durch die Befreiung von inzesthaften Bindungen an den Klan und an den Boden, durch ein Identitätserleben, bei dem der einzelne sich als das Subjekt und den Vollzieher seiner eigenen Kräfte erfährt, durch die Fähigkeit, sich von der Wirklichkeit innerhalb und außerhalb von einem selbst berühren zu lassen und die Entwicklung von Objektivität und Vernunft zu verwirklichen.

• Ich glaube, dass in dem Maße, in dem unsere Welt verrückt und unmenschlich zu werden scheint, eine immer größere Zahl von Menschen die Notwendigkeit spürt, sich zusammenzutun und mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ihre Sorgen teilen.

• Ich glaube, dass diese Menschen guten Willens nicht nur zu einer menschlichen Deutung der Welt kommen sollten, sondern auch auf den Weg hierzu verweisen und für eine mögliche Veränderung arbeiten müssen. Eine Deutung ohne den Wunsch nach Veränderung ist nutzlos. Eine Veränderung ohne vorausgehende Deutung ist blind.

• Ich glaube, dass die Verwirklichung einer Welt möglich ist, in der der Mensch viel sein kann, selbst wenn er wenig hat; in der der vorherrschende Beweggrund seines Lebens nicht das Konsumieren ist; in der der Mensch das erste und das letzte Ziel ist; in der der Mensch den Weg finden kann, seinem Leben einen Sinn zu geben, und in der er auch die Stärke finden kann, frei und illusionslos zu leben.

Manuskript aus dem Jahr 1965 mit dem Titel „Some Beliefs On Man, In Man, For Man“. Deutsche Erstveröffentlichung in: E. Fromm, Humanismus als reale Utopie. Der Glaube an den Menschen, hg. von Rainer Funk (Schriften aus dem Nachlass, Band 8), Weinheim (Beltz Verlag) 1992, München (Heyne Taschenbuchverlag, Heyne Sachbuch 5057) 1996, S. 113-119. Wieder abgedruckt in: Erich Fromm Gesamtausgabe in zwölf Bänden, München (Deutsche Verlags-Anstalt und Deutscher Taschenbuch Verlag) 1999, GA XI, S. 593-596.

Credo eines Humanisten, in: Erich Fromm-Gesamtausgabe in 12 Bänden, Band XI, S. 593-596. [German by Rainer Funk].
pdf: http://www.erich-fromm.de/data/pdf/1992q-d.pdf


Weitere Texte als pdf: http://www.erich-fromm.de/d/play.php?shownews=81


Zur Internationale Erich-Fromm-Gesellschaft e.V.:
http://www.erich-fromm.de/index.html

Erich Fromm (* 23. März 1900 in Frankfurt am Main; † 18. März 1980 in Locarno) war ein deutscher Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe jüdischer Herkunft. Seit 1940 war er amerikanischer Staatsbürger.
Erich Fromm - Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Fromm

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