Donnerstag, 27. April 2006

"Das Familienleben ist ein Eingriff in das Privatleben"

MUTTERALARM IN DEUTSCHLAND - Eine Hölle namens Familie:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,413260,00.html
C. Araxe - 27. Apr, 20:41

Und? Das ist mein Leben: Kind + Job + ich selbst. Alles zusammen zu vereinen. Es geht. Es ist mühsam. Es ist nicht einfach. Aber es geht. Mag sein, dass ich Glück habe, was die berufliche Umsetzung betrifft. Aber es geht. Nicht einfach. Aber was ist denn wirklich einfach? Ich bin alleinerziehend und trotze den Begleiteitumständen. Sich dem Kind widmen, auch wenn man weniger Zeit hat. Einen Beruf ausüben, den man nicht nur zum Broterwerb hat und den man gern macht, für den man sich einsetzt. Und sich selbst vergisst man auch nicht. Der Job ist nicht alles und man ist nicht "nur" Mutter, d.h. definiert sich nicht dadurch. Es ist ein Kraftakt, zweifelsohne, aber ich bin nicht stolz darauf - es ist einfach mein Leben. Und trotzdem behaupte ich, dass ein Kind in alldem aufwachsen kann, ohne Schaden zu nehmen (gut, ich weiß es nicht). Mit einer Mutter, die arbeitet. Mit einer Mutter, die auch noch eigene Interesssen hat. Und mit einer Mutter, die ihr Kind liebt und vor allem respektiert.

Schreibmaschinist_Jon - 27. Apr, 21:43

Ich möchte Dir darauf mit einem Zitat aus dem verlinkten Text antworten:
"Es ist eine Binsenweisheit, aber offenbar muss man an sie erinnern: Die Unschuld der Familie ist längst verloren - wie die aller bürgerlichen Institutionen. Es gibt kein Zurück in eine vermeintlich heile Welt, sondern nur die Suche nach neuen Formen und Kombinationen. Phantasie ist gefragt statt simpler Nostalgie, Kreativität statt reaktionärem Kitsch."

Einige eigene Gedanken dazu:
Diese neuen Lebensformen müssen erst entdeckt und entwickelt werden, denn sie sind zudem sehr individuell.
Daher wohl auch die Unsicherheiten, die in Beziehungen, seien es Liebesbeziehungen oder Eltern-Kind-Beziehungen vorzuherrschen scheinen.
Wenn Herman oder Schirrmacher, wie auch Frau von der Leyen und andere Konservative das gebärfähige Heimchen am Herde propagieren, so ist das ein weiteres Indiz für eine insgesamt verunsicherte Gesellschaft, die einerseits in überkommenen Denk- und Lebensmodellen oder andererseits in "absoluter Freiheit", die oftmals lediglich Bindungsunfähigkeit dokumentiert, ihr Heil zu finden hofft.
Anstatt nach der "guten", alten Zeit zu schielen, die so gut niemals war, sollten Männer wie Frauen ihrer Lebenswirklichkeit und ihren Vorstellungen von einem guten Leben gemäß gesellschaftlich unterstützt werden und Frauen nicht wie so oft als "Emanzen" oder "Hausmütterchen" diffamiert werden, je nachdem, was gerade gesellschaftlich oder politisch opportun erscheint.
Eine Frau ist, wie Du schon andeutest, eben mehr als eine Mutter, wenn sie Kinder hat.
Und sie sollte, ebenso wie Väter, soviel Unterstützung bekommen, wie sie braucht.
Man kann ja wohl einerseits kaum die Lebensbedingungen einer Vielzahl von Menschen verschlechtern und gleichzeitig allen Ernstes erwarten, dass diese dann große Lust haben, ihre noch nicht gezeugten Kinder ebendieser Gesellschaft auszusetzen, deren einziges Interesse sich auf die Verwertung dieser als Konsumenten oder Produzenten zu beschränken scheint.
Da erscheint es schon fast als (paradoxer) Akt der Liebe, keine Kinder "in diese Welt zu setzen".

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