Dienstag, 18. April 2006

Welt der Arbeit(slosigkeit)

HARTZ-IV-FOLGEN - Dramatische Zunahme an Billigjobs:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,411722,00.html

HARTZ-OPTIMIERUNG - Sofort-Jobangebot für Arbeitslose:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,411846,00.html

BILLIGJOBS - Diakonisches Werk korrigiert Hartz-IV-Statistik:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,411849,00.html

Hartz IV - Arbeitslose werden härter überprüft:
http://www.stern.de/wirtschaft/arbeit-karriere/index.html?id=559611&nv=rss

Verdrängungsjobs - Ein Dossier des Erwerbslosenausschusses von ver.di Berlin zeigt, was Ein-Euro-Jobs sind und wozu sie dienen:
http://www.jungewelt.de/2006/04-18/012.php

ANGST VOR ARBEITSLOSIGKEIT - Krankenstand auf Rekordtief:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,411718,00.html

Bedingungslos: die Debatte um das Grundeinkommen

>Die Idee eines Grundeinkommens ist Jahrhunderte alt. Die Menschen sollen - so die Theorie - durch ein bedingungsloses Grundeinkommen am gesellschaftlichen Produktivitätsfortschritt teilhaben. Kurz: Das Einkommen soll von der Arbeit entkoppelt werden. Doch nach wie vor ist Arbeit das übergreifende Leitbild unserer Gesellschaft.<:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hiwi/490025/
schlafmuetze - 18. Apr, 23:23

Hallo Jon...

"Jeder Mensch hat, nur weil es ihn gibt, das Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum und am gesellschaftlichen Leben".
Dieser Meinung bin ich auch.
Aber ganz ohne Bedingungen??? Ohne Arbeit ??? Ich halte es eigentlich für einen wichtiger Faktor im "Gelingen von Gesellschaft" , das jeder seinen Beitrag dazu leisten kann und soll. Eher finde ich es erschreckend, dass nicht dafür gesorgt wird, das alle Menschen Arbeit finden können.
Ein Grundeinkommen halte ich für eine interessante Idee. Besonders auch, weil damit eine gerechtere Entlohnung möglich wäre. Es kann nicht richtig sein, das jemand mit 8 Std. Arbeit am Tag nicht über dem Hartz iV - Satz liegt.
Ich muß ins Bett .. gute Nacht :-)

Schreibmaschinist_Jon - 19. Apr, 13:22

Das einzige Interesse eines Unternehmers ist die Gewinnmaximierung, also so viel Geld zu "verdienen" wie möglich, sei es durch Produkte oder durch Aktienverkäufe.
Er hat an Menschen nur zwei Interessen:
- Einerseits braucht er sie als Produzenten, also Arbeitskräfte. Diese verursachen Kosten, die der Unternehmer zu senken sucht, indem er deren Zahl so gering wie möglich hält.
- Andererseits braucht er sie als Konsumenten, also Abnehmer "seiner" Produkte. Diese erbringen ihm Gewinne, die er zu steigern sucht, indem er so viele Konsumenten wie möglich an seine Produkte bindet.
Ein Unternehmer sieht sich also keineswegs dazu verpflichtet, ethischen oder moralischen Ansprüchen zu genügen, denn sein Credo ist der Gewinn und nichts sonst.
Um seinen Gewinn so hoch wie möglich zu erhalten, wird er alles daran setzen, "konkurrenzfähig" zu bleiben und dazu gehört es, mit so wenig Arbeitnehmern wie nötig, so viel und so billig wie möglich Produkte herzustellen.
Für den Unternehmer sind deshalb Sozialabgaben egal welcher Art, herausgeschmissenes Geld, das er lieber in sein Unternehmen reinvestieren oder anderweitig anlegen würde, um noch mehr Gewinne zu erzielen oder sein Unternehmen abzusichern.
Wird das Unternehmen von einem Manager geleitet, der für eine befristete Zeit eingestellt ist, geht es diesem natürlich auch darum, seinen persönlichen Gewinn zu sichern.
Aus diesen Gründen wird es in großen Unternehmen statt mehr einigermaßen gut bezahlter Arbeit immer weniger geben, während die Arbeit, die gesellschaftlich anfällt, wie z.B. Altenpflege usw, weil nicht produktiv, sondern dienstleisterisch, nicht nur nicht besonders angesehen, sondern auch schlecht bezahlt und unterbesetzt bleibt.
Der Wert der Arbeit wird heutzutage noch immer an der Produktivität gemessen, also dem, "was hinten rauskommt" und nicht an dem eigentlichen Wert, der zum Beispiel in Zuwendung und Pflege anderer oder Kulturleistungen in sich selbst besteht.
Während also einerseits die als hochwertig bezeichnete produktive Arbeit dem kapitalistischen Prinzip folgend weniger wird, steigt andererseits der Bedarf an geringgeachteter sozialer, kultureller und wissenschaftlicher Arbeit, bei der ja nichts hergestellt wird, die sich also dem kapitalistischen Prinzipien entzieht, weil sie sehr vieler Arbeitskräfte bedarf und nichts zum Verkauf produziert, aber für den Erhalt einer humanen Gesellschaft unabdingbar ist.
Der Wunsch nach angemessen bezahlter Vollbeschäftigung wird sich, geht es nach kapitalistischen Prinzipien, niemals erfüllen lassen, denn das würde diesen Prinzipien widersprechen, sie ad absurdum führen.
Im Gegenteil werden Menschen weiterhin durch Maschinen ersetzt werden, wird die Arbeitslosigkeit also zunehmen.
Auch Mindestlöhne werden an dieser Entwicklung nichts ändern, sondern wie ein Pflästerchen ein wenig die Auswirkungen dieser Prinzipien abmildern.
Durch ein bedingungsloses Grundeinkommen, das sich übrigens schon jetzt allein dadurch finanzieren ließe, indem man sämtliche Sozialleistungen wie ALG-II, Sozialhilfe, Bafög usw, die heute ausgezahlt werden, zusammenfasst und gleichzeitig den riesigen Verwaltungsapparat abschafft, würde sich allmählich der Begriff der Arbeit neu definieren, der Wert der Arbeit nicht länger gekoppelt sein an Produktivität.
Der Mensch wäre nicht mehr länger zur Arbeit verurteilt, sondern zur Arbeit befreit, das heißt, dass zum Beispiel mehr sinnvolle Arbeit von Menschen mit Menschen geleistet werden könnte, dass sich zum Beispiel Kinder besser um ihre kranken Eltern kümmern könnten und sie damit der Gesellschaft einen großen Teil der immens hohen Pflegekosten ersparen würden, gleichzeitig ein höheres Maß an sozialer Verantwortung übernehmen würden usw.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre ein erster Schritt zu einer humaneren Gesellschaft...
schlafmuetze - 20. Apr, 23:37

Ich bin zu blöd für diese Welt :-(

Es ist schon wieder so spät...Gute Nacht und lieben Gruß
Schreibmaschinist_Jon - 22. Apr, 11:45

Zu blöd? Eher zu erschöpft. ;-)
Lieben Gruß zurück
schlafmuetze - 23. Apr, 00:25

Hallo Jon...

...zu erschöpft wohl nicht ;-) schade eigentlich, wäre ´ne prima Ausrede ;-) gewesen.

Aber nein, ich lese viel, z.B. den Spiegel, gerne ab und an die Welt, meine Tageszeitung vom früheren Wohnort und die vom jetzigen... dann ab und zu im Internet ....
Sogar gelegentlich die Bild, wenn sie irgendwo rumliegt (Loriotta wäre stolz auf mich ;-)) Ich glaube nicht einmal alles, was ich lese.
Also denke ich, ganz so blöde kann ich nicht sein.

Trotzdem komme ich nicht dahinter, warum es kein gutes miteinander von Menschen gibt. Es wäre doch relativ einfach, vielen Menschen zu helfen, doch es wird nicht getan. Damit meine ich nicht speziell in Deutschland, sondern weltweit.
Was treibt Manager riesige Firmen dazu, ohne mit der Wimper zu zucken, Tausende von Arbeitern zu entlassen? Wieso wird behauptet, solche Firmen seien nicht den Menschen verpflichtet???
Das ist doch blödsinnig. Wir sind doch alle den Mitmenschen verpflichtet..und nicht dem Geld.
Es werden Sonntagsreden geschwungen und das war es dann. Selbst Politiker sind nicht in der Lage, zu erkennen, was wirklich wichtig für eine gelungene Gesellschaft ist.

Ich bin zu naiv, weil ich immer weiter darauf hoffe, das sich etwas entscheidenes entwickelt.
Ich verstehe außerdem Zusammenhänge nicht richtig, weil sich einiges in Dimensionen abspielt, die ich mir nicht mal in meiner Phantasie vorstellen kann.
Vorallem aber frage ich mich, wieso scheinbar niemand anderes den Wunsch nach einer besseren Welt verspürt.

Du siehst... mir gehen ständig wirre Gedanken durch den Kopf ;-) und trotzdem kann ich die Welt nicht retten.

Ich wünschte alle Menschen würden die "Macht der Liebe" erkennen und danach handeln.

Schönes Wochenende ...mit Sonnenschein wünsche ich dir und uns !!!

Schreibmaschinist_Jon - 23. Apr, 10:56

Wieder ein Wort zum Sonntag ;-)

Liebe Schlafmütze,

warum Menschen nicht besser miteinander leben können, bewegt nicht nur Philosophen, die sich ethische Fragen stellen, schon sehr lange und jeder, der Antworten darauf gefunden zu haben scheint, wirft damit gleich neue Fragen auf, so dass es "normal" ist, wenn es darauf keine endgültige Antwort zu geben scheint.
Vor allem diejenigen, welche die Frage nach einer besseren Welt zu beantworten suchen, sind oft sehr gegensätzlicher Meinung, während diejenigen, die diese Welt für die beste aller Welten halten, der wir uns anzupassen haben, sich meist ziemlich einig sind in ihrem konservativen oder reaktionären Menschenbild.
Der Wunsch nach einer besseren Welt mag angesichts der zur Zeit weit verbreiteten vorherrschenden konservativen Ideologie naiv erscheinen, aber schon John Lennon sang:
"You may say that I'm a dreamer - But I'm not the only one - I hope someday you'll join us - And the world will be as one"
Viele Menschen teilen den Wunsch nach einer besseren Welt; sie arbeiten z.B. bei Attac, Greenpeace, Amnesty International oder ähnlichen Organisationen mit oder unterstützen diese. Du bist also nicht allein.
Die Manager sind dem Geld verpflichtet; dafür sind sie in diese Machtposition eingesetzt. Manche versuchen sich "moralisch zu retten", indem sie behaupten, dass die Firma tausende Mitarbeiter entlassen müsse, weil damit die Arbeitsplätze zehntausend anderer gesichert seien. Vielleicht glauben sie selbst daran, um sich beim Rasieren noch im Spiegel ansehen zu können, ohne dass ihnen übel wird vom eigenen Anblick.
Das Problem vieler Politiker, die vielleicht sogar mit guten Ideen ihre Karriere gestartet haben, scheint zu sein, dass sie mit der Macht, die sie gewonnen haben und die sie nutzen könnten, diese Ideen teilweise zu verwirklichen, allmählich jeglichen Bezug zur Lebenswirklichkeit derjenigen, die sie gewählt haben, verlieren und Positionen der Lobbyisten, denen sie nun tagtäglich begegnen übernehmen, weil diese nun ihren einzigen Bezug zur "Realität", allerdings einer stark verzerrten, darstellen. Zudem wirkt Macht auf die meisten wohl wie ein Rausch, wird also zu einer Sucht, die sie dadurch zu befriedigen suchen, dass sie diese um jeden Preis erhalten wollen.
Da kann man wohl nicht mehr von gesunder Selbstliebe reden, sondern eher von einer narzisstischen Störung, also Ich-Sucht, die sehr gut in unsere Ellbogengesellschaft zu passen und leider Vorbildcharakter für viele zu haben scheint, denn "frech kommt weiter" wenn man´s nur gut verkauft.
Warum sollten Menschen, deren Leben "bestens" ohne die "Macht der Liebe" verläuft, sich oder die Welt ändern wollen, wenn der Leidensdruck sich ändern zu müssen, weil es so für sie nicht mehr weitergeht, vordergründig für sie nicht spürbar ist? Sie sind doch mit ihrem Leben zufrieden und werden diesen Lebensstil auch stets verteidigen.
Ändern wollen und damit können deshalb nur diejenigen etwas, die unter ihrer Lebenssituation leiden oder sich mit diesen Menschen solidarisieren.
Von denen, die etabliert und damit zufrieden sind, Änderungen zu erhoffen, wäre wirklich naiv und allzu gutgläubig.
Erst wenn sich all diejenigen miteinander solidarisieren, die sich eine bessere Welt wünschen und noch vorstellen können, könnte sich, Schritt für Schritt, etwas ändern.

Wünsche Dir und Deinen Liebsten ein schönes Wochenende voll Sonnenschein

Jon

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