Neidisch? Worauf denn, bittschön?

Ach so, natürlich. Und ich dachte schon, Du hättest Deinen Kindern zu viele likörgefüllte Ostereier stibitzt und Dich dem üblen Laster des übermäßigen Alkoholkonsums hingegeben, bevor Du Deinen Kommentar abgabst ;-)
Doch jetzt, wo Du es erwähnst: Wo hab ich denn nur meine Augenklappe und das Entermesser oder meine Cowboystiefel und den -hut oder meinen Frack oder Smoking...
Seitdem meine putzwütige Haushälterin mitsamt meinem Geld und dem (s)cha(r)m(e)losen Chaffeur durchgebrannt ist und wahrscheinlich die Bahamas übervölkert, finde ich in meinem begehbaren Kleiderschrank nichts mehr wieder.
Oder hängt die maßgeschneiderte Abenteurer-Kleidung noch in einem meiner mannshohen Überseekoffer in New York, London, Paris, Moskau oder Shanghai?
Wenn ich doch nur nicht die Autoschlüssel von meinem Bentley verlegt hätte, müsste ich jetzt nicht mit meinem Rolls durch die Gegend roycen.
Wie gut, dass die kommenden drei Schönheitsoperationen schon längst bezahlt sind und ich der Welt mit tränensackfreiem Blick ins trübe Auge schauen können werde, das Fettpolster rund um die Hüfte abgesaugt und die Nase von ihren adlerweiten Flügeln auf Kolibrimaße gestutzt sein wird, und ich somit bereit für meinen nächsten großen Auftritt im Hollywoodschinken "Alt, reich und schön doof" bin.
Als Star hat man´s wirklich nicht leicht, stets an der gewohnten Spitze zu bleiben, will man im wüsten Nahkampf der Geschlechter weiterhin bestehen und dem, von vielen anderen Tierarten wohl mit Sehnsucht erwarteten, Aussterben der Gattung Mensch entgegenwirken, denn wer sonst sollte popcornkauend die Kinos bevölkern und den ganzen Schwachsinn glauben, den die Filmindustrie vor ihren fragenden Augen abspult, wenn nicht die Jugend, vor allem die weibliche, denn irgendwer muss ja später voll seligster Verzweiflung über die immer wieder scheiternden Beziehungen, die strunzdoofen Frauenmagazine kaufen, in denen ihnen von ebenso hartgesottenen wie auch solitären karrieregeilen, sonst aber von nichts als sich selbst bewegten, kalten Schnittchen erklärt wird, was wahre Liebe ist und warum man sie auf keinen Fall verschenken sollte, denn nur Geiz ist bekanntlich richtig geil? ;-)

Na ja, ob früher alles besser war, wage ich zu bezweifeln und das die Älteren bei den Jüngeren stets Sittenverfall, weil sie "die Welt nicht mehr verstehen" feststellen war schon immer so.
Dass gerade viele der Kids im Alter bis zu zwanzig Jahren sich für später eine Familie mit Kindern wünschen, vielleicht weil sie das Elend in sogenannten Patchworkfamilien aufgewachsen zu sein am eigenen Leib verspüren mussten, vielleicht weil sie die Schattenseiten der Ellenbogengesellschaft und die Grenzen der Individualisierung erkennen, ist eher ein Anzeichen für den tiefen Wunsch soziale Verantwortung zu übernehmen.
Allerdings könnten es diese Kinder schwer haben, sich diese Wünsche zu erfüllen, wenn die entsprechenden Vorbilder fehlen und gesellschaftlich gleichzeitig ein vollkommen anderer Menschentypus gefordert wird, der flexibel, also abkömmlich, der sich unbedingt durchzusetzen weiß, also egoistisch und der anpassungsfähig bis zur Selbstaufgabe ist, um auf dem von Tag zu Tag enger werdenden Arbeitsmarkt seinen Platz zu finden und sich diese Wünsche materiell erfüllen zu können.

Die Kids suchen ja Orientierung, die sie in den, vor allem "privaten" Medien zu finden hoffen.
Dass das einzige Interesse dieser Medien ist, ihre Zuschauer zu braven Konsumenten zu erziehen und nicht, sie aufzuklären, wird noch unterstützt von Eltern und Lehrern, die ebensowenig ein Interesse daran haben, selbstständig denkende Kinder aufwachsen zu sehen, sondern sich selbst als Konsumenten definieren, sich selbst an dem messen, was sie haben und nicht dem, was sie sind.
Dazu kommt natürlich noch die Clique der Kinder, in der man nur cool und angesagt ist, wenn man bestimmte Produkte konsumiert, wenn man auch eine bestimmte TV-Serie gesehen hat, über die man dann miteinander reden kann.
So lange die falschen Werte als die richtigen propagiert werden und gesellschaftlich opportun sind, wird sich daran nichts ändern, denn wer sich nicht anpasst wird ausgeschlossen.
Und das war und ist wohl eine der schlimmsten Strafen, die ein Mensch erleiden kann. (Manche Indianerstämme bestraften einen Mörder nicht mit dem Tode, sondern zwangen ihn dazu, den Stamm zu verlassen und sich allein durchzuschlagen. Weil das Überleben aber nur innerhalb der Gemeinschaft gesichert war, starben diese Ausgeschlossenen sehr schnell.)

Was Deinen Wunsch angeht, ich möge nicht aufhören zu schreiben, so werde ich mich bemühen, ihn zu erfüllen, denn es ist auch mein eigener ;-)

Liebe Grüße an die tapfere Squaw ;-)