Montag, 10. April 2006

Ausgeträumt

ist der amerikanische Traum sich vom Tellerwäscher zum Millionär hocharbeiten zu können, wie die Autorin Barbara Ehrenreich in ihren Büchern "Arbeit poor" und "Qualifiziert und arbeitslos. Eine Irrfahrt durch die Bewerbungswüste" feststellt.
Während sie in "Arbeit poor" das Leben der "working poor", die sich mit unterbezahlten Jobs gerade noch über Wasser halten können beschreibt, gibt sie in "Qualifiziert und arbeitslos" Auskunft über die Bewerbungsmaschinerie für akademische und hochqualifizierte Jobsuchende, die von "Coaches" und "Networkern" betrieben wird, auf Kosten ihrer Klienten.
Während die Beschäftigten am unteren Rand der (amerikanischen) Gesellschaft nicht nur entwürdigenden Tätigkeiten ausgesetzt sind, sondern ebenso behandelt werden, wird den zahlenden Kunden der "Coaching-Industrie" bei negativen Bewerbungsergebnissen immer wieder eingebleut, sie seien selbst schuld an ihrer Misere, wie Ehrenreich aus einem ihr empfohlenen Buch zitiert:
>Sie müssen erkennen, daß Sie allein die Ursache aller Umstände in ihrem Leben und aller Situationen sind, in die Sie geraten. Sie müssen erkennen, dass, ganz gleich, wie Ihre Welt heute aussieht, Sie allein der Grund dafür sind, dass sie ist, wie sie ist. Ihr Gesundheitszustand, Ihre Finanzen, Ihre privaten Beziehungen, Ihr Berufsleben – all das ist allein Ihr Werk, an dem sonst niemand beteiligt ist.<
Diese Entwicklung zu einer inhumaneren (Arbeits-)Welt, begründet Ehrenreich so:
>Firmen, die Menschen früher als langfristige Aktivposten sahen, die man fördern und entwickeln muss, betrachten die Mitarbeiter nun als kurzfristige Kosten, die gesenkt werden sollen ... sie sehen Menschen als „Dinge“, die lediglich eine Variable in der Produktionsgleichung darstellen, „Dinge“, die ausrangiert werden können, wenn sich die Gewinn- und Verlustzahlen nicht wunschgemäß entwickeln.<

Quellen
Artikel zum Thema:
http://www.taz.de/pt/2001/09/29/a0111.1/textdruck
http://www.taz.de/pt/2006/03/16/a0029.1/textdruck
http://www.3sat.de/kulturzeit/lesezeit/88991/index.html
http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/285327
http://www.jungle-world.com/seiten/2006/14/7518.php
http://www.socialnet.de/rezensionen/383.php
http://www.perlentaucher.de/autoren/7476.html

Barbara Ehrenreich - Homepage:
http://www.barbaraehrenreich.com/

Bücher von Frau Ehrenreich bei Amazon:
http://www.amazon.de/exec/obidos/search-handle-url/index%3Dbooks-de%26field-author%3Dbarbara%20ehrenreich%26results-process%3Ddefault%26dispatch%3Dsearch/ref%3Dpd%5Fsl%5Faw%5Ftops-3%5Fbooks-de%5F8377574%5F2/028-5357775-1302163

Zitate aus "Arbeit poor"

Wenn du deine Zeit stundenweise verkauftst, bekommst du das Entscheidende nicht gleich mit: daß nämlich das was du verkaufst, in Wirklichkeit dein Leben ist.

Je mehr du nach der Meinung der Bosse kannst, desto mehr werden sie dich beanspruchen.

Heroische Leistungen werden nicht honoriert.

Die entscheidende Kunst besteht darin mit seinen Kräften so hauszuhalten, das sich auch noch für den nächsten Tag reichen.

Das Management ist ein Faktor, der daran hindert, ordentliche Arbeit abzuliefern.

Man kann kaum ahnen, wofür Vorgesetzte gut sein sollen - außer dazu, den Untergebenen ein unterwürfiges Verhalten abzuverlangen.

Hier gefunden:
http://www.karsten-mekelburg.de/zitate/a_barbara_ehrenreich.htm


Zum Schluss:
>Die ganze Absurdität des Systems wird der Rezensentin an der Stelle deutlich, in der der Erfolgsautorin Ehrenreich in einem Persönlichkeitstest das Talent zum Schreiben abgesprochen wird.<
Quelle:
http://www.perlentaucher.de/buch/23785.html
zuckerwattewolkenmond - 10. Apr, 13:23

Den Zitaten kann ich nur zustimmen. Leider musste ich das schon aus Erfahrung lernen.

Viele Grüße

Schreibmaschinist_Jon - 10. Apr, 13:46

Wie heißt es so unschön?
Früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will!

Viele Grüße zurück und eine schöne Woche!
Schreibmaschinist_Jon - 10. Apr, 14:08

Zwei weitere Zitate:

"Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit."
Marie von Ebner-Eschenbach

"Deutschlands Schicksal: Vor dem Schalter zu stehen.
Deutschlands Ideal: Hinter dem Schalter zu sitzen."
Kurt Tucholsky

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