Dienstag, 4. April 2006

Prinz Charles für Arme?

Obwohl selbst kein Bukowski-Fan, dennoch:

Blitzschlag, Glück gehabt
Jede Zeile ist ein neuer Anfang: Die Tagebücher von Charles Bukowski sind ein Geschenk für alle, die in der Literatur nach Haltung, Trost und Leidenschaft suchen - Artikel von Helge Timmerberg in der "Zeit"

Charles Bukowski:
»Die Zeilen flutschen nur so raus. Blitzschlag. Glück gehabt. Das Zwitschern der letzten Amsel. Ich kann sagen, was ich will, es hört sich prima an, weil ich beim Schreiben was riskiere. Es gibt zu viele, die zu vorsichtig sind. Sie studieren das Schreiben, und sie unterrichten es, und es geht ihnen daneben. Die Entscheidung fürs Konventionelle raubt ihnen ihr Feuer.«

»Du hast nur eine Chance, sie kommt nicht wieder«

Über Kritik. »Ob das Geschriebene etwas wert ist, kann am Ende nur der Autor beurteilen. Wenn er auf Kritiker, Lektoren, Verleger und Leser hört, hat er verspielt. Und wenn er vor lauter Ruhm und Fortüne in Verzückung gerät, kann man ihn gleich im Abwasserkanal entsorgen. Jede Zeile ist ein neuer Anfang und hat mit der vorangehenden nichts zu tun.«

Über Kollegen. »Ich sehe, dass (Norman) Mailer einen Riesenroman über die CIA geschrieben hat. Norman ist ein Profi-Schreiber. Zu meiner Frau hat er mal gesagt: ›Hank mag meine Sachen nicht, stimmts.‹ Norman, die wenigsten haben was übrig für die Bücher von Kollegen. Es sei denn, sie sind angenehm berührt, weil der Kollege grade gestorben ist. Autoren wollen nur ihre eigene Scheiße beschnuppern. Ich bin keine Ausnahme.«

Über Computer. »›Ist doch nur ne bessere Schreibmaschine‹, hat mein Schwiegersohn mal gesagt. Aber er ist auch nicht Schriftsteller. Er weiß nicht, wie es ist, wenn die Wörter sich durchbeißen und eine schillernde Aura kriegen; wenn den Einfällen, die man hat, sofort Worte folgen können; was beides noch mehr sprießen lässt. Mit einer Schreibmaschine ist es, als würde man durch Schlamm stapfen. Ein Computer, das ist Eisschnelllauf. Eine gleißende Explosion. Natürlich, wenn man nichts in sich hat, ist es egal, auf was man schreibt.«

»Da saß ich nun in meinem Jacuzzi, während mein Leben sich dem Ende näherte. Es machte mir nichts aus; ich hatte den Zirkus gesehen. Aber es gibt immer noch etwas, das ich schreiben kann, eh ich in der Finsternis oder sonst wo entsorgt werde. Das ist das Gute an den Wörtern: Sie kommen weiter angeschlappt, schauen sich um, bilden Sätze, machen einen drauf.«

»Um meine Schreibe in Form zu bringen, sehe ich mir gern Boxkämpfe an. Ich beobachte den linken Jab, den rechten Cross, den linken Haken, den Aufwärtshaken, den Konter. Ich sehe es gern, wenn sie in einen Schlag alles reinlegen, so dass es sie von den Füßen reißt. Es lässt sich etwas daraus lernen und auf die Schreibkunst anwenden, auf die Art, wie man es anstellt. Du hast nur eine Chance. Sie kommt nicht wieder.«

Mehr:
http://www.zeit.de/2006/12/L-Bukowski-TAB?page=all


Daselbst ein wahrhaft fürtreffliches Zitat von Herrn Bukowski über die bessere Hälfte des Mannes:

»Ich gewöhnte mir beizeiten ab, nach der Traumfrau zu suchen. Ich wollte nur eine, die kein Albtraum war.«

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JON

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