Donnerstag, 8. Dezember 2005

Urlaub, aber richtig!

Endlich ist es wieder so weit. Lange genug haben Sie geknechtet, Blut und Tränen geschwitzt.
Urlaub.
Selbst nur zwei Wochen können für das ganze Jahr entschädigen. Aber nur, wenn man einige Tipps befolgt. Schon die Auswahl des Landes ist entscheidend.

Am besten ist es, Sie wissen überhaupt nichts über Ihr Urlaubsziel, sprechen nicht ein Wort der Landessprache, haben keinen Schimmer von Sitten und Gebräuchen der Bevölkerung und interessieren sich auch überhaupt nicht die Bohne dafür.
Es reicht vollkommen aus, wenn Sie die üblichen Klischees und Vorurteile parat haben.
So ist es für ein Urlaubsland wie Italien genug, zu wissen, dass dort die Mafia einige Drähte zieht.
Für Großbritannien reicht ein Blick auf die Speisekarte, um einen umfassenden Überblick über Land und Leute zu gewinnen: einfach miserabel.
An der Speisekarte können Sie sich auch in Frankreich orientieren. Hier wird einfach alles gefressen, was nicht schnell genug weg ist. Lassen Sie also Ihre Schildkröte daheim und passen Sie immer auf Ihren Hund auf. Vor allem in China. Sprechen Sie die Einheimischen immer auf ihre Eigentümlichkeiten an. Das Wort „Mafia“ geschickt ins Gespräch gewoben, sorgt für spannende Unterhaltung, vor allem auf Sizilien. Zeigen Sie Einfühlungsvermögen und
Ortskenntnis, indem Sie statt „Mafia“ in Neapel den Begriff „Camorra“ verwenden. Sollten Sie nicht alleine unterwegs sein, machen Sie sich einander mit lang ausgestrecktem Arm und vorgestrecktem Zeigefinger auf Besonderheiten an Personen aufmerksam. Danach lachen Sie vieldeutig. In den USA reicht es deren Verständnis der englischen Sprache mit dem weichgekochten „r“ nach zu machen, ohne irgendetwas von Sinn und Verstand auszudrücken. Die Amerikaner haben großen Sinn für diese Art von Humor und werden es Ihnen danken.
Fahren Sie in Großbritannien stets mit einem Leihwagen (ein Rolls Royce inklusive Vollkasko-Versicherung sollte es schon sein) auf der rechten, also richtigen Seite. In Frankreich sprechen Sie jeden auf seine Weintrinkernase an und ahmen, falls keine vorhanden, einen Frosch nach. Sie zeigen sich damit als echter Kenner der Landessitten.
In Ländern wie Griechenland oder der Türkei schwärmen Sie immer vom jeweils anderen Land. Das wirkt völkerverbindend.
Sollten Sie kein Wort der Landessprache sprechen, reicht ein T-Shirt mit der entsprechenden Landesflagge.
Die Bekleidung ist ein ebenso wichtiges Mittel sich als Eingeweihter zu präsentieren. Grundsätzlich gilt die Devise: In muslimischen Ländern immer so viel Haut zu zeigen, wie es eben geht. Mag sie auch noch so furchtbar anzuschauen sein. An Stränden reißen Sie sich sofort sämtliche Bekleidungsstücke vom Leib und baden so, wie Gott Sie schuf. Beschweren Sie sich unüberhörbar über alle Einheimischen, die sich ebenfalls am Strand befinden und
sich zudem in einer Sprache unterhalten, die Sie nicht verstehen können. Nahtlose Bräune allein ist der Nachweis dafür, dass Sie auch wirklich im Urlaub waren. Sollten Sie tatsächlich einmal essen gehen in Ihrem Gastland, fragen Sie niemals, was da auf der Karte steht. Bestellen Sie das teuerste Gericht, indem Sie zuerst mit den Fingern schnipsen ohne jemanden anzuschauen. Wird Ihnen das Essen serviert, beschweren Sie sich in jedem Fall über die lange Wartezeit.
Stochern Sie lustlos, ja angewidert auf dem Teller herum. Sollte es Ihnen wider Erwarten munden, verbergen Sie das unter allen Umständen und essen Sie alles auf. Drehen Sie
sich immer wieder zum Kellner herum, ziehen ein abschätzendes Gesicht, sagen aber nichts. Geht es ans Bezahlen, monieren Sie lautstark die unglaublich schlechte Qualität des Menüs. Das senkt den Preis und erhöht das Essvergnügen. Empfehlen Sie anderen Touristen nur die schlechtesten Restaurants. Sonst bekommen Sie in den guten so schnell keinen Platz mehr und müssen sich zudem auch noch mit nervigen Landsleuten herum ärgern. Ebenso verfahren Sie in Bars, Hotels, Pensionen und so weiter. Denken Sie stets daran: Sie haben bezahlt!
Fotografieren Sie alles, was man vor Ihnen scheinbar verstecken will. Das ist nur die angeborene Schüchternheit dieser Menschen. Zeigen Sie Weltoffenheit und überzeugen Sie
Ihre Gastgeber davon, dass man von Ihnen nichts zu befürchten hat, indem Sie die Menschen unaufgefordert in deren Behausungen besuchen. Sie werden staunen, wie viele Wohnungen
und Häuser unverschlossen sind. Allerdings kann die Mitnahme eines Dietrichs in Ausnahmefällen weiter helfen. Die Gastfreundschaft vieler Länder ist schon fast sprichwörtlich. So können Sie sich unvermittelt davon überzeugen. Sind Sie erst einmal in einem fremden Haus knipsen Sie, was das Zeug hergibt. Blitz zuschalten nicht vergessen! Letzte Blockaden rühren eher aus der Krämerseele vieler Leute vor allem in südlichen oder muslimischen Ländern. Bieten Sie dem Patriarchen (Sie erkennen Ihn daran, dass er am lautesten schreit) ein kleines Trinkgeld dafür an, von den weiblichen Familienmitgliedern Aktaufnahmen machen zu können.
Denken Sie hier, wie stets an Ihre Reisekasse: Sie haben nichts zu verschenken! Bei Einkäufen auf Märkten oder Basaren ist das Feilschen erstes Gebot. Bietet man Ihnen Ware zu umgerechneten Pfennigbeträgen an, können Sie davon ausgehen, dass man Sie über den Tisch ziehen will. Ein Zehntel des angegeben Preises ist immer vollkommen genug. Verhandeln Sie zäh und geschickt. Erst wenn Ihr Preis genannt wird, von dem Sie keinen Deut weichen dürfen,
schlagen Sie in den Handel ein. Feilschen Sie überall, wo es nur geht. Je ärmer jemand aussieht, desto mehr Geld hat er irgendwo gehortet. Hier heißt es hart bleiben.
Machen Sie daheim eine Dia-Show mit allen Freunden und Bekannten, loben Sie Gastfreundschaft, Essen, Preise, Sitten und Gebräuche Ihres Urlaubsortes, aber sagen dabei ganz deutlich, dass die Toiletten wirklich nicht gerade sauber waren. Somit sichern Sie sich den Neid und das Mitgefühl der Daheimgebliebenen und Ihr Urlaub war ein ganzer Erfolg.

JON

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This California surfer and his girlfriend were some of the young folks who went to live wild in nature during the late 1960s and early '70s, mostly in California, Hawaii and parts of Europe. This most radical form of communalism was a replay of the Wandervogel and Naturmensch period some 60 years before in Germany and Switzerland (Taylor Park, Kauai, Hawaii, 1971)

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