Donnerstag, 8. Dezember 2005

Perverse Anrufe

Aus der Wirtschaft

Wo wir gerade beim Thema Sex sind, da gibt es demnächst einen neuen Teleservice, der ja vielleicht auch etwas für Sie ist:


Perverse Anrufe!

Während die älteren Telekommunikativen unter uns noch den klassischen obszönen Anrufer kennen, der einen immer eiskalt unter der Dusche erwischte und sich mit einem knarzigen "Hallo, ich bins" meldete, kennen die Jüngeren der E-Mail und SMS-Generation dieses herrliche Stückchen deutscher Alltags- und Kommunikationskultur nur noch vom Hörensagen.
Ein findiger japanischer Unternehmer hat jetzt damit begonnen, in Korea, dort sind die Löhne und die Telefonkosten niedriger, der Mann denkt eben auch global, ein Call-Center der besonderen Art nach dem anderen aufzubauen:
"Rent-A-Thrill-Call", also miete einen schauerlichen Anruf, heißt es da und nach Überweisung einer bestimmten Summe, kann der solvente Herr und die gepflegte Dame in Japan endlich wieder damit rechnen, zu den unmöglichsten Uhrzeiten aus dem Bett, von der Toilette oder von sonst wo vom durchdringenden und nicht endenden Klingeln des dafür eigens mitgelieferten Telefons aufgeschreckt zu werden und sich mal was so richtig Fieses ins Ohr hauchen zu lassen.
Dieses Telefon lässt einen derart schrillen Ton hören, der schon so manchen Fehlalarm bei diversen Feuerwehren ausgelöst haben soll.
So nimmt der Kunde also zitternd vor Schreck und freudiger Erwartung den Hörer ab und bekommt, was er bestellt hat:
Geraunze, Stöhnen, Beschimpfungen tief unter jeder Gürtellinie, Geräusche sexueller Fremdeinwirkungen und für die ganz Hartgesottenen wird auch mal die eine oder andere Morddrohung ins Programm gestreut.
Alles sei live und nicht vom Band, denn er beschäftige mittlerweile 65 Ex-Polizisten und 78 Hausfrauen, die den ungewöhnlichen Job für ihn bestens erledigen, beteuert der findige Unternehmer mit strahlenden Augen.
Auf die Frage, ob auch ein zusätzlicher E-Mail- oder SMS-Service für die Zukunft geplant sei, antwortet Herr Kahira abwinkend:
"Mit diesen unpersönlichen Kommunikationsmitteln müssen sich meine Kunden und Kundinnen schon den ganzen Tag im Büro abgeben. Unser Service besteht eben darin, ein wirklich intimes Verhältnis zwischen dem Auftraggeber und dem Thrill-Call-Center-Mitarbeitern aufzubauen und da geht nichts über die warme menschliche Stimme."
Allerdings denke er schon daran nach dem asiatischen zuerst den europäischen und dann den amerikanischen Markt zu erobern, denn hier sei der Bedarf an telefonischer Kasteiung ohne Hoffnung auf Absolution gewiss, fügt er mit einem Lächeln hinzu.
Besonders die Herren aus gehobeneren Positionen würden gerne das "Give-A-Thrill-Call"-Geschenk-Paket an Ihre Liebsten verschenken:
"Das ist der Kick für die ganze Familie. Kein Fernsehprogramm kann da noch mithalten. Dadurch reden die Menschen wieder miteinander und diskutieren die verschiedenen Anrufe, die sie bekommen haben. So haben wir schon manche Ehe gerettet, die an allzu großer Monotonie zu verkümmern drohte," betont der Unternehmer den therapeutischen Nutzen seiner Geschäftsidee und reibt sich die schmalen Hände.
Und wenn manch ein Kunde nicht mehr zahlen oder aus dem Vertrag aussteigen wolle, würde es wirklich ernst, denn dann rufe er, der Chef ihn persönlich an:
"Zu unserem Service gehört die Betreuung bis ans Grab. Das ist ein Abkommen fürs ganze Leben."
Mit einem freundlichen Kotau versichert er uns gewohnt charmant lächelnd "jetzt wird es wirklich gefährlich" und geht in sein hochmodernes "Thrill-Call-Center"; die neuen Mitarbeiter müssen noch eingearbeitet werden.
Ja, ja, Japan. © 2003 Jon

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