Das scharfe Schwert der spitzen Worte III - Das Gerücht
On dit, so sagt man in Frankreich zum Gerücht, gibt das Wesen der Tochter der Lüge sehr gut wieder:
Man sagt ...
Dies oder das ließe sich also sagen über diesen oder jenen, wie man so gehört hat, soll er ja ...
Das weiß man von Frau Müller und die hat´s von Herrn Meier, der sprach mit Frau Schneider, die vorher noch beim Friseur mit der Coiffeuse Gaby wie der Herr F., unglaublich, das gibt´s doch gar nicht, wenn das stimmt, skandalös, erzählen Sie doch mehr ...
Gaby, Coiffeuse blondgebleichten dauerwelligen eigensinnigen Kopfes hat´s von der Sprechstundenhilfe Gisela und die wiederum weiß es von Metzgermeister Bruch und der, ja der saß ja mit Herrn F. selbst am Tisch, wie man munkelt, da soll der F. es selbst ...
Skandalös, wenn man´s nur glauben kann.
Herr F. aber, seines angedichteten Rufes, der Stadt größter Liebhaber zu sein vollkommen unkundig, wunderte sich anfangs nicht wenig über die freundliche Begrüßung seitens der schönsten Frauen, sooft er ihnen begegnete, bis es ihm zur Gewohnheit wurde, charmant zurückzulächeln, was allerdings ein jähes Ende aufgrund des neuesten Gerüchtes über ihn fand, dass es doch nicht so weit her sei mit seinen amourösen Fähigkeiten und er seit einiger Zeit nur noch unter Zuhilfenahme medikamentöser Präparate seinen Mann zu stehen wisse wie man es von Herrn Salziger, dem Apotheker, also aus sicherster Quelle, erfahren habe und, überhaupt, dass wisse man aber nun nicht so ganz genau, man wolle sich ja hier nicht um Kopf und Kragen reden, sei er, erzählen Sie das aber bitte nicht weiter, in einem Ho-mo-sex-u-ellenlokal gesehen worden, und da sei man sich ja mittlerweile über sämtlich Konsequenzen, die so etwas mit sich bringen könne im Klaren, ob er nun Aids, nein , das wisse man nicht, aber ..., und sich Herr F. wie vordem ungegrüßt durchs Leben brachte, wobei er, das weiß nun ich aus sicherster Quelle, denn man hat es mir aus dem engsten Freundeskreis des Herrn F. mehrmals versichert, bis heute nicht versteht, wie ihm geschah und warum nun jede, auch weniger schöne Frau seinen lächelnden Gruß nicht nur nicht erwidert, sondern sich wie angeekelt von ihm abwendet, als sei er Träger einer scheußlichen, schon durch Freundlichkeit übertragbaren Krankheit. © 2005 Jon