Jeder Mensch ist ein Künstler
Mehr über den umstrittenen Künstler Joseph Beuys, der heute vor zwanzig Jahren gestorben ist:
http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Beuys
http://www.wdr5.de/index.phtml?beitrag=665718
Leben und Denken von Joseph Beuys (Seiten der Universität Stuttgart):
http://www.kunst.uni-stuttgart.de/seminar/beuys/index.html
3sat Kulturzeit: http://www.3sat.de/ard/sendung/87842/index.html
TV-Tipp: 3sat - Kulturzeit extra: "Beuys und Beuys"
Samstag, 11.02.2006, um 19.20 Uhr
Google-Bilder: Joseph Beuys:
http://images.google.de/images?q=joseph+beuys&svnum=10&hl=de&lr=&start=0&sa=N
Schreibmaschinist_Jon - 23. Jan, 12:39
DonParrot - 23. Jan, 15:02
Dem...
...möchte ich dann doch aufs energischste widersprechen, lieber Jon.
Schreibmaschinist_Jon - 23. Jan, 16:24
Widersprechen Sie,
widersprechen Sie, Herr Don.
Es ging Beuys wohl um einen umfassenderen Kunstbegriff, vielleicht könnte man es vereinfacht auch als "Lebenskunst" bezeichnen.
Während für viele Kunst immer noch von Können kommt und ein konservatives Kunstverständnis vorherrscht, sah Beuys sich auch als politischer Mensch innerhalb einer demokratischen Gesellschaft, die nur durch die Kreativität der Menschen, die an dieser Demokratie teilhaben und daran mitwirken, sich wie ein lebender Organismus weiterentwickeln kann.
In diesem Sinne ist jeder Mensch, der sich, in welcher Form auch immer, an diesem Prozess beteiligt, ein Künstler.
Es ging Beuys wohl um einen umfassenderen Kunstbegriff, vielleicht könnte man es vereinfacht auch als "Lebenskunst" bezeichnen.
Während für viele Kunst immer noch von Können kommt und ein konservatives Kunstverständnis vorherrscht, sah Beuys sich auch als politischer Mensch innerhalb einer demokratischen Gesellschaft, die nur durch die Kreativität der Menschen, die an dieser Demokratie teilhaben und daran mitwirken, sich wie ein lebender Organismus weiterentwickeln kann.
In diesem Sinne ist jeder Mensch, der sich, in welcher Form auch immer, an diesem Prozess beteiligt, ein Künstler.
DonParrot - 23. Jan, 17:58
Ich glaube, ich hätte mich da etwas klarer ausdrücken müssen. Es sind Gestalten wie Hitler, Stalin, Mussolini, George W, Khomeini oder Idi Amin, denen ich das Künstlersein abspreche. Es sei denn, man hält das, was diese Wahnsinnigen am besten können, auch für Kunst. Davon würde ich mich allerdings distanzieren.
DonParrot - 23. Jan, 18:23
Recht so. :)
zuckerwattewolkenmond - 23. Jan, 18:29
Nun,
da es keine wirklich alles umfassende und zufriedenstellende Definition für den abstrakten Begriff der Kunst gibt, würde ich ganz einfach und pragmatisch sagen, Kunst ist alles das, was mindestens ein anderer dafür hält, sei es aus emotionalen, logischen (der nennt sich Künstler, also macht er Kunst) oder verkaufstechnischen Gründen. ;o)
Schreibmaschinist_Jon - 23. Jan, 18:38
Der ist ein Künstler, der sich so fühlt?!
zuckerwattewolkenmond - 23. Jan, 18:57
Nein, ich sagte: "mindestens ein anderer". ;o)
Wenn sich jemand selbst für einen Künstler hält, aber niemand seine Kunst als Kunst empfindet, dann ist es auch keine Kunst, außer vielleicht in seiner eigenen Überzeugung. Ein Erzeugnis menschlicher Kreativität wird immer von anderen zu Kunst gemacht, zumindest zu "offizieller" Kunst, von den Galeristen, Kritikern oder von den "Fans", die sich davon angesprochen fühlen. Nun muss aber jemand, dessen Werke niemand als Kunst haben will, noch lange nicht verzweifeln. Kunst ist immer subjektiv und auch materielle Interessen spielen dabei eine Rolle. Nicht umsonst lassen sich manche Werke erst dann zu Kunst machen, wenn der Künstler verstorben ist. Dass hebt die Preise und implementiert somit Wert = Kunst. Natürlich ist das eine ziemlich pragmatische Einstellung zum Begriff der Kunst. Man kann das alles auch idealistischer sehen (und Künstler sind wohl in den meisten Fällen Idealisten). So wie halt Beuys oder Chagall, der sagte "Kunst scheint mir vor allem ein Seelenzustand zu sein."
Wenn sich jemand selbst für einen Künstler hält, aber niemand seine Kunst als Kunst empfindet, dann ist es auch keine Kunst, außer vielleicht in seiner eigenen Überzeugung. Ein Erzeugnis menschlicher Kreativität wird immer von anderen zu Kunst gemacht, zumindest zu "offizieller" Kunst, von den Galeristen, Kritikern oder von den "Fans", die sich davon angesprochen fühlen. Nun muss aber jemand, dessen Werke niemand als Kunst haben will, noch lange nicht verzweifeln. Kunst ist immer subjektiv und auch materielle Interessen spielen dabei eine Rolle. Nicht umsonst lassen sich manche Werke erst dann zu Kunst machen, wenn der Künstler verstorben ist. Dass hebt die Preise und implementiert somit Wert = Kunst. Natürlich ist das eine ziemlich pragmatische Einstellung zum Begriff der Kunst. Man kann das alles auch idealistischer sehen (und Künstler sind wohl in den meisten Fällen Idealisten). So wie halt Beuys oder Chagall, der sagte "Kunst scheint mir vor allem ein Seelenzustand zu sein."
Schreibmaschinist_Jon - 23. Jan, 19:09
Wenn erst ein anderer einen Künstler zum Künstler machte, dann hätte es so manchen originären Künstler wohl gar nicht erst gegeben.
Zur Kunst gehört Idealismus, wie du es nennst, ich würde es eher als kreatives Bedürfnis bezeichnen.
Da sollte man den Marktwert der Kunst schon vom eigentlich künstlerischen unterscheiden.
Kunst braucht keine Legitimation von außen, obwohl es für die meisten Künstler hilfreich ist, wenn sich ihre Kunstwerke auch zu Lebzeiten verkaufen lassen und die Kunst nicht brotlos bleibt ;-)
Zur Kunst gehört Idealismus, wie du es nennst, ich würde es eher als kreatives Bedürfnis bezeichnen.
Da sollte man den Marktwert der Kunst schon vom eigentlich künstlerischen unterscheiden.
Kunst braucht keine Legitimation von außen, obwohl es für die meisten Künstler hilfreich ist, wenn sich ihre Kunstwerke auch zu Lebzeiten verkaufen lassen und die Kunst nicht brotlos bleibt ;-)
zuckerwattewolkenmond - 23. Jan, 19:48
Da haust du aber zwei Dinge in eine Pfanne. Kreativität ist zwar die Grundvoraussetzung für Kunst, aber ansonsten eben nur Kreativität, aber keine Kunst. Kreativität braucht keine Legitimation von außen, da geb ich dir recht, und ohne eine Portion Idealismus würde wohl kaum ein Künstler lange in seinem Beruf durchhalten und daran glauben, dass das was er schafft, auch irgendwann mal als Kunst angesehen wird. Aber Kunst wird vom Publikum oder vom Markt gemacht. Ich habe in meinem Beispiel zwar den Verkauf angesprochen, aber auch die "Fans" erwähnt, die ebenso die Kunst machen, egal ob sie kaufen oder nicht. Deshalb ist es auch gar nicht so schwer Künstler zu sein, denn EINEN Fan findet ja fast jeder würde ich sagen. Und alleine das reicht, um etwas zur Kunst zu machen. Denn wenn ein Werk auch nur einen einzigen Menschen berührt oder etwas gibt, so ist das zumindest für mich persönlich schon Kunst, weil es damit den Zweck, den jede Kunst unbewußt in sich trägt, erfüllt hat. Deshalb würde ich Chagalls Aussage umformulieren in "Kreativität scheint mir vor allem ein Seelenzustand zu sein, Kunst eine Bewertung." und Beuys Aussage in "Jeder Mensch kann ein Künstler sein (wenn er will)." ;o)
Schreibmaschinist_Jon - 23. Jan, 20:31
Du haust, meiner Meinung nach,
zwei Dinge in eine Pfanne:
1.) Kunst und
2.) ihren Marktwert
Idealismus würde eine quasi messianische Aufgabe voraussetzen, die den Künstler vorantreibt und ihn auf Erfolg hoffen lässt.
Das würde den Künstler auf seinen Marktwert reduzieren.
Kunst wird aber nicht vom Markt oder dem Publikum, sondern vom Künstler gemacht!
Das Publikum wirkt rezeptiv, es ist nicht schöpferisch tätig, sondern nimmt bestenfalls schöpferisch auf.
Künstler zu sein ist verdammt schwer, denn im Gegensatz zu deiner Meinung, dass es dem Künstler darum gehe, einen Fan zu finden, der ihn zum Künstler "macht", geht es dem Künstler darum, sich selbst durch seine Kunst zum Künstler zu machen; erst wenn er selbst mit seinen Arbeiten zufrieden ist, ist er seinem Ziel nähergekommen, das nicht vordergründig darin besteht, Erfolg zu haben, sondern sich, sein Denken und Fühlen, zum Ausdruck zu bringen.
Keine Kunst trägt etwas Unbewusstes in sich, um zu gefallen, sondern das zum Ausdruck zu bringen, was der Künstler zur Aussage bringen will.
Man sollte also zwischen "Kunsthandwerkern" und Künstlern unterscheiden; während die einen auf einen Markt hin produzieren, immer auf der Spur des Publikumsgeschmacks, suchen und finden die anderen neue Mittel und Wege, sich und die Welt zu be-greifen und diesen Begriff zum Ausdruck zu bringen.
Kunst ist keine Bewertung, sondern unterliegt dieser und jeder Mensch, der sich an der Weiterentwicklung der Gesellschaft beteiligt, ist, im Beuys´schen Sinn, ein Künstler.
1.) Kunst und
2.) ihren Marktwert
Idealismus würde eine quasi messianische Aufgabe voraussetzen, die den Künstler vorantreibt und ihn auf Erfolg hoffen lässt.
Das würde den Künstler auf seinen Marktwert reduzieren.
Kunst wird aber nicht vom Markt oder dem Publikum, sondern vom Künstler gemacht!
Das Publikum wirkt rezeptiv, es ist nicht schöpferisch tätig, sondern nimmt bestenfalls schöpferisch auf.
Künstler zu sein ist verdammt schwer, denn im Gegensatz zu deiner Meinung, dass es dem Künstler darum gehe, einen Fan zu finden, der ihn zum Künstler "macht", geht es dem Künstler darum, sich selbst durch seine Kunst zum Künstler zu machen; erst wenn er selbst mit seinen Arbeiten zufrieden ist, ist er seinem Ziel nähergekommen, das nicht vordergründig darin besteht, Erfolg zu haben, sondern sich, sein Denken und Fühlen, zum Ausdruck zu bringen.
Keine Kunst trägt etwas Unbewusstes in sich, um zu gefallen, sondern das zum Ausdruck zu bringen, was der Künstler zur Aussage bringen will.
Man sollte also zwischen "Kunsthandwerkern" und Künstlern unterscheiden; während die einen auf einen Markt hin produzieren, immer auf der Spur des Publikumsgeschmacks, suchen und finden die anderen neue Mittel und Wege, sich und die Welt zu be-greifen und diesen Begriff zum Ausdruck zu bringen.
Kunst ist keine Bewertung, sondern unterliegt dieser und jeder Mensch, der sich an der Weiterentwicklung der Gesellschaft beteiligt, ist, im Beuys´schen Sinn, ein Künstler.
Schreibmaschinist_Jon - 23. Jan, 20:48
;-) Oder, spitzfindig gefragt:
Wurden die Texte Kafkas erst dann zu Literatur als sich ein Verleger und ein Publikum für sie gefunden hatte oder waren sie es nicht schon in dem Moment als Kafka sie niedergeschrieben hatte?
zuckerwattewolkenmond - 23. Jan, 21:41
Ja, ganz genau. Kunst trägt etwas Unbewusstes in sich, nämlich etwas zu Ausdruck zu bringen. Genau das meine ich doch! Dem Künstler selbst mag das auch bewußt sein, nehme ich doch an in den meisten Fällen, aber auf das Publikum wirkt es eher reflektierend und weniger direkt. Kunst ist halt ein anderes Medium zur Kommunikation, das stark mit Symbolen, Emotionen, mit den Sinnen usw. arbeitet. Und in dem Moment, wenn jemand "zuhört", hat ein Künstler sich erfolgreich zum Ausdruck gebracht, d.h. das Werk ist tatsächlich zu "Kunst" geworden. Und das hat überhaupt nicht mit Marktwert zu tun, deshalb verstehe ich nicht, wieso du jetzt behauptest, ich reduziere Kunst auf den Marktwert. Der Marktwert ist nur EINER der DREI Gründe, die ich nannte, warum jemand etwas für Kunst hält. Und es ist nun mal Tatsache, dass es Menschen gibt, die sich Kunstwerke als Geldanlage kaufen und nicht wegen ihres kreativen Gehalts, genauso wie es Leute gibt, die selbst keine künstlerische Meinung haben und sich von anderen sagen lassen, was "wahre" Kunst ist oder halt dieser naiven Definition nachhängen, dass nur jemand der sich Künstler nennt, auch Kunst macht. Deshalb kann man das einfach nicht nur auf der emotionalen Ebene diskutieren, weil es halt so unterschiedliche Ansichten darüber gibt, was als Kunst anzusehen ist. Nun kann man sich darüber streiten, ob etwas, was absolut verborgen vor aller Augen geschaffen wird und irgendwann wieder vernichtet wird, ohne dass es jemals irgendjemand erblickt hat, ebenfalls Kunst ist. Das Problem dabei ist aber, dass es nie jemand wissen wird, da es ja nie jemand bis auf den "Künstler" gesehen hat. D. h. es könnte ein absolut geniales Kunstwerk sein, das bedauerlicherweise verlorenging, es könnte aber auch ein Bild mit drei Tulpen sein, welches im Malen nach Zahlen-Verfahren hergestellt wiurde. Eine individuelle Aussage kann man letzterem wohl kaum zuschreiben, aber es ist nichtsdestotrotz eine kreative Schöpfung und der "Künstler" selbst mag es auch für wahre Kunst halten, das steht ihm ja frei. ;o)))
zuckerwattewolkenmond - 23. Jan, 21:48
Oder um auf deinen "Anhang" zu antworten: Wären Kafkas Texte nicht gelesen worden, sondern meinetwegen einem Feuer zum Opfer gefallen, dann hätten sie noch so toll sein können, aber kein Mensch würde es jemals wissen, ob sie Kunst waren oder nur Einkaufslisten.*gg*
Schreibmaschinist_Jon - 23. Jan, 22:08
;-) Schön,
dass Du nicht locker lässt.
Du schreibst:>Und in dem Moment, wenn jemand "zuhört", hat ein Künstler sich erfolgreich zum Ausdruck gebracht, d.h. das Werk ist tatsächlich zu "Kunst" geworden.<
Tatsächlich zu Kunst geworden ist ein Werk meiner Meinung nach schon dann, wenn es sich um eine originäre Arbeit eines denkenden und fühlenden Menschen handelt, der sich zum Ausdruck bringtdenn es bedarf nicht der Legitimation anderer etwas zu etwas zu machen, denn es ist ja schon gemacht! Ob es Konsens findet, ob ihm Qualität zugesprochen wird ist da zweitrangig, denn das ist von vielen Faktoren abhängig, die nichts mit dem künstlerischen Akt zu tun haben, sondern von Auffassungen anderer, die Moden und sonstigem unterworfen sind.
Deshalb mein Beispiel Kafka.
Egal aus welcher Motivation sich Rezipienten ein Werk aneignen, bestimmen sie mit dem Akt des Kaufens den Wert der Arbeit. Ob sie das Bild "verstehen", sich einen Wertzuwachs im Sinne einerAnlage davon versprechen oder vor anderen mt ihrem Sahcverstand angeben wollen usw. usf., haben sie dem Werk lediglich einen Sachwert beigemessen.
Du schreibst weiter:>Deshalb kann man das einfach nicht nur auf der emotionalen Ebene diskutieren, weil es halt so unterschiedliche Ansichten darüber gibt, was als Kunst anzusehen ist.<
Genau darüber kann man sehr wohl diskutieren, finde ich, denn es besteht genau da ein Unterschied zwischen der >emotionalen Ebene< von der aus der Künstler arbeitet (um in Deinem Bild zu bleiben, was auch wiederum diskussionswürdig wäre ;-) und dem, was allgemeinhin als Kunst bezeichnet wird, weil es be-wert-et Eingang in den kulturellen Zusammenhang gefunden hat.
Während der Künstler Kunst schafft, konsumiert der Käufer / Betrachter, dem aber die zweifelhafte Macht gegeben sein soll, dem Kunstwerk einen Wert zu geben, obwohl er selbst nicht schöpferisch tätig, vielleicht gar nichts davon versteht?
Deiner Meinung nach sind also Kafkas Texte erst zu Literatur geworden, weil irgendein Verleger ihrenWert erkannt hat?!
Meiner Meinung nach war es schon Literatur als er es schrieb.
Die Qualität einer kreativen Leistung ist tatsächlich nebensächlich, zumal es sich hierbei eben nicht um Malen nach Zahlen handelt, was für mich kein Akt ursprünglicher Kreativität ist, sondern, gutwilligst betrachtet, ein nettes Hobby, nicht einmal ein Kunsthandwerk.
Freue mich schon auf Deine nächste Erwiderung ;-)
Du schreibst:>Und in dem Moment, wenn jemand "zuhört", hat ein Künstler sich erfolgreich zum Ausdruck gebracht, d.h. das Werk ist tatsächlich zu "Kunst" geworden.<
Tatsächlich zu Kunst geworden ist ein Werk meiner Meinung nach schon dann, wenn es sich um eine originäre Arbeit eines denkenden und fühlenden Menschen handelt, der sich zum Ausdruck bringtdenn es bedarf nicht der Legitimation anderer etwas zu etwas zu machen, denn es ist ja schon gemacht! Ob es Konsens findet, ob ihm Qualität zugesprochen wird ist da zweitrangig, denn das ist von vielen Faktoren abhängig, die nichts mit dem künstlerischen Akt zu tun haben, sondern von Auffassungen anderer, die Moden und sonstigem unterworfen sind.
Deshalb mein Beispiel Kafka.
Egal aus welcher Motivation sich Rezipienten ein Werk aneignen, bestimmen sie mit dem Akt des Kaufens den Wert der Arbeit. Ob sie das Bild "verstehen", sich einen Wertzuwachs im Sinne einerAnlage davon versprechen oder vor anderen mt ihrem Sahcverstand angeben wollen usw. usf., haben sie dem Werk lediglich einen Sachwert beigemessen.
Du schreibst weiter:>Deshalb kann man das einfach nicht nur auf der emotionalen Ebene diskutieren, weil es halt so unterschiedliche Ansichten darüber gibt, was als Kunst anzusehen ist.<
Genau darüber kann man sehr wohl diskutieren, finde ich, denn es besteht genau da ein Unterschied zwischen der >emotionalen Ebene< von der aus der Künstler arbeitet (um in Deinem Bild zu bleiben, was auch wiederum diskussionswürdig wäre ;-) und dem, was allgemeinhin als Kunst bezeichnet wird, weil es be-wert-et Eingang in den kulturellen Zusammenhang gefunden hat.
Während der Künstler Kunst schafft, konsumiert der Käufer / Betrachter, dem aber die zweifelhafte Macht gegeben sein soll, dem Kunstwerk einen Wert zu geben, obwohl er selbst nicht schöpferisch tätig, vielleicht gar nichts davon versteht?
Deiner Meinung nach sind also Kafkas Texte erst zu Literatur geworden, weil irgendein Verleger ihrenWert erkannt hat?!
Meiner Meinung nach war es schon Literatur als er es schrieb.
Die Qualität einer kreativen Leistung ist tatsächlich nebensächlich, zumal es sich hierbei eben nicht um Malen nach Zahlen handelt, was für mich kein Akt ursprünglicher Kreativität ist, sondern, gutwilligst betrachtet, ein nettes Hobby, nicht einmal ein Kunsthandwerk.
Freue mich schon auf Deine nächste Erwiderung ;-)
Schreibmaschinist_Jon - 23. Jan, 22:15
Zu Kafka:
Wären seine Texte dem Feuer übergeben worden, wie Kafka es sich gewünscht hat, wüssten wir zwar nicht, welch große Kunst er geschaffen hatte, aber nichtsdestotrotz wäre es Kunst gewesen, nämlich für Herrn Kafka selbst.
Nicht wir haben diese Kunst gemacht, sondern nur ihren Wert erkannt, der allerdings auch Herrn Kafka selbst nicht verborgen geblieben sein dürfte, mag er auch an sich, wie jeder "echte" Künstler, gezweifelt haben.
Nicht wir haben diese Kunst gemacht, sondern nur ihren Wert erkannt, der allerdings auch Herrn Kafka selbst nicht verborgen geblieben sein dürfte, mag er auch an sich, wie jeder "echte" Künstler, gezweifelt haben.
Schreibmaschinist_Jon - 23. Jan, 22:36
;-) Kleines Friedensangebot:
Vielleicht können wir uns auf folgende Definition einigen:
Kunst wird von Künstlern gemacht, dessen Wert von Nichtkünstlern bestimmt wird, die den Künstler meistens ebensowenig verstehen wie dessen Arbeiten, aber über genügend Geld verfügen, sich mit ihrem guten Geschmack anschaulich zu brüsten, indem sie Kunst konsumieren. ;-)
Gute Nacht allerseits
Kunst wird von Künstlern gemacht, dessen Wert von Nichtkünstlern bestimmt wird, die den Künstler meistens ebensowenig verstehen wie dessen Arbeiten, aber über genügend Geld verfügen, sich mit ihrem guten Geschmack anschaulich zu brüsten, indem sie Kunst konsumieren. ;-)
Gute Nacht allerseits
zuckerwattewolkenmond - 24. Jan, 00:40
Lieber Jon,
mit diesem Beispiel von Kafka wollte ich eigentlich nur zeigen, dass es völlig müßig ist, über etwas zu diskutieren, was nicht DA ist. Ich meine, die Texte von Kafka kennen wir ja jetzt. Wir konnten uns selbst ein Bild machen und bekamen von anderen gesagt, dass es Kunst ist. Doch wenn etwas nicht da ist und noch nie jemand gesehen hat, ist es nicht möglich es zu beurteilen. Es kann Kunst gewesen sein oder auch nicht, aber es ist nicht verfügbar und kann nicht bewertet werden. Und niemand wird vom verlorengegangenen Manuskript seines Großvaters einfach behaupten, das das große Kunst gewesen ist, ohne sich selbst ein Bild gemacht zu haben. Das heißt also nichts anderes, als dass Publikum, welcher Art auch immer unabdingbar ist, um einem Werk den Begriff "Kunst" unterzuordenen. w.z.b.w. *ggg*
Gerade die Kunst ist es doch, die mehr als alles andere den Moden und Qualitätsmaßstäben unterworfen ist und deshalb so verschiedenartige Epochen hervorgebracht hat. Die Impressionisten wurden z.B. von den traditionellen Malern verlacht und als "Kleckser" bezeichnet. Bestimmte literarische Werke wurden zu Nazizeiten verbrannt. usw. Es gab zu allen Zeiten Kunstwerke, die zwar vielleicht vom idealistischen und menschlichen Standpunkt Kunstwerke waren, aber als Schund gehandelt wurden. Wegen der unterschiedlichen Moden und gesellschaftlichen Normen gibt es überhaupt erst die Kunstepochen.
Das zeigt aber, das der Begriff "Kunst" absolut nicht von der jeweilig herrschenden Gesellschaft und ihren Werten und "Kunstvorstellungen" zu trennen ist.
Was die Ebenen betrifft, so wollte ich ja mit meinem ersten Kommentar auch gar nicht viel anderes sagen, als das es diese verschiedenen Ebenen gibt, von denen aus man Kunst diskutieren kann.
Also zum einen die emotionale/ideelle Ebene, wie sie wohl den meisten Künstlern zu eigen ist, dann die naive/"logische" Ebene, die von den in der Gesellschaft herumgeisternden Paradigmen ausgeht oder aber die wirtschaftliche/materielle Ebene, die vom Marktwert ausgeht. Ich habe diese drei Ebenen nebeneinandergestellt ohne jedwede Wertung, welche Ebene nun die richtige ist und welche wahrhaft beurteilen darf, was Kunst ist. Aber ich glaube, die Augen zu verschließen vor den Einflüssen, denen der Kunstbegriff ausgesetzt ist, bringt nicht wirklich tiefer in die Materie hinein.
Ich glaube, unser Streit dreht sich hauptsächlich um eine Begrifflichkeit, denn im Grunde verstehe ich was du meinst und was du sagen willst und ich bin im Grunde sogar derselben Meinung wie du - nur halt der Begriff "Kunst" stört mich dabei. Deshalb kann ich deinem Friedensangebot sogar zustimmen bis auf eine winzige Kleinigkeit:
Nicht der Wert der Kunst (ok, bis auf den materiellen) wird von den Nichtkünstlern bestimmt, sondern "Kunst" an sich ist der Begriff, der von Beginn der menschlichen Kulturen an entwickelt wurde, um schöpferische und kreative Werke zu werten und die "bedeutenden" von den "unbedeutenden" zu scheiden. Dieser Wertbegriff ist inzwischen in jeder Gesellschaft so stark in Fleisch und Blut übergegangen, dass sich insbesondere Künstler, die von ihrer Arbeit leben, leidenschaftlich mit ihm identifizieren, denn diese Wertung bietet ihnen ja ihre Existenzberechtigung, da die Wertung ihrer Werke als Kunst ihnen ihr inneres, äußeres oder postmortales Überleben sichert, wenn auch mehr schlecht als recht. Dabei wird dann gerne übersehen, dass JEDE kreative Schöpfung eines Menschen ihren Wert hat, auch wenn sie nicht, vielleicht nur durch die derzeitigen künstlerischen Normen, als "Kunst" bestehen kann.
Und genau deshalb würde ich zum Beispiel nie auf die Idee kommen, das, was ich so in stillen Stunden verbreche, als Kunst zu bezeichnen - das müssen schon andere entscheiden, wenn es denn jemand mal zu Gesicht bekommt und ich selbst lehne es ab, mich an von anderen gemachten Wertmaßstäben zu messen, auch wenn es sicher genug Situationen gibt, in denen ich es unbewußt doch tue, da auch mir dieser Wertbegriff tief in Fleisch und Blut steckt - bin mir aber nichtsdestotrotz des Wertes und der Differenzierung für mich selbst bewußt.
Gute Nacht! ;o)
Gerade die Kunst ist es doch, die mehr als alles andere den Moden und Qualitätsmaßstäben unterworfen ist und deshalb so verschiedenartige Epochen hervorgebracht hat. Die Impressionisten wurden z.B. von den traditionellen Malern verlacht und als "Kleckser" bezeichnet. Bestimmte literarische Werke wurden zu Nazizeiten verbrannt. usw. Es gab zu allen Zeiten Kunstwerke, die zwar vielleicht vom idealistischen und menschlichen Standpunkt Kunstwerke waren, aber als Schund gehandelt wurden. Wegen der unterschiedlichen Moden und gesellschaftlichen Normen gibt es überhaupt erst die Kunstepochen.
Das zeigt aber, das der Begriff "Kunst" absolut nicht von der jeweilig herrschenden Gesellschaft und ihren Werten und "Kunstvorstellungen" zu trennen ist.
Was die Ebenen betrifft, so wollte ich ja mit meinem ersten Kommentar auch gar nicht viel anderes sagen, als das es diese verschiedenen Ebenen gibt, von denen aus man Kunst diskutieren kann.
Also zum einen die emotionale/ideelle Ebene, wie sie wohl den meisten Künstlern zu eigen ist, dann die naive/"logische" Ebene, die von den in der Gesellschaft herumgeisternden Paradigmen ausgeht oder aber die wirtschaftliche/materielle Ebene, die vom Marktwert ausgeht. Ich habe diese drei Ebenen nebeneinandergestellt ohne jedwede Wertung, welche Ebene nun die richtige ist und welche wahrhaft beurteilen darf, was Kunst ist. Aber ich glaube, die Augen zu verschließen vor den Einflüssen, denen der Kunstbegriff ausgesetzt ist, bringt nicht wirklich tiefer in die Materie hinein.
Ich glaube, unser Streit dreht sich hauptsächlich um eine Begrifflichkeit, denn im Grunde verstehe ich was du meinst und was du sagen willst und ich bin im Grunde sogar derselben Meinung wie du - nur halt der Begriff "Kunst" stört mich dabei. Deshalb kann ich deinem Friedensangebot sogar zustimmen bis auf eine winzige Kleinigkeit:
Nicht der Wert der Kunst (ok, bis auf den materiellen) wird von den Nichtkünstlern bestimmt, sondern "Kunst" an sich ist der Begriff, der von Beginn der menschlichen Kulturen an entwickelt wurde, um schöpferische und kreative Werke zu werten und die "bedeutenden" von den "unbedeutenden" zu scheiden. Dieser Wertbegriff ist inzwischen in jeder Gesellschaft so stark in Fleisch und Blut übergegangen, dass sich insbesondere Künstler, die von ihrer Arbeit leben, leidenschaftlich mit ihm identifizieren, denn diese Wertung bietet ihnen ja ihre Existenzberechtigung, da die Wertung ihrer Werke als Kunst ihnen ihr inneres, äußeres oder postmortales Überleben sichert, wenn auch mehr schlecht als recht. Dabei wird dann gerne übersehen, dass JEDE kreative Schöpfung eines Menschen ihren Wert hat, auch wenn sie nicht, vielleicht nur durch die derzeitigen künstlerischen Normen, als "Kunst" bestehen kann.
Und genau deshalb würde ich zum Beispiel nie auf die Idee kommen, das, was ich so in stillen Stunden verbreche, als Kunst zu bezeichnen - das müssen schon andere entscheiden, wenn es denn jemand mal zu Gesicht bekommt und ich selbst lehne es ab, mich an von anderen gemachten Wertmaßstäben zu messen, auch wenn es sicher genug Situationen gibt, in denen ich es unbewußt doch tue, da auch mir dieser Wertbegriff tief in Fleisch und Blut steckt - bin mir aber nichtsdestotrotz des Wertes und der Differenzierung für mich selbst bewußt.
Gute Nacht! ;o)
Schreibmaschinist_Jon - 24. Jan, 13:56
Liebe Sugar,
da habe ich eine gänzlich andere Auffassung von Kunst, denn für mich sind Kafkas Texte schon Literatur als er sie niedergeschrieben hatte.
Ebenso waren die Bilder der Impressionisten schon Kunst als sie "gemacht" worden waren und sie wurden nicht erst dann zur Kunst als deren (Markt-)Wert erkannt wurde.
Hätte jeder Künstler seine "Existenzberechtigung", wie Du es nennst, von der Wertbeimessung der Gesellschaft abhängig gemacht, hätte es keine neuen Kunstrichtungen gegeben.
Dann hätten Leute wie auch Beuys nicht Jahre ihres Lebens erfolglos an ihrer Kunst gearbeitet, sondern sich an den allgemein üblichen Geschmacksurteilen orientiert und den Markt bedient.
Es ist umgekehrt: Kafka und Beuys haben wie die meisten Künstler unbeirrt von Moden ihren eigenen Stil entwickelt und eben nicht ihre Daseinsberechtigung über ständig wechselnde Kunstbewertungen ihr Künstlerdasein definiert, sondern sich selbst, so dreist waren sie ;-), als Künstler begriffen, weil sie ihrer eigenen Ansicht nach Kunst gemacht haben.
Beuys hat in dem Sinne Glück gehabt, dass er zu Lebzeiten erfolgreich wurde, während Kafka längst verstorben war, bevor seine Bücher auch nur einen weiteren Leser als seinen Freund Max Brod gefunden hatte, geschweige denn gedruckt wurden.
Im Gegensatz zu deiner Auffassung, dass erst der Betrachter oder Markt etwas zur Kunst macht, der Künstler also abhängig von anderen ist, die ihn erst zu einem Künstler machen, sehe ich im Künstler einen freien Menschen, der einem inneren Bedürfnis folgend, nach Mitteln und Wegen sucht, das mit Kunst zum Ausdruck zu bringen, was ihn bewegt.
Der Wert, der ihm und seinen Arbeiten von anderen beigemessen wird, hat nichts mit der künstlerischen Qualität zu tun, sondern ist, wie auch du sagst, allzu vielen Faktoren unterworfen, von denen der Künstler absehen sollte, will er seine eigene Kunst entwickeln und nicht seinem möglichen Marktwert nacheifern, sondern sich also frei an sich selbst und dem eigenen Kunstbegriff weiterentwickeln und nicht sklavisch an modischen Wertvorstellungen orientieren.
Sicherlich gibt es verschiedene Auffassungen von Kunst, doch ich gehe hier vom kreativen Menschen aus, der Kunst schafft und nicht vom Wert der Kunst, dem dieser beigemessen wird.
Und selbstverständlich vereinfacht es dem Künstler das Leben, wenn er mit seiner Arbeit erfolgreich ist, auch im materiellen Sinne, aber der eigentliche Impuls künstlerisch tätig zu werden liegt nicht darin begründet, sondern hat andere, sehr individuelle, Ursachen.
Seine Daseinsberechtigung bezieht der Künstler nicht aus der gesellschaftlichen Wertschätzung, sondern aus ebendiesen Impulsen, sonst wäre er besser Geschäftsmann geworden.
Dass er, will er seine Kunst verkaufen, auch Geschäftsmann sein muss, ist eine andere Geschichte, die aber nichts mit dem eigentlichen Akt des Kunstschaffens zu tun hat, sondern mit der Absicherung, die seine Existenz als Künstler erleichtert, aber weder Bedingung für diese ist, noch ihn erst zum Künstler macht.
Viele Grüße ;-)
Ebenso waren die Bilder der Impressionisten schon Kunst als sie "gemacht" worden waren und sie wurden nicht erst dann zur Kunst als deren (Markt-)Wert erkannt wurde.
Hätte jeder Künstler seine "Existenzberechtigung", wie Du es nennst, von der Wertbeimessung der Gesellschaft abhängig gemacht, hätte es keine neuen Kunstrichtungen gegeben.
Dann hätten Leute wie auch Beuys nicht Jahre ihres Lebens erfolglos an ihrer Kunst gearbeitet, sondern sich an den allgemein üblichen Geschmacksurteilen orientiert und den Markt bedient.
Es ist umgekehrt: Kafka und Beuys haben wie die meisten Künstler unbeirrt von Moden ihren eigenen Stil entwickelt und eben nicht ihre Daseinsberechtigung über ständig wechselnde Kunstbewertungen ihr Künstlerdasein definiert, sondern sich selbst, so dreist waren sie ;-), als Künstler begriffen, weil sie ihrer eigenen Ansicht nach Kunst gemacht haben.
Beuys hat in dem Sinne Glück gehabt, dass er zu Lebzeiten erfolgreich wurde, während Kafka längst verstorben war, bevor seine Bücher auch nur einen weiteren Leser als seinen Freund Max Brod gefunden hatte, geschweige denn gedruckt wurden.
Im Gegensatz zu deiner Auffassung, dass erst der Betrachter oder Markt etwas zur Kunst macht, der Künstler also abhängig von anderen ist, die ihn erst zu einem Künstler machen, sehe ich im Künstler einen freien Menschen, der einem inneren Bedürfnis folgend, nach Mitteln und Wegen sucht, das mit Kunst zum Ausdruck zu bringen, was ihn bewegt.
Der Wert, der ihm und seinen Arbeiten von anderen beigemessen wird, hat nichts mit der künstlerischen Qualität zu tun, sondern ist, wie auch du sagst, allzu vielen Faktoren unterworfen, von denen der Künstler absehen sollte, will er seine eigene Kunst entwickeln und nicht seinem möglichen Marktwert nacheifern, sondern sich also frei an sich selbst und dem eigenen Kunstbegriff weiterentwickeln und nicht sklavisch an modischen Wertvorstellungen orientieren.
Sicherlich gibt es verschiedene Auffassungen von Kunst, doch ich gehe hier vom kreativen Menschen aus, der Kunst schafft und nicht vom Wert der Kunst, dem dieser beigemessen wird.
Und selbstverständlich vereinfacht es dem Künstler das Leben, wenn er mit seiner Arbeit erfolgreich ist, auch im materiellen Sinne, aber der eigentliche Impuls künstlerisch tätig zu werden liegt nicht darin begründet, sondern hat andere, sehr individuelle, Ursachen.
Seine Daseinsberechtigung bezieht der Künstler nicht aus der gesellschaftlichen Wertschätzung, sondern aus ebendiesen Impulsen, sonst wäre er besser Geschäftsmann geworden.
Dass er, will er seine Kunst verkaufen, auch Geschäftsmann sein muss, ist eine andere Geschichte, die aber nichts mit dem eigentlichen Akt des Kunstschaffens zu tun hat, sondern mit der Absicherung, die seine Existenz als Künstler erleichtert, aber weder Bedingung für diese ist, noch ihn erst zum Künstler macht.
Viele Grüße ;-)
zuckerwattewolkenmond - 24. Jan, 17:01
Hallo Jon,
ich glaube wir meinen teilweise dasselbe, gehen dabei aber von unterschiedlichen Ansätzen aus, wobei es zur unterschiedlichen Definition der Begriffe kommt. Ich sehe mehr den überpersonalen und historischen Ansatz (liegt wahrscheinlich an meiner Vergangenheit), während du mehr dem ideellen Ansatz folgst. Ich werde hier nochmal etwas zum historischen Kontext schreiben und warum ich glaube, dass der Begriff "Kunst" nicht mit dem des schöpferischem Schaffens oder ähnlichen Begriffen gleichgesetzt werden sollte. Dann können wir das ja so stehen lassen, denn die beiden Ansätze werden so nicht zusammenzubringen sein.
"Im Gegensatz zu deiner Auffassung, dass erst der Betrachter oder Markt etwas zur Kunst macht, der Künstler also abhängig von anderen ist, die ihn erst zu einem Künstler machen, sehe ich im Künstler einen freien Menschen, der einem inneren Bedürfnis folgend, nach Mitteln und Wegen sucht, das mit Kunst zum Ausdruck zu bringen, was ihn bewegt."
Der zweiten Teil des Satzes ist ganz genau das, was ich auch sagen will. Allerdings glaube ich, dass es gerade der Begriff "Kunst" ist, der jemanden in seinem schöpferischen Schaffen abhängig macht, nämlich abhängig von einem vordefiniertem Werturteil, das im Äußeren gesucht wird, statt im eigenen Inneren.
Der Begriff "Kunst" beinhaltet ja in sich selbst schon eine Wertung, nicht umsonst kommt das Wort Kunst von Können bzw. Kunnen, d.h. wer den Begriff "Kunst" für etwas verwendet, bewertet es gleichzeitig, denn das Gegenteil von Können ist nur Nichtkönnen, so dass Kunst eigentlich so niemals unabhängig von einer Wertung sein kann, sei es nun die eigene oder die anderer. Allerdings hat sich dieser hohe ideelle Wert, die der Begriff "Kunst" heute besitzt erst in den letzten Jahrhunderten gebildet, früher wurde das Wort für alle Möglichen Geschicklichkeiten und Fertigkeiten benutzt, als zum Beispiel jede Wissenschaft, jedes Handwerk usw. als Kunst bezeichnet wurde. Dabei musste das Können natürlich vorhanden sein. Wenn zum Beispiel jemand seinem kreativen Schaffensdrang nachgegeben hätte, sich Holz besorgte und sich aus diesem Holz einen schicken neuen Tisch schief und krumm zusammenschraubte, weil er sowas vorher noch nie im Leben getan hat, hätte das niemand als Handwerkskunst bezeichnet haben. Die "Künste" waren den jeweiligen Gilden vorbehalten, die das entsprechende Wissen und die Fertigkeiten besaßen. Diese bezeichneten ihr jeweiliges Gewerk als "Kunst", da sie es ja wirklich konnten und dementsprechend anderen, die diese Fertigkeiten nicht besaßen, ihre Dienste anboten.
Natürlich hat jedes schöpferische Schaffen seine Existenzberechtigung in sich, aber halt nicht in jeder Gesellschaft. Und ich meinte dieses Beispiel ausschließlich in Verbindung mit dem gesellschaftlichem Kontext und nicht davon losgelöst, da ich im Gegensatz zu dir der Meinung bin, dass man auch den Kunstbegriff nicht vom gesellschaftlichen Kontext trennen kann. Völlig unabhängig davon ist nur der kreative Schaffensdrang der Menschen, der aus dem Inneren heraus und ohne etwaige Legitimationen etwas entstehen läßt. Es gab zum Beispiel früher Gesellschaften, da war es aus religiösen Gründen verpönt, etwas bildlich darzustellen. Wenn nun jemand in solch einer Gesellschaft seine Freude daran findet mit Farben gegenständliche Bilder zu gestalten und nichts anderes zu tun, so wird es vielleicht geduldet und dabei von anderen durchgefüttert, vielleicht wird er aber auch wegen Gotteslästerung gesteinigt. Er hat in dieser Gesellschaft, mit diesem Können, kaum Überlebenschancen, auch wenn er für unsere heutige Zeit einmalige Kunst geschaffen hätte, und deshalb ist es für einen Künstler so wichtig, dass nicht nur er sein Schaffen als Kunst sieht, sondern es es auch von der Gesellschaft in gewissem Maße akzeptiert und anerkannt wird. Wenn das nicht der Fall ist hat er natürlich die Wahl, nach Tahiti auszuwandern oder sich sonstwie unter erschwerten Bedingungen seiner Leidenschaft zu widmen und dafür am Hungertuch zu nagen. Es gibt immer wieder Künstler, die fest daran glauben, dass das, was sie schaffen Kunst ist und die den Drang haben, immer weiter zu schaffen und dafür Entbehrungen in Kauf nehmen. Doch über Wohl und Verderb entscheidet letztendlich immer nur ein einziges Wort, ein einziges Urteil - nämlich Kunst oder Nicht-Kunst, Können oder Nicht-Können.
Und gerade deshalb mag ich den Begriff "Kunst" nicht mit dem des kreativen, schöpferischen Schaffens gleichsetzen, weil ich der Meinung bin, dass jede kreative Tätigkeit und jedes Werk im Moment des Entstehens völlig wertfrei bleiben sollte, weil nur das wirkliche Freiheit und Unabhängigkeit bedeutet. Der Begriff "Kunst" beinhaltet jedoch in sich selbst eine Wertung. Wenn ich also sage, ich schaffe "Kunst", dann bedeutet das, dass ich bestimmten Vorstellungen des Kunstbegriffes aufgesessen bin. Dies mag sich vielleicht förderlich, vielleicht aber auch hinderlich auf den Schaffensprozeß auswirken, doch letztendlich hat es immer einen wertenden Einfluß, denn der Begriff "Kunst" an sich ist schon eine Wertung. Wenn jemand sagt, "Das ist Kunst", dann tut er das, weil er für sich entschieden hat, vielleicht auch aufgrund des Einflusses anderer, das etwas, was er sieht, dem entspricht, was in seinen eigenen und übernommen Vorstellungen dem Begriff der Kunst nahe kommt. Wenn er der Meinung ist, dass etwas keine Kunst sondern Schund ist, dann wird er nichts sagen oder vielleicht zweifelnd äußern "Das soll Kunst sein?"
Doch niemand wird sich davon abhalten lassen wollen, wegen fehlendem Können, also fehlender Kunst, seinem kreativen Schaffensdrang zu frönen. Nehmen wir zum Beispiel den Mann mit dem Tisch. Der erste Tisch wird absolut nichts mit Kunst oder Können zu tun haben. Vielleicht lachen die Nachbarn über ihn, weil der Tisch zwei kürzere Beine hat. Doch vielleicht hat es ihm Spaß gemacht und sagt sich, ok, ich versuch es jetzt nochmal. Dann macht er es wieder und wieder, weil ihm die Tätigkeit an sich Spaß macht und irgendwann bastelt er so tolle Tische zusammen, dass alle staunen und sagen "Wow, der kann das wirklich." Hätte er sich von den Urteilen der Leute beeinflussen lassen, nach dem Motto du kannst das nicht, du machst keine Kunst, wäre er vielleicht nie so weit gekommen. Auch deshalb bin ich der Meinung, das kreatives und schöpferisches Schaffen nicht mit dem Begriff der Kunst, also dem Können gleichgesetzt werden sollte, sondern im Grundstadium wertfrei bleiben sollte, um für sich selbst zu sprechen. Zum Glück gibt es ja auch genug Künstler, die sich von solchen Urteilen, ob Kunst oder Nicht-Kunst wenig beeinflussen lassen und es als das nehmen, was es ist: der subjektive Umgang mit einem von individuellen und gesellschaftlichen Vorstellungen aufgeblähtem Begriff.
Viele Grüße
PS: Puh...ich hasse Aufsätze schreiben. *gg*
"Im Gegensatz zu deiner Auffassung, dass erst der Betrachter oder Markt etwas zur Kunst macht, der Künstler also abhängig von anderen ist, die ihn erst zu einem Künstler machen, sehe ich im Künstler einen freien Menschen, der einem inneren Bedürfnis folgend, nach Mitteln und Wegen sucht, das mit Kunst zum Ausdruck zu bringen, was ihn bewegt."
Der zweiten Teil des Satzes ist ganz genau das, was ich auch sagen will. Allerdings glaube ich, dass es gerade der Begriff "Kunst" ist, der jemanden in seinem schöpferischen Schaffen abhängig macht, nämlich abhängig von einem vordefiniertem Werturteil, das im Äußeren gesucht wird, statt im eigenen Inneren.
Der Begriff "Kunst" beinhaltet ja in sich selbst schon eine Wertung, nicht umsonst kommt das Wort Kunst von Können bzw. Kunnen, d.h. wer den Begriff "Kunst" für etwas verwendet, bewertet es gleichzeitig, denn das Gegenteil von Können ist nur Nichtkönnen, so dass Kunst eigentlich so niemals unabhängig von einer Wertung sein kann, sei es nun die eigene oder die anderer. Allerdings hat sich dieser hohe ideelle Wert, die der Begriff "Kunst" heute besitzt erst in den letzten Jahrhunderten gebildet, früher wurde das Wort für alle Möglichen Geschicklichkeiten und Fertigkeiten benutzt, als zum Beispiel jede Wissenschaft, jedes Handwerk usw. als Kunst bezeichnet wurde. Dabei musste das Können natürlich vorhanden sein. Wenn zum Beispiel jemand seinem kreativen Schaffensdrang nachgegeben hätte, sich Holz besorgte und sich aus diesem Holz einen schicken neuen Tisch schief und krumm zusammenschraubte, weil er sowas vorher noch nie im Leben getan hat, hätte das niemand als Handwerkskunst bezeichnet haben. Die "Künste" waren den jeweiligen Gilden vorbehalten, die das entsprechende Wissen und die Fertigkeiten besaßen. Diese bezeichneten ihr jeweiliges Gewerk als "Kunst", da sie es ja wirklich konnten und dementsprechend anderen, die diese Fertigkeiten nicht besaßen, ihre Dienste anboten.
Natürlich hat jedes schöpferische Schaffen seine Existenzberechtigung in sich, aber halt nicht in jeder Gesellschaft. Und ich meinte dieses Beispiel ausschließlich in Verbindung mit dem gesellschaftlichem Kontext und nicht davon losgelöst, da ich im Gegensatz zu dir der Meinung bin, dass man auch den Kunstbegriff nicht vom gesellschaftlichen Kontext trennen kann. Völlig unabhängig davon ist nur der kreative Schaffensdrang der Menschen, der aus dem Inneren heraus und ohne etwaige Legitimationen etwas entstehen läßt. Es gab zum Beispiel früher Gesellschaften, da war es aus religiösen Gründen verpönt, etwas bildlich darzustellen. Wenn nun jemand in solch einer Gesellschaft seine Freude daran findet mit Farben gegenständliche Bilder zu gestalten und nichts anderes zu tun, so wird es vielleicht geduldet und dabei von anderen durchgefüttert, vielleicht wird er aber auch wegen Gotteslästerung gesteinigt. Er hat in dieser Gesellschaft, mit diesem Können, kaum Überlebenschancen, auch wenn er für unsere heutige Zeit einmalige Kunst geschaffen hätte, und deshalb ist es für einen Künstler so wichtig, dass nicht nur er sein Schaffen als Kunst sieht, sondern es es auch von der Gesellschaft in gewissem Maße akzeptiert und anerkannt wird. Wenn das nicht der Fall ist hat er natürlich die Wahl, nach Tahiti auszuwandern oder sich sonstwie unter erschwerten Bedingungen seiner Leidenschaft zu widmen und dafür am Hungertuch zu nagen. Es gibt immer wieder Künstler, die fest daran glauben, dass das, was sie schaffen Kunst ist und die den Drang haben, immer weiter zu schaffen und dafür Entbehrungen in Kauf nehmen. Doch über Wohl und Verderb entscheidet letztendlich immer nur ein einziges Wort, ein einziges Urteil - nämlich Kunst oder Nicht-Kunst, Können oder Nicht-Können.
Und gerade deshalb mag ich den Begriff "Kunst" nicht mit dem des kreativen, schöpferischen Schaffens gleichsetzen, weil ich der Meinung bin, dass jede kreative Tätigkeit und jedes Werk im Moment des Entstehens völlig wertfrei bleiben sollte, weil nur das wirkliche Freiheit und Unabhängigkeit bedeutet. Der Begriff "Kunst" beinhaltet jedoch in sich selbst eine Wertung. Wenn ich also sage, ich schaffe "Kunst", dann bedeutet das, dass ich bestimmten Vorstellungen des Kunstbegriffes aufgesessen bin. Dies mag sich vielleicht förderlich, vielleicht aber auch hinderlich auf den Schaffensprozeß auswirken, doch letztendlich hat es immer einen wertenden Einfluß, denn der Begriff "Kunst" an sich ist schon eine Wertung. Wenn jemand sagt, "Das ist Kunst", dann tut er das, weil er für sich entschieden hat, vielleicht auch aufgrund des Einflusses anderer, das etwas, was er sieht, dem entspricht, was in seinen eigenen und übernommen Vorstellungen dem Begriff der Kunst nahe kommt. Wenn er der Meinung ist, dass etwas keine Kunst sondern Schund ist, dann wird er nichts sagen oder vielleicht zweifelnd äußern "Das soll Kunst sein?"
Doch niemand wird sich davon abhalten lassen wollen, wegen fehlendem Können, also fehlender Kunst, seinem kreativen Schaffensdrang zu frönen. Nehmen wir zum Beispiel den Mann mit dem Tisch. Der erste Tisch wird absolut nichts mit Kunst oder Können zu tun haben. Vielleicht lachen die Nachbarn über ihn, weil der Tisch zwei kürzere Beine hat. Doch vielleicht hat es ihm Spaß gemacht und sagt sich, ok, ich versuch es jetzt nochmal. Dann macht er es wieder und wieder, weil ihm die Tätigkeit an sich Spaß macht und irgendwann bastelt er so tolle Tische zusammen, dass alle staunen und sagen "Wow, der kann das wirklich." Hätte er sich von den Urteilen der Leute beeinflussen lassen, nach dem Motto du kannst das nicht, du machst keine Kunst, wäre er vielleicht nie so weit gekommen. Auch deshalb bin ich der Meinung, das kreatives und schöpferisches Schaffen nicht mit dem Begriff der Kunst, also dem Können gleichgesetzt werden sollte, sondern im Grundstadium wertfrei bleiben sollte, um für sich selbst zu sprechen. Zum Glück gibt es ja auch genug Künstler, die sich von solchen Urteilen, ob Kunst oder Nicht-Kunst wenig beeinflussen lassen und es als das nehmen, was es ist: der subjektive Umgang mit einem von individuellen und gesellschaftlichen Vorstellungen aufgeblähtem Begriff.
Viele Grüße
PS: Puh...ich hasse Aufsätze schreiben. *gg*
Schreibmaschinist_Jon - 24. Jan, 18:28
Hallo Sugar,
was mich gleich zu Anfang dazu bewogen hat, Deine Thesen zu kommentieren, war Deine Behauptung, >Kunst sei alles das, was mindestens ein anderer dafür hält<, die ich, bei all Deiner argumentatorischen Geschicklichkeit, im Kern schlichtweg für allzu eng gefasst halte.
Du setzt eben Kunst mit Wert(ung) gleich, während für mich Kunst der kreative produktive Akt und sein mehr oder weniger flüchtiges Produkt ist.
Nun will ich aber nicht wie in einer Endlosschleife meine Argumentation wiederholen und durch weitere Beispiele zu untermauern und ebensowenig Deine Argumentation auszuhebeln versuchen, sondern meinetwegen können wir hier diese anregende Endlosdiskussion gerne mit einem Zitat von Paul Cézanne beenden:
>Plaudereien über Kunst sind fast zwecklos.<
Ergänzt vielleicht um den Zusatz: "Sinnvoller ist es, sie zu machen."
In diesem Sinne vielen Dank für Deine anregenden "Aufsätze" und noch einen schönen Abend
Jon
Du setzt eben Kunst mit Wert(ung) gleich, während für mich Kunst der kreative produktive Akt und sein mehr oder weniger flüchtiges Produkt ist.
Nun will ich aber nicht wie in einer Endlosschleife meine Argumentation wiederholen und durch weitere Beispiele zu untermauern und ebensowenig Deine Argumentation auszuhebeln versuchen, sondern meinetwegen können wir hier diese anregende Endlosdiskussion gerne mit einem Zitat von Paul Cézanne beenden:
>Plaudereien über Kunst sind fast zwecklos.<
Ergänzt vielleicht um den Zusatz: "Sinnvoller ist es, sie zu machen."
In diesem Sinne vielen Dank für Deine anregenden "Aufsätze" und noch einen schönen Abend
Jon
zuckerwattewolkenmond - 24. Jan, 18:39
Ja, das meinte ich mit den zwei Ansätzen. Insofern ist es gut, dass das jetzt deutlich geworden ist.
Dem Zitat und dem Zusatz kann ich dagegen vorbehaltlos zustimmen. ;o)
Dem Zitat und dem Zusatz kann ich dagegen vorbehaltlos zustimmen. ;o)
Schreibmaschinist_Jon - 24. Jan, 18:59
Na also,
Fall geklärt, sagte Kommissar Blei, schloss die Akten und verließ das Museum mit einem unergründlichen Lächeln, die >Mona Lisa< unterm Arm. ;-)
Nur weil ich etwas nicht ...
Dir noch einen schönen Tag
Kristin
Da scheinst Du
Ebenfalls einen schönen Tag
Jon
Nein, ....
Sorry, ich habe mich missverständlich ausgedrückt.
Grüßle
Kristin
Umstritten