Wilbert - Das Brot
Weich und lasziv räkelte es sich vor dem hungrigen Wilbert.
Sein Laib schien geschwollen, Feuchtigkeit aus ihm hervorzutreten; es glänzte matt auf dem Küchentisch.
Wilbert zögerte, das lange Brotmesser, gezackt und scharf in der Hand, sollte er es zurechtschneiden, seine erhabene Fülle in profan flache Scheiben teilen?
Die Butter zerlief inzwischen mit mildem Glanz in seinem Fässchen, der Schinken schillerte schon grünlich auf seinem Teller im Glast der grellen heißen Sommersonntagssonne, noch dampfte der milchig trübe Kaffee schwach in den Tassen, doch Wilbert zögerte weiterhin.
Wie könnte er es nur wagen, dem so frischen Brote mit derbem Sägen die für ein banales Frühstück so elementar wichtig scheinenden Schnitten abzuringen, nur um diese dann auf trivialen hölzernen Brettchen ablegen zu müssen?
Würde dabei die Form des von ihm so grob behandelten Backwerkes nicht schändlich verletzt?
Wie vielen schmerzhaften Wandlungen schön geformter Laiber in üble Mutationen hatte er nicht schon beiwohnen müssen, während so vieler misslungener Versuche, sie doch schonungsvoll behandeln zu wollen?
All dies ging ihm durch den Sinn, als seine Frau aus dem Badezimmer rufend, ihn mit sanfter Stimme aus solch düsteren Gedanken riss:
„Wilbert, schneid schon mal zwei Scheiben Brot ab. Ich hab einen Mordshunger.“
Der dermaßen in die Pflicht genommene Wilbert senkte seufzend das blitzende Brotmesser auf den hingebungsvollen Laib des frischen Brotes und tat bangen Herzens, was er tun musste. © 2004 Jon
Sein Laib schien geschwollen, Feuchtigkeit aus ihm hervorzutreten; es glänzte matt auf dem Küchentisch.
Wilbert zögerte, das lange Brotmesser, gezackt und scharf in der Hand, sollte er es zurechtschneiden, seine erhabene Fülle in profan flache Scheiben teilen?
Die Butter zerlief inzwischen mit mildem Glanz in seinem Fässchen, der Schinken schillerte schon grünlich auf seinem Teller im Glast der grellen heißen Sommersonntagssonne, noch dampfte der milchig trübe Kaffee schwach in den Tassen, doch Wilbert zögerte weiterhin.
Wie könnte er es nur wagen, dem so frischen Brote mit derbem Sägen die für ein banales Frühstück so elementar wichtig scheinenden Schnitten abzuringen, nur um diese dann auf trivialen hölzernen Brettchen ablegen zu müssen?
Würde dabei die Form des von ihm so grob behandelten Backwerkes nicht schändlich verletzt?
Wie vielen schmerzhaften Wandlungen schön geformter Laiber in üble Mutationen hatte er nicht schon beiwohnen müssen, während so vieler misslungener Versuche, sie doch schonungsvoll behandeln zu wollen?
All dies ging ihm durch den Sinn, als seine Frau aus dem Badezimmer rufend, ihn mit sanfter Stimme aus solch düsteren Gedanken riss:
„Wilbert, schneid schon mal zwei Scheiben Brot ab. Ich hab einen Mordshunger.“
Der dermaßen in die Pflicht genommene Wilbert senkte seufzend das blitzende Brotmesser auf den hingebungsvollen Laib des frischen Brotes und tat bangen Herzens, was er tun musste. © 2004 Jon
Schreibmaschinist_Jon - 15. Dez, 19:06