EINMAL CITY, BITTE
Sich im Großstadtdschungel von Liane zu Liane schwingen, um in die City zu kommen, das wär noch was. Dabei den markigen Tarzanruf auf den Lippen.
Doch im Dickicht der Städte ist kein Platz für solch ökologisch einwandfreie Einrichtungen und deshalb wurde die Straßenbahn erfunden.
An sich eine feine Sache, wenn es da nicht die vielen anderen Mitfahrer gäbe, die sich ausgerechnet jetzt mit derselben Straßenbahn auf den Weg ins Stadtzentrum gemacht haben.
Schon beim Einsteigen dringen dem ahnungslosen Passagier derbe Geruchsmischungen in die weit geöffneten Nüstern, die jeden Parfümhersteller verzücken würden.
Draußen ist es heiß, doch hier drinnen herrschen Temperaturen, die jeden Wüstensohn entzücken würden. So steht jeder Fahrgast im eigenen Saft; der Vergleich mit Frankfurter Würstchen im zarten Saitling drängt sich auf, so dicht gedrängt kommt man sich näher.
Strohblond gebleichte Damen, deren Dauerwellen sich lockig in mein Auge bohren, tauschen untereinander die neuesten Klingeltöne aus, so weit das ihre aufgeklebten eckigen Fingernägel zulassen. Schwere Düfte steigen von ihnen in meine Nase: Vanille, Moschus, Kokos.
Ein junger Mann entdeckt am anderen Ende der Bahn einen Freund, den er seiner überschäumenden Freude nach zu urteilen seit mindestens vierunddreißig Jahren für tot, oder zumindest verschollen gehalten haben muß; er brüllt ihm durch mein Ohr etwas zu, das ich beim besten Willen nicht verstehen kann. Mag sein, daß es daran liegt, weil er eine fremde Sprache spricht, oder weil es in meinen Ohren klingelt.
Endlich öffnen sich die schmalen Türen, ich könnte aussteigen, aber irgend etwas hindert mich daran.
Mein Blick auf den ach so süßen, kleinen Fellballen, der sich in meiner Wade verbissen hat und nun an einer Kiefersperre zu leiden scheint, löst bei der Besitzerin, die offensichtlich den Bruder des schrecklichen Ungetüms als Perücke auf dem Kopf trägt, den einzig wahren Satz aller Hundebesitzer aus:
„Der will ja nur spielen.“
„Ich auch,“ rufe ich aus der Bahn springend und schieße ihn der Hundefreundin gekonnt in die Arme.
Beide strahlen glücklich und so gehe auch ich gut gelaunt in die City. © 06.08.2004 Jon
Doch im Dickicht der Städte ist kein Platz für solch ökologisch einwandfreie Einrichtungen und deshalb wurde die Straßenbahn erfunden.
An sich eine feine Sache, wenn es da nicht die vielen anderen Mitfahrer gäbe, die sich ausgerechnet jetzt mit derselben Straßenbahn auf den Weg ins Stadtzentrum gemacht haben.
Schon beim Einsteigen dringen dem ahnungslosen Passagier derbe Geruchsmischungen in die weit geöffneten Nüstern, die jeden Parfümhersteller verzücken würden.
Draußen ist es heiß, doch hier drinnen herrschen Temperaturen, die jeden Wüstensohn entzücken würden. So steht jeder Fahrgast im eigenen Saft; der Vergleich mit Frankfurter Würstchen im zarten Saitling drängt sich auf, so dicht gedrängt kommt man sich näher.
Strohblond gebleichte Damen, deren Dauerwellen sich lockig in mein Auge bohren, tauschen untereinander die neuesten Klingeltöne aus, so weit das ihre aufgeklebten eckigen Fingernägel zulassen. Schwere Düfte steigen von ihnen in meine Nase: Vanille, Moschus, Kokos.
Ein junger Mann entdeckt am anderen Ende der Bahn einen Freund, den er seiner überschäumenden Freude nach zu urteilen seit mindestens vierunddreißig Jahren für tot, oder zumindest verschollen gehalten haben muß; er brüllt ihm durch mein Ohr etwas zu, das ich beim besten Willen nicht verstehen kann. Mag sein, daß es daran liegt, weil er eine fremde Sprache spricht, oder weil es in meinen Ohren klingelt.
Endlich öffnen sich die schmalen Türen, ich könnte aussteigen, aber irgend etwas hindert mich daran.
Mein Blick auf den ach so süßen, kleinen Fellballen, der sich in meiner Wade verbissen hat und nun an einer Kiefersperre zu leiden scheint, löst bei der Besitzerin, die offensichtlich den Bruder des schrecklichen Ungetüms als Perücke auf dem Kopf trägt, den einzig wahren Satz aller Hundebesitzer aus:
„Der will ja nur spielen.“
„Ich auch,“ rufe ich aus der Bahn springend und schieße ihn der Hundefreundin gekonnt in die Arme.
Beide strahlen glücklich und so gehe auch ich gut gelaunt in die City. © 06.08.2004 Jon
Schreibmaschinist_Jon - 9. Dez, 12:50