Zielfahndung

Zielfahndung ist die planmäßige, aktive Suche der Strafverfolgungs-behörden nach ausgewählten Straftätern, die besonders gefährlich sind oder wegen besonders schwerer Gewalt- oder Wirtschaftsdelikte ausgeschrieben sind.
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Freitag, 7. Januar 2011

Verbrecherjagd rund um den Globus

Profis. Sie jagen Österreichs meist gesuchte Verbrecher: Zielfahnder. Ein gefährlicher Job, der Geduld erfordert.

Anja Kröll-Salzburger Nachrichten / 22.12.2010

Von Helmut Reinmüller gibt es kaum Fotos. Aus gutem Grund – genauer gesagt aus 100 guten Gründen. Sie hängen an den Wänden des „Büro 2.1 – Zielfahndung“ des Bundeskriminalamts (BK): Bilder von Mördern, Betrügern oder Entführern. Sie alle gehören zu Österreichs „Most wanted“-Verbrechern und sie alle haben der Leiter der Zielfahndung Reinmüller und sein vierköpfiges Team seit dem Jahr 2003 gefasst. „Da ist ein wenig Anonymität schon hilfreich“, sagt der 50-Jährige und lächelt.

Prominent sind dagegen die Abgebildeten – wie der mutmaßliche Steuerbetrüger Werner Rydl, der ehemalige kroatische Premier Ivo Sanader oder die Ex-Chefs des in die Pleite geschlitterten Wiener Finanzdienstleisters AMIS Harald Loidl und Dietmar Böhmer.

Die passenden Geschichten zu den Gesichtern liefert Reinmüller, der gerade erst aus Brasilien zurückgekehrt ist. „Wir sind sehr viel unterwegs, doch während andere bei Bangkok an Urlaub denken, denken wir an Arbeit.“ Und so weilt der Rest seiner Mannschaft momentan auch auf Dienstreise. Will heißen: Reisen, um Verbrecher zu jagen. 17 Dienstreisen wurden allein im Jahr 2010 aus diesem Grund unternommen. Mit einer beeindruckenden Bilanz: Der 102. Fall wurde mittlerweile abgeschlossen, 24 waren es allein 2010. „Ein ausgesprochen gutes Jahr, sonst haben wir im Schnitt 14 Festnahmen“, sagt Reinmüller.

Detailarbeit sei es, die es ermögliche, jemanden zu finden, der nicht gefunden werden wolle und unter falschem Namen lebe und falsche Papiere habe. „Man durchleuchtet die Person von der Geburt bis zur Flucht. Das ist wie bei einem Puzzle. Teil für Teil wird zusammengefügt. So wissen wir etwa, dass Österreicher bevorzugt in den Süden flüchten. Dass jemand, der gut Englisch spricht, nicht plötzlich in Frankreich untertauchen wird, dass an Feiertagen oft Kontakt mit Freunden aus der Heimat gesucht wird. Das ergibt schließlich einen Fahndungsansatz“, erzählt der 50-jährige Fahnder.

Wenn die Handschellen dann klicken, sind Reinmüller und sein Team dabei, ebenso wie bei der Rücküberstellung nach Österreich. Aus einem einfachen Grund: der Redseligkeit der Gesuchten. „Wir haben ein eigenes Verhältnis zu den gefassten Personen. Immerhin kennen wir sie durch unsere Ermittlungen fast so gut wie einen Freund. Wir kennen ihre Vorlieben, Hobbys, alles, nur sie wissen es nicht. Viele sind froh, dass ihre Flucht endlich zu Ende ist und erzählen uns auf dem Heimflug sehr viel“, erzählt der BK-Mann.

Die Frage bleibt: Wie sieht Reinmüller aus? Freundliches Lächeln, wachsame Augen, unauffällig – im positiven Sinn. Was der Beruf wahrscheinlich erfordert. Hinzu kommt eine besondere Ruhe, die er ausstrahlt. Und die erfordert der Beruf sicherlich.

Allein sechseinhalb Jahre dauerten die Ermittlungen im Salzburger Fall rund um das Paar Friedrich Lorenz und Brigitte H. Ein Fall wartet gar seit sieben Jahren auf seine Lösung. „Zeit bekommt in diesem Beruf eine ganz andere Bedeutung“, sagt Reinmüller, während er auf ein Foto auf seinem Schreibtisch blickt. Keines von ihm, keines von Verbrechern – sondern eines von der Familie.

Zielfahnder schnappten Mörder, Politiker

Die 100. Festnahme der Zielfahnder ging über die Bühne. Unter den Verhafteten: Betrüger, Bandenchefs und Ivo Sanader.


Die Welt ist zum Dorf geworden: Wer glaubt, in Österreich ein Verbrechen zu begehen, um dann in einem weit entfernten Land unterzutauchen, der irrt. So wie einige jener 102 Verdächtigen, die die Zielfahnder des heimische Bundeskriminalamtes (BK) weltweit bereits aufgestöbert haben.

"Sie sind eine Eliteeinheit", war im Innenministerium anlässlich der Belobigung zur 100. Festnahme über das seit 2003 bestehende fünfköpfige Team zu hören. Diskretion, Zurückhaltung und weltweite Kontakte gehören zur Grundausstattung der Fahnder. Bei "Kopf Nr. 100", der Ende November gemeinsam mit spanischen Kollegen aufgespürt wurde, handelte es sich um den Chef einer Schlepperbande. Der Türke Mehmed A. soll die Reise Hunderter Kurden aus der Türkei nach Europa (auch nach Österreich) organisiert haben. Seit 17 Jahren wurde gegen den unter vielen Alias-Namen auftretenden Mann ermittelt. Die Zielfahnder fanden ihn binnen fünf Wochen im kleinen nordspanischen Ort Bermeo.


Ivo Sanader
Die Zielfahnder schlagen aber nicht nur im Ausland zu. In einer leer stehenden Wohnung in Wien-Döbling wurde vor wenigen Tagen ein wegen Mordes gesuchter Pole festgenommen: Piotr B. (Fall Nr. 101) soll in seiner Heimat nach einem Überfall auf einen
Supermarkt bei einem Handgemenge mit Passanten einen Menschen mit einem Messer getötet und zwei weitere schwer verletzt haben. Der in Wien untergetauchte Verdächtige gilt auch als maßgebliche Größe der organisierten Kriminalität in Polen.

Der 102. und vorerst letzte Fall sorgte vor zwei Wochen für internationale Schlagzeilen: die Festnahme von Kroatiens Ex-Premier Ivo Sanader. "Die Amis-Affäre war für uns sicher der aufwendigste und spektakulärste Fall bisher", blickt Teamleiter Helmut Reinmüller zurück. Im Dezember 2005 klickten für die verdächtigen Millionenbetrüger Harald Loidl und Dietmar Böhmer auf der Karibik-Insel Margarita vor den Ufern Venezuelas die Handschellen. Reinmüller: "Die beiden lachten und meinten, sie würden bald wieder frei sein." Ein Irrtum.

Sonntag, 21. März 2010

Senftenberger Drogendealer gefasst

Radio Cottbus: 15.01.2010

Ein 24-jähriger Senftenberger konnte jetzt von Zielfahndern des Landeskriminalamtes in Österreich festgenommen werden. Der bereits zu drei Jahren und 10 Monaten Gefängnis verurteilte Mann hatte unter anderem 30 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz begangen. Im Sommer 2009 hatte der 24-jährige seine Haftstrafe nicht angetreten und war untergetaucht. Das LKA Brandenburg wurde daraufhin mit der Zielfahndung beauftragt. Mit Hilfe der Wiener Kollegen konnte der Drogendealer nun in Neustift im Stubaital aufgespürt und in Gewahrsam genommen werden. Gestern wurde er dem Haftrichter vorgeführt. Der 24-jährige hatte bei der Festnahme eine beträchtliche Menge Rauschgift bei sich.

Zielfahnder überführen Verdächtigen ins Saarland

Veröffentlicht von Polizei Saarland am 5. Januar 2010 —


Saarbrücken. Nachdem ein 58-jähriger Geschäftsmann zu seinem angesetzten Verhandlungstermin vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Saarbrücken im September 2009 nicht erschienen war, übernahmen die Zielfahnder des LKA auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft Saarbrücken die Fahndung nach dem Angeklagten.

Am 13.11.2009 klickten an einem Grenzübergang zwischen Serbien und Mazedonien die Handschellen.

Es sollte für die drei Angeklagten der Einstieg in ein finanziell besseres Leben werden. Was blieb ist ein Aktenzeichen der Staatsanwaltschaft Saarbrücken und letztlich eine Anklage vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichtes. Im März 2001 half der 58Jahre alte Geschäftsmann bei der Finanzierung einer Firma, die sich die Produktion und den Vertrieb eines Wassersportgerätes zum Ziel gesetzt hatte. Die Mischung aus Segelboot und Katamaran, kurz Seacart genannt, wurde zudem durch den damaligen Leiter einer Saarbrücker Sparkassenfiliale und einen Geschäftspartner aus Nordrhein-Westfalen unterstützt.

Im Zusammenwirken dieser drei Personen wurden u.a. Konten mit hohen Kreditlinien eingerichtet, wobei offenbar eine Rückzahlung von Beginn an fraglich war. Unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, wie zum Beispiel eine angebliche Teilhabe an Diamantund Kunstgeschäften, veranlassten sie weitere Personen entweder Kredite aufzunehmen oder Umschuldungen durchführen zu lassen. Die so erlangten Gelder wurden dem 58-Jährigen und seinem Partner aus Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellt. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen kann dem jetzt Festgenommenen eine Schadenssumme von ca. 335.000 Euro zugeschrieben werden.

Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichtes Saarbrücken hat am 15.09.2009 gegen den Angeklagten Haftbefehl erlassen, nachdem er zur Hauptverhandlung nicht erschienen war. Weitere, durch das Landgericht in Auftrag gegebene Ermittlungen hatten zudem ergeben, dass er sich an seiner Meldeadresse in Baden-Württemberg nicht mehr aufhielt.

Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken ersuchte die Zielfahndung des LKA Saarland um die Festnahme des Flüchtigen. Bereits nach kurzer Zeit ergaben sich konkrete Hinweise auf seinen Aufenthalt im Raum Kroatien und Serbien-Montenegro. Dort ging der Gesuchte weiterhin seinen Geschäften nach.

Am 13.11.2009 konnte der 58-Jährige durch die Serbischen Behörden nach erfolgter guter Zusammenarbeit mit den Zielfahndern des LKA Saarland an einem Grenzübergang zwischen Serbien und Mazedonien festgenommen werden. Seit dieser Zeit befand er sich in Auslieferungshaft.

Am 22.12.2009 übernahmen LKA Beamten den Festgenommenen in Belgrad und brachten ihn zurück ins Saarland. Nach seiner Vorführung am 23.12. beim Landgericht Saarbrücken wurde der Geschäftsmann in die JVA Saarbrücken eingeliefert.

Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken wirft ihm gewerbsmäßig begangenen Betrug in 5 Fällen vor. Außerdem gewerbsmäßige Anstiftung zur Untreue in 6 Fällen, in einem Fall in Tateinheit mit Urkundenfälschung.

LKA-Zielfahnder nehmen Diplomaten wegen Millionenbetrugs fest

Eberswalde/Frankfurt am Main (ddp-hes).12.11.09 SR

Zielfahnder desLandeskriminalamtes (LKA) Brandenburg haben einen mutmaßlichen Millionenbetrüger in einer Wohnung in Frankfurt festgenommen. Wie das LKA gestern mitteilte, wird dem 41-jährigen Staatsbürger der Republik Sao Tome und Principe gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen. Er soll von 1998 bis 2000 mit einem weiteren Beschuldigten über eine
Umwelttechnikfirma Fördermittel der Landesinvestitionsbank
Brandenburg in Höhe von etwa zehn Millionen D-Mark bezogen und privat verwendet haben. Der Gesamtschaden inklusive weiterer Kredite unter anderem bei der KfW-Bank beläuft sich den Angaben zufolge auf etwa 15 Millionen D-Mark.

Der in Italien geborene Mann ist diplomatischer Vertreter von Sao Tome und Principe in Belgien sowie Konsul dieser Republik in Italien, wie es weiter heißt. Eine Festnahme war daher nur möglich, wenn er nicht in diplomatischer Mission, sondern privat oder geschäftlich in Deutschland unterwegs war.

Die Zielfahnder stellten daher zunächst die diplomatischen und geschäftlichen Aktivitäten des Gesuchten fest. Nach seiner Einreise nach Deutschland wurde er dann in der Nähe einer für ihn ermittelten Wohnung in Frankfurt festgenommen. Der 41-Jährige wurde zum Landgericht Potsdam gebracht und anschließend in eine Haftanstalt eingeliefert.

12.11.09 SR

Zielfahnder des Landeskriminalamtes spürten gesuchten Enkeltrickbetrüger auf

Sauerlandnachrichten.de

Gegen den Beschuldigten, der verdächtigt wird, sich als Haupttäter einer Bande auf den „Enkeltrickbetrug“ …
Märkischer Kreis – In den Abendstunden des 01.03.2010 wurde im Bereich Hagen ein 31-jähriger Gelsenkirchener durch Zielfahnder des Landeskriminalamtes NRW festgenommen. Die Ergreifung erfolgte im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Essen wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Bandenbetruges. Gegen den Beschuldigten, der verdächtigt wird, sich als Haupttäter einer Bande auf den „Enkeltrickbetrug“ spezialisiert zu haben, war ein EU-Haftbefehl ausgestellt worden.
Auf die Spur des Täters kam die gesondert eingerichtete „Ermittlungsgruppe Senioren“ der Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis. Sie ermittelten von Oktober 2006 bis März 2007 gegen eine Gruppierung, die es gezielt auf ältere Mitbürger abgesehen hatte, um diese um ihre Ersparnisse zu betrügen.
Bandenmitglieder hatten gegenüber Senioren in Telefonaten vorgegeben, ein Familienmitglied zu sein und sich in einer schwierigen finanziellen Situation zu befinden. Durch ihre schauspielerischen Fähigkeiten hatten sie die Opfer dazu gebracht, den vermeintlichen Angehörigen mit größeren Geldbeträgen „auszuhelfen“.
Zwei Mittäter des jetzt Gefassten wurden in gleicher Sache bereits zu Haftstrafen von sechs Jahren, sowie fünf Jahren neun Monaten verurteilt.
Der Festgenommene wurde am 02.03.2010 dem Amtsrichter des AG Hagen vorgeführt, gegen ihn wurde Untersuchungshaft erlassen.

Goldräuber geschnappt

NEUMARKT-online.de 09.03,.2010

Einer der gesuchten Täter beim spektakulären Überfall auf einen Neumarkter Gold-Transporter konnte jetzt festgenommen werden.

Nach Informationen von neumarktonline handelt es sich um den 22 Jahre alten Sidar C., der jetzt Zielfahndern ins Netz ging.

Wie das Landeskriminalamt Baden-Württemberg, die Polizeidirektion Ludwigsburg und die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Dienstag mitteilten, konnten Zielfahnder und Spezialkräfte den Mann bereits letzten Donnerstag als "einen weiteren der mutmaßlichen Goldräuber" in Meckenheim in Nordrhein-Westfalen auf offener Straße verhaften. Der 22jährige Mann sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft.

Die drei anderen mit Fahndungsfotos gesuchten Räuber sind noch auf der Flucht - darunter Kawa Homan-Ghazi, der als "Kopf" des Raubüberfalls gilt, und der in einschlägigen Musikkreisen als Rapper "Xatar" bekannte Giwar Hajabi.

Sie sollen im Dezember vergangenen Jahres bei Ludwigsburg an einem Raub auf einen Neumarkter Transporter beteiligt gewesen sein, in dessen Zuge Schmuck und Zahngold im Wert von 1,8 Millionen Euro erbeutet worden sind (wir berichteten mehrfach).

Zur Erinnerung:
Zwei Angestellte eines Schmuck- und Goldhandelsunternehmens mit Sitz in Neumarkt und Nürnberg, die mit dem Neumarkter Firmeninhaber verwandt sind, befanden sich am Dienstag, 15.Dezember 2009, auf dem Weg von Nürnberg nach Pforzheim und transportieren Schmuck sowie Zahngold im Wert von rund 1,8 Millionen Euro, das zur Einschmelzung in einer Scheideanstalt vorgesehen war. Sie waren unterwegs mit einem silber-grauen Daimler Chrysler vom Typ Sprinter mit dem Neumarkter Kennzeichen NM-RH 818 und mit der Aufschrift "Antik- und Schmuckmärkte - Neumarkt". Fahrtbeginn war gegen 8.30 Uhr am Ladengeschäft in der Allersberger Straße in Nürnberg, wo unmittelbar vor Fahrtbeginn – zwischen 8 und 08.15 Uhr – das Fahrzeug beladen wurde.

Auf der BAB 81, zwischen den Anschlussstellen Pleidelsheim und Ludwigsburg-Nord, wurden sie von einem mit drei Männern besetzten, dunklen 3er oder 5er BMW mit Nürnberger Behördenkennzeichen überholt Im Bereich des Armaturenbretts war ein Blaulicht in Betrieb, im Bereich der Heckscheibe eine rote Leuchtschrift "Bitte folgen". Die Geschädigten folgten diesem BMW über die Ausfahrt Ludwigsburg-Nord auf die B27, Fahrtrichtung Ludwigsburg und wurden von diesem unter der dortigen Autobahnbrücke gegen 10 Uhr gestoppt.

Sie wurden von den Tätern, die sich als Steuerfahnder ausgaben, zum Verlassen des Fahrzeugs aufgefordert mit dem Hinweis, dass sie aufgrund von Steuerhinterziehung verhaftet seien. Außerdem sei ihr Fahrzeug beschlagnahmt. Zeitgleich finde eine Durchsuchung der Firma in Nürnberg statt.

Unmittelbar darauf wurden ihnen Handschließen angelegt und sie wurden in den BMW gebracht. Sämtliche Täter waren mit grünen Oberteilen und schwarzen
Der Neumarkter Wert-Transporter wurde verlassen und ausge-
raubt in Mundelsheim entdeckt. Westen mit der Aufschrift "Polizei" bekleidet. Die Opfer sahen bei den Tätern allerdings keine Waffen. Zeitgleich hielt hinter dem Fahrzeug der Geschädigten ein roter VW-Bus mit abgedunkelten Scheiben, Typ 4 oder Typ 5, mit dem Kennzeichen SÜW-? oder SU-W an, aus dem ein vierter Täter ausstieg.

Der BMW mit den beiden Opfern und das Neumarkter Fahrzeug wurden anschließend wieder auf die BAB 81, Fahrtrichtung Heilbronn, gelenkt. In einem Waldstück zwischen der Strecke Neuenstadt – Bad Friedrichshall und Oedheim wurden die beiden Männer auf einem Waldweg gefesselt ausgesetzt. Den Männern, die nicht verletzt wurden, gelang es wenig später, zur Straße zurückzukehren und Fahrzeuge anzuhalten, deren Insassen die Polizei verständigten.

Der gestohlene Sprinter wurde am Abend in Ortsnähe von Mundelsheim, im Bereich der dortigen Autobahnausfahrt, auf einem Wanderparkplatz aufgefunden.. Bei der Kriminalpolizei Ludwigsburg wurde zur Klärung der Tat noch am Tattag die Ermittlungsgruppe "Gold" eingerichtet.

Interview mit Ex-Zielfahnder Hofmann

Joschkas Jäger

Von Markus Deggerich für den Spiegel 23.01. 2001

Er demonstrierte gegen den Staat. Dann war er Zielfahnder beim BKA. Im Visier: Der Terrorist Hans-Joachim Klein, und damit Joschka Fischer. Heute sitzt Frank Hofmann im Bundestag. Ein Interview über '68, Fischer und eine hysterische Gesellschaft.


Joschka Fischer im Straßenkampf


SPIEGEL ONLINE:
Als Student demonstrierten sie mit den 68ern auf der Straße. Später waren Sie beim Bundeskriminalamt als Zielfahnder in der Terrorismusbekämpfung. Wollen Sie noch Außenminister werden?

Hofmann: Danke, ich bin ausgelastet. Ich hatte damals aber keine Pflastersteine gesammelt und...

SPIEGEL ONLINE: ...danach haben wir gar nicht gefragt. Warum muss man sich heute sofort rechtfertigen, wenn es um 68 geht?

Hofmann: Weil heute versucht wird, die Geschichte umzuschreiben. Das ist wie eine nachträgliche öffentliche Gerichtsverhandlung über eine ganze Generation.

SPIEGEL ONLINE: Wie haben Sie es denn damals empfunden?

Hofmann: Ich komme aus einem Dorf mit 450 Einwohnern. Ich kann mich gut an die Stammtischgespräche erinnern. Diese Jagd auf Linke fanden die prima, das war Wild West. Das hat mir etwas von Deutschland gezeigt, wie man es sich nicht wünscht. Eine überhitzte Situation, die einen in Solidarität trieb mit Ideen, über die man gar nicht nachdachte.

SPIEGEL ONLINE: Haben Sie Marx etwa nicht gelesen?


DPA
Frank Hofmann: 68 ist nur im Kontext zu verstehen
Hofmann: Um Gottes willen, nein. Ich betrachtete das als Student eher distanziert aus soziologischer Perspektive.
"Elektrisiert und hysterisch"

SPIEGEL ONLINE: Und später als Polizist?

Hofmann: Als ich beim BKA anfing, überprüfte ich als erstes in der Kartei, ob dort Informationen über unsere Wohngemeinschaft archiviert waren. Unser Haus war tatsächlich als verdächtiges Objekt erfasst. Wir waren nur absolut harmlose Studenten, die mit auf Demonstrationen gingen, aber mit Gewalt nichts zu tun hatten. Alle sind in bürgerlichen Berufen gelandet. Aber wir waren erfasst. Da wurde mir klar, wie elektrisiert, hysterisch und politisiert die Gesellschaft damals war. Auf beiden Seiten.

SPIEGEL ONLINE: Sie kennen beide Seiten. Was dachte man übereinander?

Hofmann: Du hast keinen Menschen, kein Individuum mehr gesehen. Für Demonstranten waren die Männer hinter den Schutzschildern das System an sich. Polizisten wurden darauf gedrillt, das staatliche Gewaltmonopol vor der "Gefahr von Links" zu schützen.

"Das war entwürdigend"

SPIEGEL ONLINE: Wie unterscheiden sich die Erfahrungen als Demonstrant und als Polizist?

Hofmann: Als Demonstrant war es mir unheimlich, fotografiert zu werden. Du wusstest nicht, was mit den Bildern gemacht wird, wofür sie verwendet werden. Du lebtest in dem Bewusstsein eines Überwachungsstaats, der in deine Privatsphäre eindringt. Als ich später als Polizist ein verdächtiges RAF-Mitglied dem Richter vorführte, spuckte er mir ins Gesicht. Der hat in mir keinen Menschen mehr gesehen. Das war entwürdigend.

SPIEGEL ONLINE: Wie äußerte sich diese Elektrisierung der Gesellschaft?

Hofmann: Wenn du unter Studenten wahrgenommen werden wolltest, musstest du dabei sein. Jenseits aller politischen Ernsthaftigkeit, der Auseinandersetzung mit Nazi-Vätern und einer Gesellschaft im Stillstand, war es auch eine Modeerscheinung. Links war hip. Auf Seiten der Polizei verrutschten die Maßstäbe. Nach der Ermordung Schleyers gab es die Anweisung an alle BKA-Beamte, jederzeit bewaffnet zu sein. Sie müssen sich 2000 Beamte in einer Behörde vorstellen, nicht im Außendienst, sondern pendelnd zwischen Büro und Kantine: Jeder bewaffnet. Das veränderte auch die Atmosphäre und wirkte auf Menschen militärisch.

"Das war damals Neuland"

SPIEGEL ONLINE: Studenten entdeckten die Straße als Bühne und besetzten Häuser. Auf der anderen Seite gab es eine massive Polizeipräsenz im Alltag. Wie beeindruckte beides den normalen Bürger?


REUTERS
Joschka Fischer muss sich vor dem Bundestag rechtfertigen
Hofmann: Es war unorganisiert und man konnte die Folgen nicht abschätzen. Was wir heute als selbstverständlich empfinden - eine Demo auf der Straße - war damals Neuland. Die Straße war im allgemeinen Bewusstsein dem Verkehr vorbehalten, nicht für Demos und Versammlungsfreiheit. Polizei und Demonstranten mussten erst noch lernen, damit umzugehen. Der Begriff der Deeskalation spielte erst in den achtziger Jahren eine Rolle. Weder Demonstranten noch Polizisten waren sich im Klaren, dass sie Ängste auslösten. Wenn Polizisten Häuser durchsuchten, waren die Bewohner für ihre Nachbarn etikettiert, stigmatisiert, kriminalisiert. Das ist heute eine Selbstverständlichkeit: Die Erkenntnis, dass die Atmosphäre in einer Gesellschaft Rückwirkungen auf die Persönlichkeit der Agierenden hat.
SPIEGEL ONLINE: Warum müssen Fischer und Trittin sich so rechtfertigen?

Hofmann: Weil Einzelereignisse aus dem Kontext gelöst werden. Aber ohne den Kontext sind sie gar nicht zu verstehen. Sie werden bewertet nach Maßstäben und mit dem Wissen von heute. Das ist völlig unzulässig. Nähme man heute ein einzelnes Foto von einem Polizisten, der damals auf einen Demonstranten einprügelte, wäre das genauso unzulässig als Beleg für die Agression des Staates.

SPIEGEL ONLINE:
Wie erklären Sie sich die plötzlich so breite und aufgeregte Debatte?

Hofmann: Der Mythos 68 spukt in vielen Köpfen herum, und diese Diskussion um Fischer und Trittin ist eine Stellvertreter-Diskussion über die Geschichte und ihre Deutung. Das liegt auch daran, dass viele Angehörige dieser Generation heute in Entscheider-Positionen sind, die solche Diskussionen steuern: Medien, Schulen und Hochschulen, Politik. Fischer ist damit Stellvertreter für viele, eine Projektionsfläche.

Genervt vom Mythos 68

SPIEGEL ONLINE: Aber die Diskussion trägt nicht zur Klärung bei. Viele Nachgeborene kriegen das große Gähnen oder sind genervt vom Mythos 68 und seinen Repräsentanten.

Hofmann: Das liegt an der politischen Instrumentalisierung der Diskussion. So wie sie geführt wird, klärt und erklärt sie gar nichts. Man kann nicht anhand eines Fotos darstellen, wie sich damals Aggression von beiden Seiten hochschaukelte. Fotos von besetzen Häusern erzählen auch noch nicht die Geschichte der Immobilienspekulation in Frankfurt zu der Zeit.

SPIEGEL ONLINE: Wo waren die Grenzen beim Übergang vom Fahnenschwenker zum Steinewerfer, zum Terroristen?

Hofmann: Die Grenzen waren fließend. Aber es gab natürlich Grenzen. In den Untergrund zu gehen, ist schon eine bewusstere Entscheidung, genährt von dem Bild eines repressiven, aggressiven Staates, den es zu bekämpfen gilt.


DPA
Der Außenminister und sein früherer Freund Klein
SPIEGEL ONLINE: Sie haben sich dann entschieden, dem Staat zu dienen und als Zielfahnder beim BKA den Terroristen Hans-Joachim Klein gesucht.
Hofmann: Ich glaube an das Gewaltmonopol des Staates. Das ist eine sinnvolle Einrichtung zur Befriedung der Gesellschaft. So abstoßende Morde wie an Schleyer und Buback haben bei vielen, auch Sympathisanten, Abscheu ausgelöst. Im Zusammenhang mit Klein haben wir damals natürlich auch Joschka Fischer überwacht und überprüft, aber nichts gefunden. Es gab keine Beweise dafür, dass er im Zusammenhang stand mit Terroranschlägen.

SPIEGEL ONLINE: Wie hat 68 mit all seinen Folgen die Gesellschaft verändert?

Hofmann: Wir haben viel gelernt über die Verhältnismäßigkeit von Mitteln. Die Bedeutung des Versammlungsrechts ist im Bewusstsein. Das Verhalten von Demonstranten und Polizisten hat sich gewandelt. Auch in den Medien hat sich einiges geändert: Kampagnen und Kampfpresse sind seltener geworden, politisch Interessierte nutzen heute eher Medien, um sich politisch einzumischen. Gewalt als Mittel, um Aufmerksamkeit zu bekommen, ist seltener geworden.

Bedeutung des Gewaltmonopols

SPIEGEL ONLINE: Rechtsradikale sehen das anders: Ist Fischer ein gutes oder ein schlechtes Vorbild für Jugendliche?

Hofmann: Wenn Fischer heute was über die Bedeutung des Gewaltmonopols des Staates sagt, dann hat das mehr Gewicht, weil es in meinen Augen authentisch ist. Natürlich gilt deswegen nicht der Umkehrschluss: Ich müsste Gewalt ausprobieren, um sie später abzulehnen.

Ein Neonazi als Außenminister?

SPIEGEL ONLINE: Haben wir dann in 20 Jahren einen Ex-Neonazi als Außenminister?

Hofmann: Mein Kopf sagt: Ja, das muss möglich sein. Meine Gefühle heute sprechen dagegen. Dafür ist es im Moment zu heftig, was auf der rechtsextremen Seite los ist. Dieser Extremismus, seine Motive und vor allem die rechte Gewalt unterscheidet sich grundsätzlich von 68.

SPIEGEL ONLINE: Was können wir lernen über die Integration von Extremisten?

Hofmann: Es gibt auch eine Radikalität der Mitte. Wenn wir nur noch Mitte und keine Außen mehr haben, entsteht keine Reibung mehr. Eine solche Gesellschaft wäre nicht lebendig. Eine Gesellschaft im Wandel hat auch extreme Seiten. Wenn sie sich nicht mehr wandeln kann, hat sie keine Zukunft. Extreme kann man auch als Hinweis auf Mängel in Gesellschaften interpretieren. Eine lebendige Gesellschaft lernt damit umzugehen, sie braucht Impulse, sonst stirbt sie oder wird in sich radikal.

Samstag, 2. Januar 2010

Zielfahnder stöbern Erpresser in der Karibik auf

FREIES WORT, 03.12.2009
Erfurt - Einen 40-jährigen Erpresser haben Zielfahnder des Thüringer Landeskriminalamtes in der Dominikanischen Republik aufgestöbert. Der Mann war in der Bewährungszeit erneut straffällig geworden und hatte sich schließlich ins Ausland abgesetzt.

Ende November, so teilte das Landeskriminalamt am Donnerstag mit, entdeckten Zielfahnder den Mann in der Dominikanischen Republik. Die dortigen Behörden nahmen den 40-Jährigen fest und überstellten ihn nach Deutschland. Jetzt ist er wieder in Haft.

Der Mann war 2001 wegen räuberischer Erpressung und Bedrohung in 22 Fällen zu vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Nachdem er zwei Drittel der Strafe verbüßt hatte, kam er auf Bewährung frei. Doch statt sich zu bewähren, drehte er erneut krumme Dinger. Der drohenden Verhaftung kam er mit der Flucht ins Ausland zuvor.

Mächtig auf dem Kerbholz hatte auch jener 28-Jährige, den Thüringer Zielfahnder auf Bitten der niedersächsischen Polizei in Saalfeld dingfest machten. Der junge Mann hatte wegen Drogenhandelns und fahrlässiger Tötung mehrere Jahre eingesessen. Auch er kam vorzeitig auf Bewährung frei, verstieß jedoch gegen die Bewährungsauflagen. Nun sitzt er wieder ein. (maz)

Mittwoch, 24. Juni 2009

Die Arbeit der Zielfahnder

Wie tickt der Täter Thomas Wolf?

Fragen von Theresa Schäfer, veröffentlicht am 29.05.2009 STUTTGARTER ZEITUNG


Thomas Wolf ist von Zielfahndern des Bundeskriminalamts dingfest gemacht worden. Was genau diese Beamten tun, erklärt Ulrich Heffner, der Sprecher des Landeskriminalamts Baden-Württemberg, im Gespräch mit Theresa Schäfer.

Herr Heffner, was machen Zielfahnder und wann werden sie eingesetzt?

Bei der Zielfahndung geht es nicht darum, Beweise für eine Straftat zu finden, sondern um die Ergreifung des Täters. Oft sind diese bereits verurteilt und auf der Flucht. Zielfahnder sollen sie dann aufspüren. Häufig fahnden sie nach Ausbrechern aus Justizvollzugsanstalten oder nach Tätern, die in der Vergangenheit gezeigt haben, dass sie gefährlich sind und bei denen davon auszugehen ist, dass sie wieder Gewalt anwenden. Manchmal handelt es sich aber auch um Straftäter wie Millionenbetrüger, die großen wirtschaftlichen Schaden verursacht haben.

Wie läuft eine Zielfahndung ab?

Das hängt davon ab, in welcher Phase sich die Ermittlungen befinden. Den Anfang macht ein sehr zeitaufwendiges Aktenstudium. Hier geht es darum, herauszufinden, wie der Täter tickt. Wie hat er sich in der Vergangenheit verhalten, welche Kontakte hat er gehabt? Die Zielfahnder beleuchten das Umfeld des Täters, um herauszufinden, wie er sich verhalten wird. So ergibt sich aus vielen Mosaiksteinchen ein Bild. Hilfreich sind auch Hinweise aus der Bevölkerung. Am Ende steht dann der Zugriff, oft auch mit Unterstützung von Spezialeinsatzkommandos.

Wie oft suchen Zielfahnder über Jahre nach einem Täter, wie jetzt bei Wolf?

Das kann man pauschal nicht beantworten, jeder Fall und jeder Täter unterscheiden sich. Es hängt von vielen Faktoren ab. Bei aller Professionalität gehört manchmal auch ein glückliches Händchen dazu, den Täter ins Netz zu bekommen.

Was passiert, wenn sich ein Täter ins Ausland absetzt?

Viele Länder haben mittlerweile Zielfahnder. Oft genügt ein Anruf, und die Kollegen vor Ort wissen, was zu tun ist und dass sie schnell handeln müssen. Die internationale Zusammenarbeit läuft sehr gut.

Wie hoch ist die Erfolgsquote?

Hoch. Im Land liegt sie bei über 95 Prozent.

Freitag, 3. April 2009

Jubiläum bei den Thüringer Zielfahnder

Erfurt (ddp-lth). Wer einmal ins Visier der Thüringer Zielfahnder gelangt sei, solle sich lieber freiwillig stellen. Diesen Rat gibt der Leiter der Spezialkommandos im Landeskriminalamt (LKA), Karl-Peter Schneider, all denen, die sich ihrer gerechten Strafe in Thüringen entziehen wollen. Für 381 Täter kommt dieser Rat zu spät, sie wurden von der vierköpfigen LKA-Einheit, die in diesem Jahr ihr 15-jähriges Bestehen feiert, bereits aufgespürt und festgenommen. Die Zielfahnder werden auf Antrag der Staatsanwaltschaft tätig, um flüchtende Täter oder identifizierte Tatverdächtige ausfindig zu machen, die zumeist wegen Betrug, Erpressung, Raub oder Drogendelikten gesucht werden. Diesen Artikel weiter lesen
Ähnliche Fotos/Videos Bild vergrößern «Früher oder später werden wir sie alle fangen», sagt Schneider. Es sei unmöglich, seine Wurzeln für immer zu kappen, ist sich der LKA-Beamte sicher. Aber nicht nur Heimweh nach jahrelanger Flucht, auch alte Gewohnheiten würden manchen Tätern zum Verhängnis, wie im Fall eines Betrügers, von dem die Fahnder wussten, dass er gerne am Main spazieren geht. Dort nahmen ihn die Beamten dann auch fest.

Für Innenminister Manfred Scherer (CDU) sind die 15 Jahre Thüringer Zielfahndung eine Erfolgsgeschichte. Das Sonderkommando des Landeskriminalamts sei aufgrund seiner Erfolge «bundesweit besonders anerkannt», sagt Scherer. Die Arbeit der vierköpfigen Einheit, der auch eine Beamtin angehört, bezeichnet der Minister als «sehr wichtig», da diese immer dann eingesetzt werde, wenn schwerwiegende Straftaten vorlägen oder von den Tätern eine besondere Gefahr ausgehe.

Zwischen einer Woche und einem Monat dauern die meisten Fahndungsmaßnahmen, in Einzelfällen können aber auch Jahre vergehen, bis ein flüchtiger Täter gefasst werden kann. Auch diese sogenannten «Altfälle» betreue man gewissenhaft, versichert Schneider. Die Spur «darf nicht kalt werden». Oft wisse man zwar, wo sich der Gesuchte befinde, ein Zugriff scheitere in manchen Ländern aber an bürokratischen oder rechtlichen Hürden.

Denn bei ihren Auslandseinsätzen müsse sich seine Truppe streng an das internationale Recht halten und dürfe nur dann tätig werden, «wenn das Zielland zuvor dem Rechtshilfegesuch zugestimmt hat«, betont Schneider. Zudem könnten die Zielfahnder nur ermitteln, «wenn ihre ausländischen Kollegen dabei sind». In Europa funktioniert die Kooperation mit den Behörden der jeweiligen Länder gut. In Spanien etwa, dem beliebtesten Zufluchtsort der Verbrecher, haben die Zielfahnder bisher insgesamt 24 Mal zugegriffen. Außerhalb Europas könne es aber schon mal komplizierter werden, fügt Schneider hinzu.

Spektakuläre Erfolge hat seine Einheit aber auch dort schon verbucht. Die Festnahme eines Mörders in den USA etwa, von Mitgliedern einer Betrügerbande, die über Nigeria nach Paraguay geflüchtet waren oder den Fall eines Bankräubers, den die Fahnder über Dubai bis nach Thailand verfolgt und schließlich festgenommen hatten.

Nachwuchssorgen für sein Einsatzkommando hat Schneider nicht. Trotz ständiger Bereitschaft ohne Rücksicht aufs Privatleben und einer hohen Belastung habe er «bei den Zielfahndern eine Warteschlange». Die meisten Fahnder waren vorher im Personenschutz oder in Sondereinsatzkommandos tätig. Eine wichtige Voraussetzung für den Job sei neben kriminalistischem Gespür und der Fähigkeit, sich in die Täter zu versetzen, auch eine gewisse Überlegtheit, betont Schneider. So könne es manchmal durchaus angebracht sein, die Zielperson nicht sofort festzunehmen, falls die Gefahr zu groß erscheint. Als Beispiel nennt Schneider einen Fall, in dem ein Zielfahnder den gesuchten Verbrecher in einer Kneipe aufgespürt, bis zum Eintreffen des Sondereinsatzkommandos und der sicheren Festnahme aber mit Bier und Anekdoten beschäftigt habe.

In diesem Jahr konnten die Fahnder bereits 27 Erfolgsfälle vermelden. Derzeit sind die vier LKA-Spezialisten fünf Tätern auf der Spur. «Bisher ist uns noch keiner entwischt», gibt sich Schneider auch für diese Fälle zuversichtlich.

Dienstag, 10. März 2009

Lanzarote - Zielfahnder lokalisieren deutschen Drogenhändler auf Lanzarote

Februar 25, 2009
by M.Sch. für IslaCanaria.Net


Ein mit internationalem Haftbefehl gesuchter Schwerkrimineller aus Lüneburg konnte von Zielfahndern der deutschen Polizei auf Lanzarote gestellt werden.

Lanzarote, Arrecife: In dieser Woche wurde Peter L., ein 54 Jahre alter Betrüger und Rauschgifthändler von der Kanareninsel Lanzarote nach Deutschland ausgeliefert. Zielfahnder der Polizei Lüneburg hatten den wegen zahlreicher Raubüberfälle vorbestraften Gewohnheitskriminellen Ende 2008 auf der Vulkaninsel Lanzarote lokalisiert. Über ein Amtshilfeersuchen bei der spanischen Nacionalpolizei konnte der 54 Jährige Ende Dezember in Arrecife verhaftet werden…

Die spanische Polizei nahm den Kriminellen aus Deutschland in Untersuchungshaft und prüfte, ob in Spanien ebenfalls etwas gegen den Mann vorlag.

Anfang der Woche wurde Peter L. dann nach Deutschland ausgeliefert. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg wirft dem 54 Jährigen Betrug in mehreren Fällen und Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz vor. Der nun in Untersuchungshaft sitzende Mann hat bereits Knasterfahrung, bis 2007 verbüsste Peter L. eine 7-jährige Freiheitsstrafe wegen diversen Überfällen auf Tankstellen und Geldboten.

Donnerstag, 8. Januar 2009

Mutmaßlicher Kokaindealer nach fünf Jahren Zielfahndung in Belgien gefasst

22. Dezember 2008 Cop2Cop

Wieder einmal langen Atem bewiesen die Zielfahnder des Landeskriminalamtes Baden Württemberg (LKA), die im November 2003 die Suche nach dem heute 47 Jahre alten türkischen Staatsangehörigen Nebil K. übernommen hatten. Der mit Europäischem Haftbefehl Gesuchte war im April 1998 gemeinsam mit vier weiteren Gefangenen aus der
Justizvollzugsanstalt Calw geflüchtet, wo er wegen Verdachts des Rauschgifthandels in Untersuchungshaft saß. Am 17. Dezember 2008 wurde er nach einem Tipp der LKA-Zielfahnder von einer belgischen Spezialeinheit der Polizei in einer Wohnung in Gent/Belgien im Schlaf überrascht und festgenommen. In Gent hatte er unter
Falschpersonalien aufgehalten. Der Festnahme waren langwierige, auch verdeckte Ermittlungen der LKA-Zielfahnder vorausgegangen, die zusammen mit den zuständigen ausländischen Polizeidienststellen und dem BKA die Spur des Nebil K. über Spuren in der Türkei, Zypern, Bulgarien, Rumänien, Schweiz, Niederlande und Belgien verfolgt hatten.

Der einschlägig vorbestrafte Nebil K. war im Dezember 1997 in Neuhausen/Filder von der Kriminalpolizei Esslingen festgenommen worden, weil er dringend verdächtig war, Kokaintransporte im Kilobereich aus den Niederlanden in den Raum Esslingen organisiert zu haben. Bei seiner Festnahme hatte er leistete heftigen Widerstand geleistet.
Die belgische Justiz hat den Haftbefehl in Vollzug gesetzt, die Staatsanwaltschaft Stuttgart betreibt nun die Auslieferung des Ausbrechers.

Zielfahnder nehmen 19-jährigen Flüchtigen fest-PD Hannover

23.12.2008 (Polizeidirektion Hannover

Am Abend des 30. November 2008 hatten Beamte des Polizeikommissariats Laatzen im Ginsterweg in Laatzen eine Wohnung durchsucht und dabei rund 51 Kilogramm Marihuana und ein Kilogramm Kokain, mehrere Schusswaffen, Munition sowie mehr als 27.000 Euro Bargeld sichergestellt. Zwei mutmaßliche Drogendealer (19 und 23 Jahre alt) waren seinerzeit vor den eingesetzten Beamten geflohen und deshalb mit Haftbefehl gesucht worden. Wir berichteten.

Jetzt ist es der Zielfahndung der Polizeidirektion Hannover gelungen, den 19-jährigen tatverdächtigen Phillip T. festzunehmen. Er und sein 23-jähriger Komplize wurden seit dem 31. November 2008 mit einem von der Staatsanwaltschaft Hannover ausgestellten, europäischen Haftbefehl gesucht. Seither liefen die Ermittlungen zum Aufenthalt der Gesuchten auf Hochtouren, bis Fahnder dann am 20. Dezember 2008 auf die Spur des 19-Jährigen kamen. Er hatte sich in einer Wohnung eines Bekannten an der Hamburger Allee in Hannover versteckt. Dort nahmen ihn Beamte der Zielfahndung noch am 20.12.2008 gegen 20:45 Uhr fest. Nach der Vorführung beim Haftrichter des Amtsgerichts Hannover wurde der Tatverdächtige zum Vollzug der Untersuchungshaft in eine Justizvollzugsanstalt gebracht. Ihm droht eine langjährige Jugendstrafe.

Zum Aufenthaltsort seines Mittäters schweigt der 19-Jährige bislang beharrlich. Da der noch flüchtige 23-Jährige russischer Herkunft ist, vermuten Zielfahnder, dass er sich möglicherweise in sein Geburtsland (Russland) oder ein anderes osteuropäisches Land abgesetzt haben könnte. Die Ermittlungen dauern an.

Freitag, 19. Dezember 2008

Die Sprache der Spuren

Mordfall nach vier Jahren gelöst

Ein Erfolg der Arbeitsgruppe Altfälle: Wie Münchner Zielfahnder den Verdächtigen des Mordfalles Dachauer Straße auf Mallorca stellten.
Von Susi Wimmer
Süddeutsche Zeitung-06.10.2008

Walter Karl M. hatte es nicht glauben wollen. Er fühlte sich sicher. Dass ihm die Arbeitsgruppe "Altfälle" der Mordkommission jahrelang auf den Fersen bleiben würde und dass er als mutmaßlicher Mörder am Tatort doch DNS hinterlassen hatte - damit hatte der 48-Jährige schlichtweg nicht gerechnet. So gab der gebürtige Dachauer vor ein paar Wochen nichtsahnend eine freiwillige Speichelprobe bei der Polizei ab, vergangene Woche legten ihm Polizisten auf Mallorca Handschellen an (die SZ berichtete). Walter KarlM. steht in dringendem Verdacht, im April 2004 den Moosacher Autohändler Manfred R. getötet zu haben.

Die Mordkommission geht nach wie vor von einem klassischen Raubmord aus. "Nach unseren Erkenntnissen gab es keinerlei Beziehungen zwischen Opfer und Täter", sagt Richard Thiess, stellvertretender Leiter der Mordkommission. Vermutlich ist dem Autohändler lediglich die Lage seines Verkaufsplatzes zum Verhängnis geworden: Die Gebrauchtwagen, mit denen er handelte, standen an der Dachauer Straße außerhalb des Mittleren Ringes. Genau zwischen dem Wohnort des mutmaßlichen Täters in Dachau und der Wohnung von M.s Familie.

Ob Walter Karl M. immer ein Messer bei sich trug und spontan beschloss, den Autohändler zu überfallen, ist noch unklar. Der 48-Jährige sitzt momentan in Spanien in Haft und hat sich zu den Vorwürfen noch nicht geäußert. Vielleicht hatte Walter Karl M. an jenem Gründonnerstag, 8. April 2004, den Autohändler auch schon länger beobachtet, ihn gesehen, als er gerade vom Einkaufen zurückkam. Manfred R. hatte sich einen warmen Leberkäs gekauft und schnitt sich wohl gerade das erste Stückchen ab, als der Täter "überfallartig" in den Bürocontainer auf dem Verkaufsgelände stürzte.

"Das Opfer hatte keine Chance, sich zu wehren, der Tote hatte noch den Leberkäse im Mund", sagt Thiess. Die 15 Messerstiche, davon einige ins Herz, waren sofort tödlich. Dann griff sich der Täter etwa 1000 Euro Bargeld, die persönlichen Papiere des Opfers sowie den Schlüssel zum Büroraum und sperrte von außen ab. "Offenbar wollte er sich bis zum Auffinden der Leiche einen Vorsprung sichern", meint der Erste Kriminalhauptkommissar Thiess. Dann verschwand der Täter - am helllichten Nachmittag an der vielbefahrenen Dachauer Straße - ohne dass ein Zeuge sich später an ihn erinnern konnte.


Die Scheinadresse seiner Firma führte zum Täter
Walter Karl M. verschwand. Er sei, so sagt die Polizei, schon des öfteren in seinem Leben abgetaucht: Der Dachauer war schon früh wegen diverser Eigentumsdelikte aufgefallen, war dann zu Banküberfällen, teilweise mit Geiselnahme, übergegangen und im Jahr 1987 geschnappt und zu einer zwölfjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Nach acht Jahren, 1995, kam er frei.

Polizeilich fiel er nach seiner Haftentlassung nicht auf. Nur: Die Arbeitsgruppe "Altfälle" stöberte vor etwa drei Jahren die alten Akten des Bankräubers noch einmal durch und wollte den Mann zu einer so genannten retrograden Abgabe einer Speichelprobe vorladen. "In Einzelfällen bitten wir ehemalige Täter auch Jahre danach noch zu einer Speichelprobe", sagt Thiess, zumal zum Zeitpunkt der Banküberfälle die DNS-Datenbank noch gar nicht existierte. M. wurde gesucht - aber er war abgetaucht.

Bis zum Juni 2008: Da meldete sich der 48-Jährige bei Lübeck an. Eine Scheinadresse für seine Firma - in Wahrheit lebte der Mann längst auf Mallorca. Die Kripo forderte ihn zur Abgabe einer Speichelprobe auf, er willigte ein - wenig später meldete die Datenbank einen Treffer: Die Kripo hatte 2004 bei dem Autohändler in Moosach "tatrelevante DNS-Spuren" gesichert und in die Datenbank eingestellt.

Zielfahnder machten M. schließlich in einer abgelegenen Finca auf Mallorca ausfindig. "Auch die offizielle Mallorca-Adresse stimmte nicht", so Staatsanwalt Thomas Bott. Jetzt sitze Walter Karl M. im Zentralgefängnis in Madrid. "Das Auslieferungsverfahren ist im Gange, wenn M. zustimmt, könnte er noch diese Woche in München landen", sagt Bott.
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