Freitag, 17. März 2006

Gegen die Banalisierung des Unaussprechlichen

soll die Aktion des spanischen Künstlers Santiago Sierra in Pulheim-Stommeln gerichtet sein, bei der in "245 Kubikmetern" eines ehemaligen jüdischen Bethauses dem Kunstinteressierten das Gefühl vermittelt werden soll, in eine Gaskammer geraten zu sein, wenn mittels Schläuchen Autoabgase ins Gebäude gelassen werden, das nur in Begleitung eines Feuerwehrmannes und mit einer Gasmaske vor dem Gesicht betreten werden darf.
Doch gerade dieser Banalisierung des unaussprechlichen Grauens, das bei jedem einigermaßen sensiblen Menschen durch Dokumentarfilme annähernd nahegebracht wird, leistet Sierra Vorschub, indem er die Unmenschlichkeit des Holocausts auf eine Minimalformel herunterrechnet, die der Boulevardisierung schwieriger Themen entspricht, bei denen das Leiden vieler als Hintergrund für eine hollywoodgleiche Inszenierung bagatellisiert wird, wie zum Beispiel im Fernsehzweiteiler "Dresden", in dem die Bombardierung und Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg als dramatische Kulisse für eine schnulzige Liebesgeschichte herhält, so reduziert Sierra die Ermordung von Millionen Menschen während des Dritten Reiches auf eine simple Provokation, die niemandem ernsthaft das wirkliche Leiden der Ermordeten angesichts der Mordmaschinerie näherbringen kann, denn es ging für diese Menschen um Leben und Tod, dem sie nackt und ohne Gasmaske und Begleitschutz ausgesetzt waren, dem sie nicht entrinnen konnten.
Selbst wenn man moralische Bedenken außer acht lässt und Sierra nur an seinem eigenen Absicht misst, so hat er selbst das bestätigt und wiederholt, gegen das er angeblich angetreten ist, denn er hat etwas, wovon man eigentlich nicht sprechen kann, da es unser Vorstellungsvermögen übersteigt, nur in allerbanalster Form zum Ausdruck bringen können, seinen eigenen Anspruch also selbst ad absurdum geführt und das in höchst unsensiblem Maße und Unverständnis für dieses Thema.
Es geht mir also weniger um moralische Verurteilung dieser Aktion, als vielmehr um einen ästhetischen Widerspruch, den Sierra nicht nur nicht aufzulösen vermag, sondern dem er letztlich unterliegt:
Wer mit einer Gasmaske geschützt, von Feuerwehrleuten begleitet diese 245 Kubikmeter voller Autoabgase betritt, wird sich nicht empathisch mit den Opfern identifizieren können, denn er schwebt nicht in Lebensgefahr oder weiß, dass er sterben wird, sondern erlebt etwas vollkommen anderes als jedes Holocaustopfer; der Kunstfreund bekommt ein Placebo verabreicht, das ihm bei aller Lebenssicherheit, aus der er in den Kunstraum tritt, niemals das Gefühl vermitteln kann, das ihm Sierra angeblich vermitteln möchte.
Er scheint den Opfern vielleicht näher gekommen zu sein, doch wesentlich näher kommt ein wirklich einfühlsamer Mensch dem Grauen der Shoa, wenn er sich selbst auf einer emotional-intellektuellen Ebene dem Leiden der Opfer aussetzt, indem er deren Berichte liest, sich Dokumentarfilme zum Thema anschaut.
Doch vielleicht ist im Zeitalter der Extremsportarten, der "Event-Kultur" und des "Trash-TV" gerade diese Fähigkeit des Mitgefühls derart verkümmert, dass solche Kunstaktionen manch einem Kulturbeflissenen als letztes Mittel zum Zweck erscheinen, Nachdenken, wenn schon nicht Einfühlen zu provozieren. Jon

Kunstaktion Gaskammer - Santiago Sierras merkwürdige Inszenierung der Erinnerung:
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/89831/index.html

An die Wand gestellt - Santiago Sierras Kunstaktion "The Punished":
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/90041/index.html

Zitat: Bild-"Zeitung"

'Bild ist das Blechinstrument', sagte der langjährige Vorsitzende der deutschen Journalistenunion, der Redakteur Eckhart Spoo, 'mit dem das große Kapital dem kleinen Mann den Marsch bläst.'
Hier gefunden: http://www.diealternativen.de/buecher-gesellschaft.htm#68er

Krieg als Dienstleistung

>Geschätze 1,5 Millionen Menschen arbeiten weltweit für private Militärfirmen. Sie arbeiten in einer rechtlichen Grauzone: Das Völkerrecht greift nur bei staatlichen Akteuren, das Strafrecht wird in Kriegsgebieten oft nicht durchgesetzt.
Rolf Uesseler hat unzählige Aktivitäten dieser Firmen recherchiert und warnt vor den Gefahren.<
Quelle: http://www.wdr5.de/index.phtml?beitrag=695384

>Der Krieg der Söldner

Rolf Uesseler beschreibt die wachsende Zahl von privaten Militärfirmen, die das Gewaltmonopol des Staates aushöhlen / Auftraggeber Pentagon VON UDO SCHEER

Man kann sich streiten, welches das zweitälteste Gewerbe auf Erden ist: Prostitution oder Söldnertum. Welches das abartigere Gewerbe ist, daran lässt der in Rom lebende Publizist Rolf Uesseler in seiner hochaktuellen Studie keinen Zweifel.

Das Prinzip, bei gewaltsamen Konflikten fremde Kämpfer anzuwerben, dürfte so alt sein wie die Zivilisation. Professionelle Söldner kennt die Geschichte spätestens, seit der spätere König David mit seinem Heer marodierend durchs Land zog und Schutz verkaufte. Wie geachtet dieser Stand im Mittelalter war, zeigt die seit 500 Jahren bestehende Schweizergarde des Vatikan. Im Frankreich der Französischen Revolution verboten, erlebte das Söldnertum nach dem Zweiten Weltkrieg in Fremdenlegionen seine - allgemein geächtete - Renaissance.<
Mehr: http://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultur_und_medien/das_politische_buch/?sid=bc2c636bde81cf52a41881eee066582d&cnt=825827

JON

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